Die Stimmung bei den Unternehmen in der Region Aachen ist schlecht. Im Kreis Euskirchen ist sie noch schlechter.
IHK-UmfrageUnternehmen im Kreis Euskirchen erwarten wenig Gutes für die nächsten Monate
Die Wirtschaft im Kreis Euskirchen kommt nicht so richtig wieder auf die Füße. Die Lage der Unternehmen habe sich zwar leicht verbessert, stellt die Industrie- und Handelskammer Aachen fest, sie bleibe aber „überwiegend schlecht“.
Die am Donnerstag (10. Oktober) von der IHK vorgelegten Ergebnisse der „Konjunkturumfrage Herbst 24“ machen deutlich: Die Einschätzung der Geschäftslage und die Erwartungen für die nächste Zeit fallen bei den Unternehmern im Kreis Euskirchen noch schlechter aus als in der Region im Schnitt insgesamt.
Firmenleitungen im Kreis Euskirchen sehen mit Sorgen in die Zukunft
Lediglich 15 Prozent der Befragten im Kreis zeigten sich mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, im Frühjahr waren es noch 18. Regionsweit sind es aktuell 28 Prozent. Ebenfalls 28 Prozent der Euskirchener Firmen schätzen die Lage hingegen negativ ein, das sind immerhin sieben Prozentpunkte weniger als im Frühjahr. In der Region sind derzeit 25 Prozent unzufrieden.
Auch die Aussichten sind trübe: Nur 11 Prozent (Frühjahr 12 Prozent) der teilnehmenden Unternehmensleitungen im Kreis rechnen mit besseren Geschäften in der nächsten Zeit, regionsweit sind es 17 Prozent. 35 (32) Prozent im Kreis und 28 Prozent in der Region rechnen mit einer Verschlechterung ihrer Lage.
Kreis Euskirchen schneidet seit Jahren unterdurchschnittlich ab
Auch in den vergangenen Jahren waren die Werte für den Kreis Euskirchen unterdurchschnittlich. Experten führten das auf die Folgen der Flutkatastrophe im Juli 2021 und auf die Krise im Baugewerbe zurück, das im Kreis Euskirchen eine vergleichsweise große Rolle spielt. Das könnte auch ein Grund für die aktuellen Zahlen sein.
Das Baugewerbe im Bereich der IHK Aachen bewerte seine Lage zwar noch immer überdurchschnittlich positiv, heißt es im Ergebnisbericht zur aktuellen Konjunkturumfrage: „Allerdings haben auch hier die Meldungen eine rückläufige Tendenz.“
45 Prozent der Bauunternehmen aus der Region meldeten eine gute Geschäftslage, im Frühjahr waren es noch 52 Prozent. Fünf Prozent sind derzeit nicht zufrieden, vier Prozentpunkte mehr als noch Frühjahr. „Gestiegene Zinsen und Rohstoffpreise erschweren das Geschäft im Baugewerbe“, nennt die IHK Gründe.
Von positiven Geschäften berichteten demnach immerhin der Tiefbau sowie die Bauinstallateure. Schlechter seien die Rückmeldungen aus dem Hochbau und von den Projektentwicklern. Zudem werde auf dem Bau weniger Geld verdient. Lediglich neun Prozent meldeten laut IHK gestiegene Erträge, 28 Prozent gesunkene.
Nur jedes sechste Bauunternehmen rechne mit einer Verbesserung der Geschäfte, während fast die Hälfte der Unternehmerinnen und Unternehmer eine negative Entwicklung in den kommenden Monaten erwarte. Ein Sechstel geht derzeit davon aus, dass die Mitarbeiterzahl steigen wird, etwas weniger Firmen prognostizieren einen Rückgang.
Die größte Sorge im Baugewerbe: Arbeiter- und Fachkräftemangel
Wo liegen die größten Risiken fürs Baugewerbe? Drei Viertel der Unternehmen nennen den Fachkräftemangel, gefolgt von der Sorge vor nachlassender Inlandsnachfrage (59 Prozent). Die Sorge vor steigenden Energie- und Rohstoffpreisen ist unterdessen gesunken – von 56 Prozent im Frühjahr auf 34 Prozent im Herbst.
Insgesamt sind Lage und Stimmung in der Stadt und Städteregion Aachen sowie in den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg nicht gut. „Aufbruchstimmung und Erholung sind in der Wirtschaftsregion Aachen nicht in Sicht“, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer fest.
Die Unternehmerinnen und Unternehmer blickten seit 2022 – zum achten Mal in Folge – pessimistisch in die Zukunft. „Das ist ein trauriger Rekord“, so Bayer: „Die längste Negativphase der vergangenen 30 Jahre wird damit weiter ausgebaut. Ein Ende ist noch nicht absehbar.“
Bei Investitionen halten sich die Firmen in der Region Aachen zurück
In der Industrie meldeten vier von zehn Befragten im Gebiet der IHK Aachen rückläufige Auftragseingänge. Beim Export seien für die kommenden Monate ebenfalls keine positiven Impulse zu erwarten. „Drei von zehn Industrieunternehmen rechnen damit, dass die Auslandsnachfrage sinkt, nur jeder Fünfte geht von einem Anstieg aus“, sagt Bayer.
Gründe für die miese Lage seien Arbeits- und Fachkräftemangel, schwächelnde Inlandsnachfrage, steigende Arbeitskosten sowie die „allgemeinen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen“.
Diese Untersicherheiten führten zu einer geringen Investitionsneigung und zu zurückhaltenden Beschäftigungsplänen. Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen ist seit dem Frühjahr zwar auf 6,7 Prozent gesunken, das sei aber vor allem auf arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in der Städteregion Aachen zurückzuführen, mit denen die Integrationschancen von Langzeitarbeitslosen erhöht werden sollen.
Die Quote in der Region liege also weiterhin höher als auf Bundesebene (6,0 Prozent), allerdings deutlich niedriger als in NRW (7,6 Prozent). Für den Kreis Euskirchen meldete Agentur für Arbeit Ende September eine Quote von 5,9 Prozent.
An der aktuellen Konjunkturumfrage haben laut IHK 334 Unternehmen mit insgesamt mehr als 30.000 Beschäftigten teilgenommen. Die IHK Aachen vertritt nach eigenem Bekunden 84.000 Unternehmen in der Städteregion Aachen und in den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg.