Deutsche Unternehmen sehen die Entwicklung der Plattform unter Musk skeptisch. Einige erwägen sogar, sich von X komplett zurückzuziehen.
Mehr Fake News und Hate-SpeechFirmen erwägen Löschung von X-Profil – Kritik an Elon Musk
Die Kommunikationsplattform X, die als Twitter bekannt geworden ist, verliert bei Unternehmen in Deutschland an Boden. Seit der Übernahme durch den Tech-Milliardär Elon Musk vor gut einem Jahr veröffentlichen 43 Prozent der Firmen nach eigenen Angaben dort weniger Beiträge oder haben eigene Posts ganz eingestellt.
Das ist das Ergebnis einer Befragung von mehr als 600 Unternehmen in Deutschland ab 20 Beschäftigten, die vom Digital-Branchenverband Bitkom in Auftrag gegeben wurde. Die Umfrage wurde im August von Bitkom Research vorgenommen und ist repräsentativ.
Umfrage: Deutsche Unternehmen werben weniger über X/Twitter
Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sieht in den geänderten Rahmenbedingungen die Gründe für den Negativ-Trend: „Der Anstieg von Fake News, die Zunahme von Hate-Speech oder die Äußerung teils extremer politischer Haltungen haben bei vielen Unternehmen offenbar zu massiver Verunsicherung geführt“, sagte Rohleder.
Alles zum Thema Elon Musk
- Einmischung Scholz beleidigt, AfD verharmlost – Wie der Anschlag in Magdeburg Elon Musk entlarvt
- „Unfähiger Narr“ Musk beleidigt Scholz nach Angriff in Magdeburg und fordert Rücktritt
- Reaktionen auf Magdeburg Oberbürgermeisterin unter Tränen – Wüst nennt Angriff „Anschlag auf die Freiheit“
- Trump und Musk Deutschland wird einen hohen Preis zahlen
- „Nur die AfD kann Deutschland retten“ Elon Musk stimmt rechter Influencerin zu und gibt Wahlempfehlung
- Haushaltsstreit in den USA Trump und Musk stiften Chaos – Regierungs-„Shutdown“ droht
- Brandbrief wegen Tech-Milliardär US-Senatorin hält Musk für Trumps „inoffiziellen Co-Präsident“
Musk machte in jüngster Vergangenheit immer wieder mit Posts und dem Teilen von Aussagen anderer auf ich aufmerksam. Ende September teilte er einen Beitrag, der die Rettung von Geflüchteten im Mittelmeer verurteilte und dabei für die AfD warb.
Der Tech-Milliardär entsperrte auch das Profil des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, dessen Account nach dem Sturm auf das Kapitol deaktiviert worden war.
X: Mehr Fake News und Hate Speech seit Übernahme von Elon Musk
In der Umfrage zeichnet sich auch ein Trend ab, der international zu sehen ist: X verliert gegenüber den alten Twitter-Zeiten als Werbe-Plattform an Bedeutung. Demnach schalten 36 Prozent der Unternehmen, die X nutzen, dort weniger oder keine kostenpflichtigen Anzeigen mehr, seit Musk die Plattform übernommen hat.
21 Prozent schalten Anzeigen im selben Umfang wie zuvor, 3 Prozent haben ihre Werbemaßnahmen auf Twitter verstärkt beziehungsweise erst nach der Übernahme überhaupt damit begonnen. 29 Prozent werben generell nicht auf Twitter, also weder vor noch nach der Übernahme.
Unter den befragten Unternehmen waren 192 Unternehmen, die auf X ein eigenes Profil oder einen eigenen Account haben – das entspricht einem Anteil von 32 Prozent.
Jedes fünfte deutsche Unternehmen erwägt Löschung des eigenen X-Accounts
Einige Unternehmen erwägen sogar eine komplette Löschung des eigenen Firmenprofils. Der Umfrage zufolge planen oder diskutieren insgesamt 21 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die X nutzen, ihr Unternehmens-Konto beziehungsweise das Unternehmens-Profil dort gänzlich zu entfernen. Bei 71 Prozent ist die Profillöschung aktuell kein Thema, und 8 Prozent machen dazu keine Angabe. Für einige Unternehmen hat X aber weiterhin große Bedeutung: Für 43 Prozent der Unternehmen, die die Plattform nutzen, ist sie ein wichtiger Kommunikationskanal.
Bei gut einem Drittel der auf X aktiven Firmen hat die Übernahme von Elon Musk keine Auswirkungen: 36 Prozent der Unternehmen veröffentlichen im selben Umfang wie zuvor. 9 Prozent posten sogar mehr Beiträge oder haben erst nach der Musk-Übernahme damit begonnen.
Seit Musk Ende Oktober 2022 Twitter für rund 44 Milliarden Dollar kaufte, kämpft der Dienst unter anderem mit Erlösproblemen. Musk räumte im August ein, dass die Werbeeinnahmen weiterhin nur halb so hoch seien wie vor der Übernahme. (dpa, mcl)