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Wohnungsmangel in KölnChefin der Wohnungsbauleitstelle stellt neues Konzept vor

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Franka Schinkel erläutert die geplanten Maßnahmen zur Stärkung des Wohnungsbaus.

Franka Schinkel erläutert die geplanten Maßnahmen zur Stärkung des Wohnungsbaus.

Seit April leitet Franka Schinkel die Wohnungsbauleitstelle. Nun hat sie dargelegt, wie ihre Institution dem Wohnungsmangel begegnen will.

Im Sommer hat Kölns Oberbürgermeisterin die Wohnungsbauleitstelle (WBL) im Dezernat für Stadtentwicklung, Planen und Bauen unter Leitung von Markus Greitemann per Erlass mit neuen Kompetenzen ausgestattet. Denn der Wohnraumbedarf in Köln ist hoch und steigt stetig an. Jetzt soll die WBL als Koordinierungsstelle mit Entscheidungsbefugnissen den von Henriette Reker zur Priorität erklärten Wohnungsbau in Köln effektiver und erfolgreicher gestalten. Das teilte die Verwaltung Anfang des Monats dem Stadtentwicklungsausschuss mit.

Franka Schinkel ist seit April die Chefin der im Jahr 2019 eingerichteten Leitstelle, die dem Baudezernenten unterstellt ist. Die 52-Jährige will an der Spitze der WBL ihre Aufgaben mit „interdisziplinärer Sachkenntnis“ und Fachwissen erfüllen, kündigt sie an. Die acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Fachbereiche haben dafür mit zwei ersten Schritten das „überarbeitete Tätigkeitsfeld auf eine neue Ebene gehoben“, hebt Franka Schinkel in ihrem Büro im Stadthaus Deutz am Willy-Brandt-Platz hervor.

Monatliche Treffen der Verantwortlichen sollen Austausch stärken

Dazu gehört einerseits die Digitalisierung: in dem Tool „cproject“ seien alle Wohnungsbauprojekte der Stadt mit mehr als 50 Wohneinheiten erfasst worden – nur bei wenigen Großbauprojekte wie am Deutzer Hafen, bei Parkstadt-Süd oder dem Stadtteil Kreuzfeld sitzt die WBL nicht mit am Tisch. Derzeit umfasse der Pool laut Schinkel etwa 50 bis 60 Wohnungsbauprojekte stadtweit.

Neben der Transparenz sollen für alle Beteiligten Vorteile durch Austausch geschaffen werden: So finden die Treffen der Leitstelle mit Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wohnungsbauwirtschaft nun monatlich statt, wie Schinkel hervorhebt. Die erste dieser neuen „Projektkonferenzen Wohnungsbau“ hat am 30. Oktober stattgefunden.

Neue WBL-Chefin strebt deutlich verkürzte Verfahrenszeiten an

„Die erste Resonanz ist sehr gut“, sagt die Architektin. Franka Schinkel erläutert, die Ziele der neu aufgestellten Wohnungsbauleitstelle: „Die Zurückhaltung der Träger etwa aufgrund stark gestiegener Materialkosten oder bürokratischer Hürden ist ein großes Problem für die Initiierung neuer Bauprojekte“, erläutert Schinkel. „Wir wollen früh eine umfassende Beratung bieten, die auch ämterübergreifend stattfindet“, sagt die WBL-Chefin. Damit sollen „deutlich verkürzte Verfahrenszeiten zugunsten zügiger Projektverläufe“ gewährleistet werden, um der „aktuell schwierigen Marktlage“ zu begegnen.


Beim Wohnungsbau hinkt Köln hinterher – und das bei steigender Einwohnerzahl. Das Konzept der Stadtentwicklung in Köln geht davon aus, im Jahr 2029 66.000 Wohnungen mehr als 2015 zu benötigen. Doch in der dafür benötigten Rate gehen bisher keine Neubauten an den Markt. Im Zeitraum 2017 bis 2022 wurden jährlich nur rund 2500 Wohnungen fertiggestellt, deutlich weniger als in den Vorjahren. Währenddessen beträgt der Bauüberhang laut aktuellem Wohnungsmarktbericht durchschnittlich 8300 Wohnungen, es wurden also deutlich mehr genehmigt als gebaut: im Schnitt jährlich 3100 Wohnungen zwischen 2017 und 2022. (juh)


Für alle große Bauprojekte in Köln, die „viel, schnell und bedarfsgerechten Wohnungsbau aussichtsreich erscheinen lassen“, finde durch die Wohnungsbauleitstelle „eine besonders enge Betreuung“ statt, sagt die 52-Jährige. Das helfe dabei, die Fachämter zu entlasten und zu synchronisieren sowie die Trägerinnen und Träger der Bauvorhaben besser durch die notwendigen Prozesse zu führen, erläutert Franka Schinkel.

Am 18. November werden Schinkel und Baudezernent Greitemann das überarbeitete Konzept der Kölner Wohnungsbauleitstelle im „Unterausschuss Wohnen“ vorstellen. Die neue WBL-Chefin ist optimistisch, dass die Stadt davon profitiert: „Ich stehe in engem Austausch mit vergleichbaren Stellen andernorts in Deutschland, darunter in Berlin und Hamburg“, sagt Schinkel, „dort existieren ähnliche Probleme und der Weg, den Köln einschlägt, wird sehr interessiert beobachtet.“

Informationen zum Wohnungsbau in Köln sind auf den Internetseiten der Stadt sowie der Initiative „Wir in Köln“ zu finden.