Düsseldorf – Vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zur Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli vergangenen Jahres in NRW hat ein weiterer Meteorologe nun bestätigt, dass die massiven Niederschläge spätestens 48 Stunden vor dem Hochwasser konkret vorhersehbar waren.
Joaquim Pinto, Professor am Karlsruher Institut für Technologie, erklärte, man habe „am 10. Juli gewusst, dass es Düsseldorf trifft, am 12. Juli den Stadtteil, und am 14. Juli die Straße“. Möglicherweise habe es Fehler in der Kommunikation zwischen den Wetterexperten und den Katastrophenschützern vor Ort gegeben. „Nicht jedem ist klar, was es bedeutet, wenn 200 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter vorhergesagt werden“, sagte Pinto. Spätestens am 14. Juli hätte man deshalb „Alarm schlagen“ müssen, um die Bevölkerung auf drohende Evakuierungen vorzubereiten: „Es war klar, dass es gefährlich werden würde."
Professor regt neue Warnstufe für extreme Gefahr an
Pino erklärte, möglicherweise seien die bisher verwendeten vier Warnstufen des Deutschen Wetterdienstes nicht ausreichend. Eine Stufe fünf hätte vor der drohenden extremen Gefahr warnen können. „Viele Menschen wussten nicht, was auf die zukommen würde“, sagte der Professor.
SPD: Vorwarnzeit reichte aus
Bei dem Juni-Hochwasser waren in NRW 49 Menschen ums Leben gekommen. Der Untersuchungsausschuss des Landtags soll aufklären, ob es im Krisenmanagement der Landesregierung Fehler gegeben hat und ob das Ausmaß der Katastrophe zu verhindern gewesen wäre.
Stefan Kämmerling, Obmann der SPD, erklärte, die Vorwarnzeit hätte ausreichen müssen, um Schutzmaßnahmen an den Flüssen zu ergreifen, wenn die Landesregierung frühzeitig ihren Krisenstab aktiviert hätte. „Das hat sie aber nicht. Und so waren die Kommunen und die Menschen vor Ort ihrem Schicksal allein überlassen. Eine plausible Erklärung dafür hat die Landesregierung bisher nicht geliefert“, so Kämmerling.
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Auch der Leiter des Landesumweltamtes (LANUV), Thomas Delschen, wurde von dem Ausschuss vernommen. Er bekräftigte, seine Behörde habe den zuständigen Wasserbehörden die Informationen über drohende Niederschläge mitgeteilt. Er habe keine Kenntnisse darüber, welche Schlussfolgerungen daraus gezogen worden seien.
In der Vernehmung kam ans Licht, dass es bei der Aufarbeitung der Vorgänge zu Unstimmigkeiten zwischen dem LANUV und dem vorgesetzten NRW-Umweltministerium kam. Delschen bestätigte, ein Mitarbeiter der Wasserabteilung des LANUV habe sich bei ihm darüber beschwert, die Pressestelle des Umweltministeriums habe ihm Aussagen in den Mund legen wollen, die er so nicht habe mittragen können.