Das große Interview mit Kölner Abiturientinnen blieb mir im Gedächtnis. Wir sollten öfter jungen Menschen zuhören.
Meine Geschichte 2024Wie diese jungen Menschen aus Resignation Hoffnung machen
Wenn es am Ende dieses ver-rückten Jahres eines ganz dringend braucht, dann ist es Zuversicht. Überall geht es nur bergab: mit dem Klima, mit der Wirtschaft, mit der Demokratie. Da ist die Gefahr groß, in allgemeinem Lamentieren und destruktivem Pessimismus zu versacken. Von daher ist mir das große Interview, das ich im Mai mit sechs Kölner Abiturientinnen geführt habe, in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben. Es war ein Geschenk. Einfach weil es mir Hoffnung gemacht hat, welch großartige, reflektierte junge Menschen in dieser Stadt leben.
Wie viel wird immer auf die Generation Z geschimpft, die angeblich nur auf ihre Work-Life-Balance bedacht ist und ansonsten im Verwöhntheitsmodus durchs Leben groovt? Einfach mal zuhören, kann ich empfehlen. Dabei haben die sechs Achtzehnjährigen schonungslos ins Auge gefasst, was ihnen Angst macht: Die Folgen des Klimawandels, Kriege, die tiefe Sorge, dass die Demokratie, die ihnen doch so selbstverständlich vorkam, zerbrechen könnte. Das Entsetzen über das, was da so an Hass unterwegs ist auf Social Media.
Jugendliche wollen für die Demokratie kämpfen
Aber ihre Antwort darauf war weder Resignation noch Fatalismus. Es war eher ein jugendlich-kämpferisches DENNOCH, ein Bekenntnis zur Verantwortung. „Für mich war Demokratie etwas Selbstverständliches, weil wir darin aufgewachsen sind. Und jetzt merken wir, dass wir auch etwas dafür tun müssen“, sagte die 18-jährige Liva. „Wir dürfen das nicht einfach passieren lassen, dass dieses Kostbare zerstört wird. Es ist wichtig, Widerstand zu leisten“, ergänzte Sanja (18).
Das waren keine einfach daher gesagten Kommentare von Jugendlichen. Da sprachen junge Menschen, die während ihrer Oberstufenzeit mit Tausenden anderer Kölner Jugendlicher für Fridays for Future immer wieder auf die Straße gegangen sind. Und die die Erfahrung gemacht haben, dass all das letztlich nicht gehört wurde. „Trotzdem will ich weiter daran festhalten, dass viele Einzelne einen Unterschied machen, wenn sie sich zusammentun“, sagte eine der Freundinnen.
Sehnsucht nach einer positiven Geschichte
Auch was es ihrer Ansicht nach in diesem zaudernden, ängstlichen Land bräuchte, haben sie mir sehr weise mit auf den Weg gegeben: „Wir bräuchten eine positive Geschichte. Ein Ziel, an dem wir alle gemeinsam mitwirken könnten. Weil man dann nicht mehr das Gefühl hätte, alles umsonst zu machen.“
Was ihnen Hoffnung mache, wollte ich am Ende wissen. Die Antwort der 17-jährigen Rosalie möchte ich Ihnen zum Jahresausklang nicht vorenthalten: „Mir gibt die Menschlichkeit, die wir doch am Ende alle ins uns haben, ganz viel Hoffnung. Ich kann und will mir nicht vorstellen, so von Hass und Frust erfüllt zu sein, dass ich mir nichts Positives mehr vorstellen kann. Allein dieser Gedanke ist für mich Hoffnung. Und ich hoffe, dass alle Menschen das irgendwie haben.“