Seit mehr als 40 Jahren ist Alice Schwarzer das Gesicht des Feminismus in Deutschland. Ihre Positionen vertrat sie immer vehement und öffentlichkeitswirksam, die Medien weiß sie geschickt zu nutzen. Seit Mitte der 70er Jahre ist Schwarzer immer wieder im TV zu sehen: Vor allem in den Polit-Talkshows von ARD und ZDF, wenn es um das Thema Gleichberechtigung, Frauenrechte oder auch den Islam geht.
Dass die 75-Jährige aber nicht nur den politisch-gesellschaftlichen Diskurs beherrscht, sondern auch gerne ihre Entertainment-Qualitäten auslebt, hat sie ebenfalls diverse Male bewiesen. Ein Rückblick auf denkwürdige Fernsehauftritte von Alice Schwarzer.
Diskussion mit Esther Vilar
Die vom WDR ausgestrahlte Diskussion Schwarzers mit der argentinisch-deutschen Schriftstellerin Esther Vilar machte die Feministin 1975 erstmals einem größeren Fernsehpublikum bekannt. Vilars Buch „Der dressierte Mann“ vertrat die steile These, dass nicht die Frau vom Mann, sondern umgekehrt der Mann von der Frau unterdrückt werde. Das provozierte die Frauenbewegung, so dass es letztlich zum TV-Duell kam. Schwarzer gibt sich dominant und greift Vilar direkt an, die sich wiederum allerdings nur wenig aus der Reserve locken lässt und stets ruhig und meistens freundlich bleibt.
Von 1990 bis 1993 unternahm Schwarzer einen ihrer Ausflüge in die Unterhaltungsbranche: Als Teil des Rateteams der „Was bin ich?“-Nachfolgesendung „Ja oder Nein“ präsentierte sie sich bei Joachim Fuchsberger scharfsinnig und witzig.
Alice Schwarzer als mäßig erfolgreiche Köchin
Ihr Ausflug in die Küche war 1995 allerdings von nur mäßigem Erfolg gekrönt. Mit ihrem Freund Alfred Biolek bereitet sie bei „Alfredissimo“ Zitronenhuhn mit Mayonnaise zu. Obwohl die Köchin rührt und rührt, will die handgemachte Creme nicht gelingen und bleibt ein gelblicher Matsch. Später heißt es dann, es habe an der Wärme der Scheinwerfer im Studio gelegen.
Aufeinandertreffen mit Verona Feldbusch
Ein gutes Vierteljahrhundert nach dem Streitgespräch mit Esther Vilar will sich Schwarzer erneut im Fernsehen mit einer Frau im eins-zu-eins-Duell streiten. Für Schwarzer ist Verona, die damals noch nicht Pooth hieß, der Inbegriff des naiven, unemanzipierten Weibchens. „Das Phänomen Feldbusch ist eine einzige Ohrfeige für uns Frauen“, hatte Schwarzer verkündet. Das Aufeinandertreffen bei Johannes B. Kerner wurde dann medial hochgepusht als „Weiberzank“.
Letztlich bietet Feldbusch für Schwarzer nur wenig Angriffsfläche, da sie ironisch auf deren heiligen Ernst reagiert und auch durch ihre Körpersprache signalisiert: „Ich nehme mich selber doch gar nicht ernst, ich spiele nur eine Rolle!“ Der Punkt dürfte an die damals 33-Jährige gegangen sein.
Wie Alice Schwarzer Günther Jauch in den Wahnsinn treibt
2004 hat die Kölnerin die Lacher des Fernsehpublikums wieder auf ihrer Seite: Beim Promi-Special von „Wer wird Millionär“ macht sie sich über Günther Jauchs Krawatte lustig, die in ihren Augen viel zu breit ist und ein Phallus-Symbol darstellt (O-Ton: „Naja, wenn man es nötig hat“). Schwarzer mischt die Show auf und degradiert den Moderator fast zur Randfigur.
Feministin liest Texte von King Orgasmus One
2007 vertritt Alice Schwarzer Sandra Maischberger als Moderatorin ihrer Talkshow. Es geht um pornografische Texte im deutschen Rap und die mögliche Verrohung der deutschen Jugend – ein typisches Schwarzer-Thema. Zunächst sollte Bushido Stellung beziehen. Dieser machte dann aber offenbar in letzter Minute einen Rückzieher. Stattdessen saß der weit weniger bekannte und auch weit weniger redegewandte Rapper und Porno-Produzent King Orgasmus One Schwarzer gegenüber. Als diese ihm seine frauenverachtenden Text vorliest, kann der selbsternannte Orgasmus-König ihr wenig bis nichts entgegensetzen.
Schwarzer streitet mit Lanz über den Fall Kachelmann
Mit dem Fall Jörg Kachelmann gelangte Alice Schwarzer ab 2010 in die Schlagzeilen. Sie kommentierte den Prozess für die „Bild“-Zeitung, was ihr viel Kritik einbrachte. Kachelmann fühlt sich auch nach seinem Freispruch von Schwarzer medial verfolgt. Diese tritt auch weiterhin vehement für das vermeintliche Vergewaltigungsopfer ein. Dieses aber, so stellte das das Oberlandesgericht Frankfurt inzwischen in einem Zivilverfahren „zweifelsfrei“ fest, ist eine Lügnerin und Falschbeschuldigerin.
Darum geht es in diesem Auftritt Schwarzers Anfang 2017 im ZDF. Lanz bricht eine Lanze für Kachelmann, die Feministin hebt auf eine politische Ebene ab.