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Lager für KunstwerkePolitik zweifelt an Zentraldepot für Kölner Museen – Summe von 280 Millionen Euro „Schwachsinn“

Lesezeit 3 Minuten
18.04.2023, Köln: Erste Großobjekte der zukünftigen Dauerausstellung erreichen das Stadtmuseum.

Foto: Michael Bause

Wohin mit Kölns Kunstwerken? Hier zieht ein Bild in das Interim des Stadtmuseums im Haus Sauer. (Symbolbild)

Der Plan für ein teures Prestigeprojekt des Kulturdezernenten stößt auf wenig Gegenliebe. Allein eine Bedarfsermittlung soll 900.000 Euro kosten.

Wohin mit den Kunstschätzen der Stadt? Die Antwort von Kulturdezernent Stefan Charles lautet – in ein Zentraldepot. Doch die Entwicklung eines solchen Depots verzögert sich immer weiter. Nachdem das Thema bereits im Oktober vertagt wurde, ist das Zentraldepot im Dezember nun erneut von der Tagesordnung für den Stadtrat geflogen. Und das, obwohl es zunächst nur um eine erweiterte Grundlagenermittlung geht. Diese soll zeigen, wie groß der Bedarf der städtischen Museen für ein Zentraldepot tatsächlich ist. Allein dafür sollten noch in diesem Jahr 900.000 Euro genehmigt werden. Doch daraus wird erstmal nichts. Die Politik hat Bedenken.

Politik fordert Überprüfung bestehender Depots

Vor allem in zwei Punkten: Die Fixierung auf ein Zentraldepot, statt mehrerer kleinerer Flächen. Eine erste Abfrage bei den städtischen Häusern hat einen Gesamt-Flächenbedarf von über 40.000 Quadratmetern ergeben. Und: Die Finanzierung. In der Liste der städtischen Großbauprojekte ist das Zentraldepot mit 280 Millionen Euro veranschlagt.

23.10.2023, Köln: Das Römisch-Germanische-Museum wird saniert.  Foto: Uwe Weiser

Leergeräumt: Das Römisch-Germanische Museum muss saniert werden. Die Kunstwerke lagern derweil an verschiedenen Standorten.

„Wir wollen die Entscheidung nicht übers Knie brechen“, sagt Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin der Grünen. „Wir brauchen eine genaue Aufschlüsselung darüber, welche Flächen gebraucht werden und in welchem Zustand die jetzigen Depots sind. Die Finanzierung ist für uns nicht gesichert. Es ist die Frage, ob es tatsächlich einen neuen Bau braucht, oder ob wir bestehende Depots erhalten können.“

Kölns Kunstwerke drohen in alten Lagern zu verschimmeln

Aktuell lagern die Exponate, die die städtischen Museen nicht in ihren Ausstellungen zeigen können, an 15 dezentralen Standorten. Allein das Kölnische Stadtmuseum besitzt rund eine halbe Million Objekte. Die Verwaltung sieht ein „erhebliches Risiko für fortschreitenden Kulturverlust“, sollten die Objekte in den aktuellen Depots bleiben. Denn diese sind teils in sehr schlechtem Zustand, die Kunstwerke könnten darin Feuchtigkeit oder Schädlingen ausgesetzt sein.

„Wir erkennen grundsätzlich den Bedarf für ein Zentraldepot an. Wir müssen unsere Kulturgüter verwahren“, sagt Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU. „Aber die Frage ist – zu welchen Kosten. In den kommenden zehn Jahre geben wir drei Milliarden Euro für Kulturbauten aus.“ Die 280 Millionen Euro für das Zentraldepot hält er in Anbetracht dessen für „Schwachsinn“. Zumal man beispielsweise in Porz eine große Lagerhalle für sehr viel weniger Geld bauen könne.

280 Millionen Euro „passen nicht in die Zeit“

„Die Summe passt nicht in eine Situation, in der soziale Strukturen wie Kitas so unter Druck sind“, meint auch Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP. „Wir möchten eine günstige Lösung haben. Ein Schaudepot passt nicht in die Zeit.“ Stefan Charles hatte 100 Tage nach seinem Amtsantritt als Kulturdezernent 2022 das Zentraldepot dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber noch so umrissen: „Wir wollen es so attraktiv machen, dass man es auch als Schaudepot öffentlich machen kann, dass man hingehen und forschen kann, dass man mit Schulen hingehen kann.“

Von dieser repräsentativen Idee, in der im Depot auch Kunstwerke ausgestellt worden wären, ist das Zentraldepot in Anbetracht der Kulturbaustellen in der Stadt mittlerweile zur reinen Lagerfläche heruntergeredet worden. Zuletzt stellte Charles in Aussicht, dass das Depot auch von einem Investor gebaut werden könnte. Die Stadt würde es dann langfristig anmieten.

Andere Prüfung möglich

Laut Deutsch muss die Verwaltung trotzdem ergebnisoffen prüfen, welche Depotlösungen für die Museen möglich sind. „Das kann am Ende ein Zentraldepot sein. Muss es aber nicht.“ Gemeinsam mit der SPD will die FDP die Verwaltung mit einem Änderungsantrag daher beauftragen, nicht eine Grundlagenermittlung für ein Zentraldepot, sondern für eine „zukunftsfähige Depotinfrastruktur der Museen“ durchzuführen.

„Wenn wir dafür schon fast eine Million Euro ausgeben, müssen die Optionen auch gleichwertig abgewogen werden“, erklärt Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der SPD. „Wir sehen den Depotbedarf. Aber wenn die Vorlage schon ‚Zentraldepot‘ heißt, steht das Ergebnis der Prüfung bereits fest.“ Unterstützung könnten FDP und SPD dabei von den Grünen bekommen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir die Verwaltung dahingehend anders beauftragen werden“, sagt Brigitta von Bülow.