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Kommentar

Kommentar zu Moskaus Einfluss
Elon Musk verhindert Angriff – und Putin gerät ins Schwärmen

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Lesezeit 4 Minuten
HANDOUT - 12.09.2023, Russland, Wladiwostok: Auf diesem von der Roscongress Foundation veröffentlichten Foto applaudiert Wladimir Putin, Präsident von Russland, während einer Plenarsitzung auf dem Östlichen Wirtschaftsforum. Foto: Sergey Shinov/Roscongress Foundation/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Lob für Elon Musk: Nachdem bekannt geworden ist, dass der US-Milliardär einen ukrainischen Angriff auf russische Schiffe verhindert hat, gibt es prompt ein Lob von Wladimir Putin. Dass Musk anfällig für russische Propaganda ist, zeigt sich nicht zum ersten Mal.

Elon Musk ist anfällig für Putins Propaganda. Nach Bekanntwerden eines verhinderten Angriffs gibt es Lob vom Kremlchef. Das ist gefährlich.

Es gibt keine Krise, kein Problem, das Elon Musk nicht lösen kann – zumindest glaubt Musk das offenbar selbst. Nun erscheint eine Biografie über den Tech-Milliardär und Tausendsassa – und liefert bereits vorab teils beunruhigende Einblicke.

Autor Walter Isaacson berichtet in dem Buch, der SpaceX- und Tesla-Chef habe im September 2022 einen ukrainischen Angriff auf die russische Schwarzmeerflotte sabotiert, indem er das für die Internet-Kommunikation wichtige Starlink-System abgeschaltet habe. Die Drohnen seien daraufhin „harmlos an Land“ gespült worden. Die russischen Kriegsschiffe blieben unversehrt – und feuerten fortan weiterhin nahezu täglich Marschflugkörper auf ukrainische Städte ab.

Verhinderter Drohnenangriff: Elon Musk lässt Ukraine auflaufen

Mittlerweile sind Musk und sein Biograf von der im Buch beschriebenen Geschichte abgerückt. Starlink sei für die Krim – die Region des Angriffs – gar nicht aktiviert gewesen, hieß es eilig von Musk, als der Milliardär merkte, dass er für sein Eingreifen nicht als Weltenretter gefeiert, sondern als Saboteur kritisiert werden würde.

Auch Isaacson hat Musks Version mittlerweile bestätigt und erklärt, er habe den Milliardär falsch verstanden. Unbestritten bleibt: Eine eilige ukrainische Anfrage, Starlink für die Krim (wieder) anzuschalten, lehnte Musk damals ab. Als die Ukraine die Hilfe des Milliardärs brauchte, weigerte der sich.

Zum Jahrestag des Kriegsbeginns von Russland in der Ukraine am 24. Februar fordern Demonstranten eine verlässliche Versorgung der ukrainischen Streitkräfte mit dem Starlink-System von Elon Musk. (Archivbild)

Zum Jahrestag des Kriegsbeginns von Russland in der Ukraine am 24. Februar fordern Demonstranten eine verlässliche Versorgung der ukrainischen Streitkräfte mit dem Starlink-System von Elon Musk. (Archivbild)

Pikant ist aber nicht nur die Geschichte an sich, sondern auch ihr Kontext: Kurz nach dem Vorfall veröffentlichte Musk nämlich eine Liste mit Ideen, wie Frieden in der Ukraine geschaffen werden könne – und die las sich wie vom Kreml verfasst.

Wenn Elon Musk wie Wladimir Putins Propaganda klingt

Musk forderte „Referenden“, in denen die Bevölkerung der von Russland völkerrechtswidrig besetzten Gebiete in der Ostukraine entscheiden solle, ob sie zu Russland oder der Ukraine gehören wolle. Die bereits 2014 von Russland illegal besetzte Krim wollte Musk derweil einfach Russland zusprechen. Die Halbinsel solle ein „Teil Russlands werden, so wie sie es seit 1783 war“, erklärte Musk ungeachtet historischer Fakten – und sorgte so für wütenden Widerspruch aus Kiew.

Ganz anders sind derweil die Gefühle, die der Milliardär in Moskau auslöst. Am Dienstag lobte Wladimir Putin den Space-X-Chef als „herausragenden Menschen“, Musk sei ein „talentierter Geschäftsmann“, erklärte der Kremlchef. Im Gegensatz zu den „Zombies“ in hohen US-Ämtern sei Musk ein „unabhängiger Denker“, hatte zuvor bereits am Wochenende der russische Außenpolitiker Alexei Puschkow den verhinderten Drohnenangriff gelobt.

Liebesgrüße aus Moskau für Elon Musk

Auch der Putin-Vertraute und Propaganda-Lautsprecher Dmitri Medwedew fand prompt Gefallen an Musks Aktion, der offenbar glaubte, mit einer heroischen Tat den Beginn des Dritten Weltkriegs und russische Atomschläge verhindert zu haben. Sollte das stimmen, sei der Milliardär der „letzte adäquate Mensch in Nordamerika“, verkündete Medwedew ausgerechnet in Musks sozialem Netzwerk X (vormals Twitter).

„Er liebt es, der epische Held zu sein“, beschrieb Isaacson den Milliardär in einem Gespräch mit dem US-Sender CBS. „Ich glaube, das ist ein bisschen gefährlich, weil er es zu sehr liebt.“ Tatsächlich, das berichtet nicht erst Isaacson, sieht Musk sich allzu oft dazu berufen, den Helden zu spielen.

Biograf über Elon Musk: „Er liebt es, der epische Held zu sein“

Manchmal kommt dabei Gutes heraus: Mit Tesla hat Musk für internationale Aufbruchstimmung in Sachen E-Autos gesorgt. Und mit Starlink half er der Ukraine in der Frühphase des russischen Angriffs, die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Doch der von seinem Biografen als „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ beschriebene Exzentriker greift auch wegen dieses Narzissmus regelmäßig in die vom Kreml platzierten Honigtöpfe.

Bisher ist noch jede Atom- und Weltkriegs-Drohung aus Moskau folgenlos verhallt. Bei Musk jedoch entfalten sie ihre Wirkung. Das politische Bewusstsein dafür, was Russland mit derartigen Drohungen bezwecken könnte, scheint dem in vielen Bereichen offenkundig talentierten Milliardär zu fehlen.

So ist aus Musk ein russisches U-Boot geworden, das russische U-Boote rettet – ohne dass der Milliardär das Spiel des Kremls selbst zu durchschauen scheint. „Genie ist nicht Weisheit“, sagte Isaacson dem „Spiegel“ über den Milliardär. Und Macht ohne Weisheit kann schnell gefährlich werden. Erst recht, wenn der Kreml mitmischt.


Anm. d. Red.: Der Artikel wurde nach den Äußerungen Wladimir Putins aktualisiert.