Dmitri Medwedew ist für seine schrillen Töne bekannt. Nun droht er sämtlichen Mitgliedsstaaten der Nato.
Medwedew droht Westen mit „Apokalypse“„Haben das Recht, gegen jedes einzelne Nato-Land vorzugehen“
Der russische Politiker Dmitri Medwedew hat am Dienstag (29. August) neue Drohungen in Richtung des Westens ausgesprochen. Russland habe das Recht, gegen die Nato beziehungsweise deren Mitgliedsstaaten in den Krieg zu ziehen.
Auf X, früher als Twitter bekannt, schrieb der 57-Jährige, der für seine aggressive Rhetorik bekannt ist: „Ukrainische Kriminelle haben verkündet, dass alle ihre Schläge gegen irgendein russisches Ziel (…) von der Nato genehmigt wurden.“
Dmitri Medwedew droht Nato-Ländern mit Krieg
Wenn diese Behauptung wahr sei – eine Quelle nannte Medwedew nicht, sieht aber „keinen Grund, daran zu zweifeln“ –, wäre das laut dem russischen Politiker „ein direkter, rechtlich signifikanter Beweis für die Komplizenschaft des Westens im Krieg gegen Russland“. Daraus schließt Medwedew, dass Russland folglich auch das Recht habe, „gegen jedes einzelne NATO-Land vorzugehen“.
In einem Post auf X warnte Medwedew, dass die „Apokalypse“ näher rücke, zudem zitierte er biblische Verse und die einstigen sowjetischen Führer Wladimir Iljitsch Lenin und Nikita Chruschtschow. „Ob Sie es wollen oder nicht, die Geschichte ist auf unserer Seite. Wir werden Sie begraben“, zitierte der ehemalige russische Premierminister eine Drohung des ehemaligen UdSSR-Chef Chruschtschow, die dieser 1956 gegenüber westlichen Botschaftern geäußert hatte.
Putin-Vertrauter Dmitri Medwedew: Mal droht er vor Atomschlägen, mal vor dem Dritten Weltkrieg
Dmitri Medwedew, ehemaliger russischer Präsident und nunmehriger stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats, droht und warnt oft seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine, seine Wortwahl ist meist derbe, ohne diplomatische Zurückhaltung. Bislang allerdings blieben diese Drohung in der Regel folgenlos.
So beschwor Medwedew bereits mehrfach die Gefahr eines russischen Atomschlags, zuletzt im August 2023. Diese angedrohte Gefahr sei Kalkül und solle abschreckend wirken, „besteht aus meiner Sicht aber nicht“, stellte Politikwissenschaftler Thomas Jäger jüngst im „Kölner Stadt-Anzeiger“ klar.
Atom-Drohungen aus Moskau: Dmitri Medwedew spielt „propagandistischen Bluthund für Putin“
Medwedews ständige Drohungen erfüllten auch einen innenpolitischen Zweck, erklärt der Experte. „Was er jetzt macht, ist, wenn man so will, den propagandistischen Bluthund für Putin zu spielen, der immer wieder herum bellt und die Zähne fletscht – und das auch nach innen.“
Der Vizechef des russischen Sicherheitsrats und ehemalige Kremlchef Dmitri Medwedew will Angst schüren, so sind auch seine Warnungen vor einem Dritten Weltkrieg oder das von ihm ausgesprochene Kriegsziel – die Auslöschung der Ukraine – zu verstehen. Im Mai bezeichnete Medwedew das Baltikum als zu Russland gehörig. Litauen, Lettland und Estland waren bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion von dieser besetzt, sehen ihre Zukunft jedoch in der EU und in der NATO.
Diese Woche hatte Ramsan Kadyrow, Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Schweden und Dänemark wegen öffentlicher Koranverbrennungen mit Einmarsch und Krieg gedroht. Zuerst werde man allerdings die Ukraine besiegen, sagte der Putin-Verbündete in einem Video-Clip. Tatsächlich gibt es keine Hinweise, die auf derartige Schritte gegen Schweden oder Dänemark hinweisen würden.
Experte schätzt Medwedews Drohungen als Werben um Putins Gunst ein
Die Drohungen des einstigen Hoffnungsträgers der liberalen russischen Elite, Dmitri Medwedew, und des Tschetschenenführers Kadyrow können Experten zufolge als Kriegspropaganda gewertet werden.
Es gehe Medwedew vor allem um die Anerkennung Putins, ist sich der russische Politikwissenschaftler Alexander Kynev sicher. Medwedew kämpfe um Putins Loyalität. „Wenn sich die Leute fragen, wie er solche grauenhaften Sachen schreiben kann, ist die Antwort simpel: ‚Es ist nicht für sie bestimmt!‘. Niemand ist in Russland jemals für übermäßiges Eifern bestraft worden, ganz im Gegenteil – das ist heute für alle Eliten eine politische Überlebensstrategie“, erklärt Kynev im Mitteldeutschem Rundfunk (MDR).