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Patent angemeldetWie zwei Kölner Gründer aus Altkleidern Stühle machen

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Lars Conzendorf und Lauritz Schmidt.

Lars Conzendorf und Lauritz Schmidt recyclen Altkleider.

Zwei Kölner Gründer haben ein Verfahren entwickelt, mit dem aus Altkleidern Plastik wird. Erfunden haben sie es in ihrer Garage.

Eigentlich hatten die beiden Kölner etwas anderes vor. Lars Conzendorf (30) kaufte gerne und viele Klamotten. Oder wie er es ausdrückt: „Ich war modisch sehr intensiv unterwegs.“ Sein Freund Lauritz Schmidt (29) fügt lachend hinzu: „Du hast aber auch einen guten Geschmack.“ Aber irgendwann kam dann doch das schlechte Gewissen. Deshalb beschlossen die beiden vor zwei Jahren zunächst, ein eigenes nachhaltiges Modelabel zu gründen. „Doch dann haben wir erkannt, dass diese Nische schon ziemlich voll ist. Und noch weitere Label zu schaffen, ist vielleicht auch gar nicht so nachhaltig, wie man denkt.“

Stattdessen entschieden sie, sich jener Kleidungsstücke anzunehmen, die „im Hof rumliegen und die keiner mehr haben will“. Also Kleidung, die nicht mehr als Second-Hand-Ware verkauft werden kann, sondern am Ende verbrannt oder höchstens noch zu Maler-Vlies verarbeitet wird. Ob man das nicht doch wieder zu etwas Sinnvollem machen könnte – zum Beispiel Kunststoff?

Die Plastikmasse kann zu Stühlen, Boxen und Kleiderbügeln werden

Solche Restware wird in sogenannten Reißereien in ihre Fasern zerlegt. Conzendorf und Schmidt besorgten sich dieses Baumwoll-Synthetik-Gemisch und starteten in der eigenen Garage – dieses Szenario kennt man von anderen Erfolgsgeschichten – und mit einem handelsüblichen Mixer erste Versuche. Sie zerkleinerten die Fasern bis auf Flusengröße. „Die Masse haben wir dann mit Textilkleber wieder zusammengeklebt. Und es hielt.“ Es entstand eine Art Kunststoff.

Um daraus etwas Ernsthaftes zu machen, brauchte es dann aber professionelle Unterstützung und Maschinen. Da Lars Conzendorf unter anderem beim Recycling-Riesen Remondis gearbeitet hat, gab es Verbindungen in die Branche. Mithilfe der Fachfirma Brabender in Duisburg gelang es, die Klebemasse zu einem Granulat zu pressen, das ein bisschen aussieht wie Mini-Pellets. Das Granulat kann dann wie aus einer Tülle für Spritzgebäck-Teig in die verschiedensten Formen gepresst werden. Kleiderbügel, Sitzschalen, Stühle, Aufbewahrungsboxen und vieles mehr können so entstehen. Einige Prototypen gibt es bereits. Auch verschiedene Farben wie Weinrot und Kobaltblau sind möglich.

Rechts in der Flasche sind die Stoff-Fasern, in der Mitte die gemahlenen Fasern und links das Endprodukt, das Granulat, zu sehen.

Rechts in der Flasche sind die Stoff-Fasern, in der Mitte die gemahlenen Fasern und links das Endprodukt, das Granulat, zu sehen.

Die Gründer nannten ihr Produkt „Apatura“ nach einer Schmetterlingsart – weil auch Schmetterlinge verschiedene Lebenszyklen durchmachen wie der Kleiderstoff. Das Patent für „Apatura“wird derzeit geprüft. Die beiden Erfinder haben ein NRW-Gründerstipendium bekommen, das aber inzwischen abgelaufen ist. Weder Schmidt noch Conzendorf kommen vom Fach. Schmidt hat Sozialwissenschaften und Politik studiert, Conzendorf das Fach BWL. Er war außerdem viele Jahre Spieler beim Feldhockey-Bundesligisten Krefeld.

„Höhle der Löwen“ ist die falsche Sendung für die Gründer

Trotzdem betreiben sie ihre GmbH CRCL (für circle, also Kreislauf) nun hauptberuflich. Es sei, sportlich ausgedrückt, „crunch time“, jetzt komme es drauf an. „Das ist oft eine Achterbahn der Gefühle“, so Schmidt. Die Gründer suchen nach einem Investor, der ihre Firma strategisch aufbaut und lange am Ball bleibt. „Wir werden oft gefragt, warum wir nicht zur ‚Höhle der Löwen‘ gehen“, so Conzendorf. Doch erstens sei Kunststoff aus Altkleidern nun mal nicht so sexy wie etwa veganes Bananenbrot oder Müsli. Und zweitens sei das Herstellungsverfahren ja für die Industrie gedacht und nicht direkt für den Endverbraucher. Vor der TV-Kamera sei es also eher schwer zu verkaufen.

Die Gründer glauben aber fest an ihren Erfolg. „Bis 2050 wird sich die Menge an Plastik vervierfachen, wenn nichts passiert“, sagt Conzendorf. „Apatura“ produziere im gesamten Herstellungsprozess 50 Prozent CO2 weniger als Neuplastik. Das sei leider immer noch billiger als recyceltes Material. Aber: „Alle Industriebranchen müssen auf Recycling setzen.“ Und gerade bei Plastik, das meistens aus China komme, sei „nach der 14. Station die Lieferkette undurchschaubar“. Da greifen vielleicht doch bald viele Kunden auf das Produkt aus der Kölner Garage zurück.