Berlin/Köln – Im Fernseh-Talk „Maischberger“ hat Mikrobiologe Fabian Leendertz Fragen rund um das Affenpocken-Virus beantwortet und erklärt, warum der Mensch einen großen Anteil an der Verbreitung hat. Der Experte, der für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch schon am Coronavirus forschte, sprach über Ursprung und Verbreitung des Virus sowie die Gefahren und eine Lösung gegen Pandemien.
Zoonose-Experte: „Wir kennen etliche kleinere Ausbrüche von Affenpocken.“
Leendertz beobachtete bereits vor acht Jahren die ersten Affenpocken-Fälle in Afrika. Dabei war nach seiner Schilderung neu, dass das Virus erstmals bei wild lebenden Affen festgestellt wurde. „Das ist natürlich dramatisch, wenn wir so einen Ausbruch beobachten, aber wir hoffen, davon zu lernen“, erklärte er, warum er das Virus beobachtete. Leendertz ist Experte für Zoonosen, also Viruserkrankungen, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können.
Der Mikrobiologe sagte: „Wie genau das Virus dann vom Tier zum Menschen übergesprungen ist, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass es öfter passiert. Wir kennen etliche kleinere Ausbrüche von Affenpocken.“ Fakt ist: Es gibt zwei Varianten des Virus, eine west- und eine zentralafrikanische. wobei die zentralafrikanische etwas gefährlicher für den Menschen sei. „Affenpocken sind für uns zum Glück im Regelfall nicht extrem gefährlich, aber sie können auch töten“, sagte Leendertz über die Gefahren.
Mikrobiologe Leendertz räumt mit Mythen über Affenpocken auf
Der Mikrobiologe stellte sich den Fragen von Moderatorin Sandra Maischberger, die ihm immer wieder auch allgemeine Annahmen über das noch recht unbekannte Virus entgegenwarf. Leendertz stellte vieles klar und entkräftete falsche Annahmen, die sich seit Bekanntwerden der ersten Fälle schnell verbreitet haben.
„Zuerst müssen wir einmal sagen, dass der Name Affenpocken unglücklich ist. Das Reservoir, also quasi der Ursprung, sind Nagetiere. Affen und auch Menschen sind sogenannte Fehlwirte“, erklärte Leendertz. Außerdem würde sich die Infektion häufig mit einem Hautausschlag zeigen. „Allerdings sind die Pocken häufig nicht am ganzen Körper, wie wir das aus Bildern im Internet kennen, sondern zeigen sich nur an einzelnen Stellen wie dem Genitalbereich.“
Kurz nach Bekanntwerden der ersten Affenpocken-Fälle wiesen Robert-Koch-Institut (RKI) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf mögliche Übertragungen hin. Dabei standen zunächst Homosexuelle im Fokus, da bei dieser Gruppe Fälle registriert wurden. Doch sowohl dem RKI als auch Lauterbach ging es um Aufklärung und Warnung.
Das brachte auch Mikrobiologe nochmal zur Sprache: „Es sind ja auch schöne Kontakte, die die Menschen haben, das muss man nicht verteufeln“, so Leendertz. Es sei „ganz wichtig, dass wir die Leute nicht wie damals bei HIV in eine Ecke schieben. Es geht um Aufklärung und bitte meldet euch, wenn ihr einen Verdacht habt“, sagt er bei „Maischberger“.
Fabian Leendertz sieht Lösung gegen Pandemie – und Verantwortung beim Menschen
Doch wie verhindert man, dass die Affenpocken eine größere Pandemie werden? Das wollte auch Moderatorin Sandra Maischberger wissen, der Mikrobiologe hatte Antworten.
„Wir müssen nicht in Panik verfallen, aber wir sollten die Verbreitung ernst nehmen“, sagte Leendertz, „das tolle an dem Virus ist, dass es doch noch Symptome verursacht. Das gibt uns die Möglichkeit die Fälle zu identifizieren und isolieren und auch die Kontakte besser nachzuverfolgen, als wir es bei Corona jemals konnten. Deswegen haben wir jetzt die Chance, das Virus in den Griff zu bekommen und sollten das auch machen, damit es möglichst kurz zirkuliert.“
Außerdem richtete er noch einen Appell an die Menschheit: „Es ist der Mensch, der immer weiter in die Natur vordringt und damit auch mit Tieren Kontakt aufnimmt.“ Leendertz machte deutlich: „Wir sind uns selbst die Täter, wenn wir so unflätig mit der Natur umgehen.“
Seine Lösung: Ein Dreiklang aus Menschen, Tieren und Natur. Nur wenn wir auf alles achten, würden wir das Risiko für uns verringern, machte der Mikrobiologe deutlich. „Wir müssen lernen, mit der Natur so umzugehen, dass wir uns nicht selbst gefährden.“
Laut RKI gibt es mit Stand 1. Juni 44 bekannte Affenpockenfälle in acht Bundesländern. Das RKI geht davon aus, dass die Infektionen in der Regel mild verlaufen und von selbst heilen. Die Lage würde allerdings durch RKI und WHO genau beobachtet werden. (mab)