„Ärgerlichste Erfahrung des Jahres”Auszeichnung ist ein vernichtendes Urteil für Köln

Dass sich die Sanierung von Oper und Schauspiel in Köln verzögert und deutlich teurer wird, ist ärgerlich. Aber zur Auszeichnung führte ein anderes Kölner Kultur-Ärgernis.
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- Bei einer Umfrage von „Theater Heute” ist die Stadt Köln mit einer „Auszeichnung” bedacht worden, über die sie sich nicht freuen kann.
- Was hat es mit der Kategorie „Ärgerlichste Erfahrung des Jahres” auf sich? Und ist sie für Köln verdient?
- Unser Kommentar.
Auszeichnungen kommen in der Kunst eigentlich immer zu spät. Das liegt in ihrem Wesen begründet: Sie beruhen auf Konsens, während interessante Kunst zuerst oft auf Widerspruch stößt.
So sind nun also die Münchner Kammerspiele in der maßgeblichen Kritikerumfrage des Fachmagazins „Theater heute“ zum Theater des Jahres gekürt worden – während deren Intendant Matthias Lilienthal seine letzte Spielzeit antritt. Auf eine Verlängerung hatte er nach massiven Anfeindungen aus Politik, Bevölkerung und auch eines Teils der Kritik verzichtet.
Manche Einschätzungen kommen allerdings gerade zur rechten Zeit: Während das Schauspiel Köln – nach seiner bislang überzeugendsten Saison unter Stefan Bachmann – in der Umfrage immerhin zweimal für die beste Gesamtleistung nominiert und Elfriede Jelineks in Köln uraufgeführter Text „Schnee Weiß“ zum Stück des Jahres gewählt wurde, hat die Stadt noch in einer anderen Kategorie gewonnen: Bei der Wahl zur „Ärgerlichsten Erfahrung des Jahres“ führt Köln nämlich mit sechs Erwähnungen.
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Genauer gesagt geht es, so einer der befragten Kollegen, um jenen „den verantwortlichen Politikern anzulastenden dilettantischen Versuch, einen Intendanten für das Schauspiel Köln zu finden“.
Mit einem solchem Trauerspiel fällt man eben auch überregional auf. Nun ist die Kölner Intendantensuche nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Da sollte sich die Stadt nicht über das vernichtende Urteil grämen, sondern es als ausgezeichneten Warnschuss berücksichtigen.