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Kommentar

Eurovision Song Contest
10 weitere Länder ziehen beim ESC 2023 ins Finale ein

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Lesezeit 10 Minuten

Alle Kandidatinnen und Kandidaten des zweiten Halbfinals beim Eurovision Song Contest. Diese zehn Länder sind weiter.

Das zweite Halbfinale des Eurovision Song Contest 2023 ist Geschichte. Folgende zehn Ländern haben den Einzug ins Finale geschafft:

Albanien, Zypern, Estland, Belgien, Österreich, Litauen, Polen, Australien, Armenien, Slowenien

Wie viele Länder haben wir richtig getippt? Hier noch einmal alles über die Acts des ersten Halbfinales und unser Tipp:


Der 67. Eurovision Song Contest findet zum neunten Mal in Großbritannien statt: Am Donnerstag, 11. Mai 2023, geht es mit dem zweiten Halbfinale in Liverpool, das ab 21 Uhr live im Spartensender ONE und im Livestream auf www.eurovision.de übertragen wird, weiter. Die Zuschauer erwartet wieder eine aufwendige Show mit 16 Ländern und zahlreichen Gästen wie der ukrainischen ESC-Vertreterin von 2014, Marija Jaremtschuk, der Junior-ESC-Sängerin Zlata Dziunka und dem Rapper Otoy.

Am 22. November 2022 kündigte die Europäische Rundfunkunion (EBU) eine Reform des Abstimmungsverfahrens an. Erstmals seit 2007 werden die Finalistinnen und Finalisten in den beiden Halbfinals ausschließlich per Televoting ermittelt und nicht mehr zur Hälfte durch Fachjurys. Deutschland ist im zweiten Semifinale nicht stimmberechtigt.

Es kommentiert zum letzten Mal in diesem Jahr Peter Urban. Im Folgenden werfen wir einen ausführlichen Blick auf alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und tippen, wer ins Finale (13. Mai 2023) einzieht.

1. Dänemark: Reiley – „Breaking My Heart“

Reiley für Dänemark

Reiley für Dänemark

Der dänische Sänger Reiley ist bereits ein großer TikTok-Star mit über 10 Millionen Followern. Er veröffentlichte 2021 seine erste Single „Let It Ring“, ein Hit in Südkorea, dem weitere folgten. Und noch etwas ist an ihm bemerkenswert: Er ist der erste Teilnehmer von den Färöer Inseln, der Dänemark beim Eurovision Song Contest vertritt. Zeitweise nutzt er für sein Lied über eine toxische Beziehung auch einen Vocoder.

Prognose: Ein sympathischer kleiner Lockenkopf, der einen sonnigen, gut produzierten Radio-Titel präsentiert. Alles steht und fällt mit seiner nicht gerade überragenden Stimme. Trifft er die Töne, kommt er ins Finale.


2. Armenien: Brunette – „Future Lover“

Brunette für Armenien

Brunette für Armenien

Die armenische Singer-Songwriterin Brunette singt seit ihrem vierten Lebensjahr. Mit 15 schrieb sie ihren ersten Song und mit 18 veröffentlichte sie ihre erste Single „Love The Way You Feel“. Seitdem hat sie in ihrem Heimatland einige Hits gelandet. Natürlich hofft sie auch auf einen Erfolg, wie ihn Rosa Linn im vergangenen Jahr mit „Snap“ hatte. Der Song landete beim ESC zwar nur auf Platz 20, wurde aber zum TikTok-Hit und verkaufte sich danach am besten von allen Teilnehmern und wurde ein echter Welterfolg. Im Songtext von „Future Lover“ geht es um einen Liebhaber, den die Protagonistin noch nicht getroffen hat.

Prognose: Eine der wenigen modernen Balladen im zweiten Semifinale. Für die in Armenisch gesungenen Passagen gibt es einen halben Bonuspunkt. Kommt weiter.


3. Rumänien: Theodor Andrei – „D.G.T. (Off And On)“

Theodor Andrei für Rumänien

Theodor Andrei für Rumänien

Theodor Andrei ist ein Sänger, Komponist und Schauspieler mit einer beeindruckenden Liste von Theater- und Synchronrollen, da er bereits in sehr jungen Jahren mit der Schauspielerei begann. Einer seiner ersten Erfolge war das Erreichen des Halbfinales von „Vocea României Junior“ (der rumänischen Version von „The Voice Kids“) und einige Jahre später überzeugte er die Jury von „X Factor Romania“. Danach gewann er mehrere Festivals.

Prognose: Ein sehr schwacher Beitrag in einem ohnehin schwachen Halbfinale. Andreis Stimme klingt anstrengend, der Song quält sich über drei Minuten, und schon nach der Hälfte weiß man, warum der Song fast überall auf den letzten drei Plätzen landet.


4. Estland: Alika – „Bridges“

Eurovision Song Contest 2023 Zweites Halbfinale

Eurovision Song Contest 2023 Zweites Halbfinale

Auch Alika gehört zu den vielen ESC-Sängerinnen und -Sängern, die über Castingshows zu Ruhm gekommen sind. 2021 war sie die bislang letzte Gewinnerin von „Estonian Idol“, dem estnischen Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“. In ihrem Heimatland hat sie danach einige Hits. Ihren ESC-Titel „Bridges“ hat sie zusammen mit Wouter Hardy geschrieben, der auch an Duncan Laurences Eurovisions-Siegertitel „Arcade“ beteiligt war. Alika ist außerdem eine talentierte Breakdancerin, Rapperin und Boxerin.

Prognose: Die große, klassische ESC-Ballade im Wettbewerb, die vor 30 Jahren sicher abgeräumt hätte. Alika hat eine beeindruckende Stimme. Etwas zu altmodisch für einen großen Erfolg, sollte aber knapp den Sprung ins Finale schaffen.


5. Belgien: Gustaph – „Because Of You“

Gustaph für Belgien

Gustaph für Belgien

Popsänger Gustaph ist kein Unbekannter beim Eurovision Song Contest. Er hat bereits zwei belgische Beiträge mit seinem Gesang unterstützt: Hooverphonic 2021 und Sennek 2018. Der 42-Jährige hatte im Jahr 2000 unter dem Künstlernamen „Steffen“ mit „Gonna Lose You“ einen Hit in Belgien. Der offen schwule Sänger arbeitete danach viele Jahre als Backgroundsänger und tourte unter anderem mit den Pointer Sisters. „Because Of You“ ist sein großer Comeback-Hit in Belgien und erreichte die Top 3.

Prognose: Nach der altmodischen Ballade kommt der altmodische 90er-Dance-Stampfer mit Soul-Note in der Farbe des diesjährigen Wettbewerbs: Rosa! Sehr tuffig, aber wer bitte ruft dafür noch an?


6. Zypern: Andrew Lambrou – „Break A Broken Heart“

Andrew Lambrou für Zypern

Andrew Lambrou für Zypern

Andrew Lambrou, Sohn griechisch-zypriotischer Eltern, der in Australien lebt, erhielt schon früh Gesangs- und Klavierunterricht. Im Alter von fünf Jahren gewann er seinen ersten Musikwettbewerb. 2015 nahm er an der australischen Version von „The X Factor“ teil und schaffte es bis in die Top 20. Im selben Jahr wurde er von Sony Music unter Vertrag genommen, doch erst 2021 veröffentlichte er seine erste Single „Throne“. Letztes Jahr erreichte er mit „Electrify“ den siebten Platz in der australischen ESC-Vorentscheidung.

Prognose: Ein weiterer „Arcade“-Klon, aber zweifellos gut gesungen und dargeboten. Mit Charisma und starken Oberarmen geht es ins Finale.


7. Island: Diljá – „Power“

Diljá für Island

Diljá für Island

Diljá ist eine Newcomerin der isländischen Musikszene. Geschrieben und produziert wurde der Song von einem großen Namen der isländischen Popszene, Pálmi Ragnar Ásgeirsson, der auch hinter María Ólafs Eurovisionsbeitrag „Unbroken“ von 2015 stand. Abseits der Bühne studiert Diljá Physiotherapie und ist begeisterte CrossFit-Sportlerin. Als selbsternannter „Eurovision-Nerd“ war es schon immer Diljás Traum, ihr Land beim Wettbewerb zu vertreten.

Prognose: „P-p-p-ower“ singt Diljá und macht dazu wilde Gesten und überambitionierte Kung-Fu-Kicks. Fällt trotzdem nicht weiter auf und fliegt raus.


8. Griechenland: Victor Vernicos – „What They Say“

Victor Vernicos für Griechenland

Victor Vernicos für Griechenland

Victor Vernicos stammt aus einer sehr musikalischen Familie – seine griechische Mutter spielt Klavier und sein dänischer Vater Trompete – und ist stolz auf sein griechisches und skandinavisches Erbe. Er ist ein talentierter Pianist und Gitarrist und sein Stil wurde von Künstlern wie Ed Sheeran, John Mayer und Coldplay beeinflusst.

Prognose: Wenn man den Probenclips Glauben schenken darf, können wir uns auf viele schiefe Töne und sinnloses Rumgehopse freuen. Der kleine Pfadfinder springt geradewegs ins Aus.


9. Polen: Blanka – „Solo“

Blanka für Polen

Blanka für Polen

Blanka ist eine polnisch-bulgarische Sängerin, die bisher als Model von sich reden machte. So nahm sie 2021 an der Castingshow „Poland's Next Topmodel“ teil. Noch während der Show veröffentlichte sie ihre erste Single „Better“. Im darauffolgenden Jahr unterschrieb sie einen Vertrag bei Warner Music Poland und veröffentlichte ihre zweite Single „Solo“, mit der sie überraschend den Vorentscheid zum ESC gewann. Die Wahl sorgte in Polen wegen angeblicher Manipulationen durch die Jurymitglieder für Empörung, und viele Internetnutzer forderten Blanka vergeblich auf, auf die Teilnahme als polnische Vertreterin zu verzichten. „Solo“ hat bereits über 10 Millionen Streams auf Spotify generiert.

Prognose: Blanka wurde im Vorfeld des ESC für ihr dünnes Stimmchen getadelt, bei den Proben schlug sie sich jedoch wacker. Die sexy Tanzeinlage hatten wir doch schon im ersten Halbfinale bei Israel?! Es reicht fürs Finale.


10. Slowenien: Joker Out – „Carpe Diem“

Joker Out für Slowenien

Joker Out für Slowenien

Joker Out (bestehend aus Bojan, Jure, Kris, Jan und Nace) sind eine der erfolgreichsten slowenischen Bands, die in den letzten Jahren sowohl in den Charts als auch bei den Kritikern großen Erfolg hatten. Ihr von der Kritik hochgelobtes Debütalbum „Umazane Misli“ führte zu ausverkauften Konzerten in ihrem Heimatland. Der Titelsong war ein Hit in Slowenien. 2022 erschien ihr neues Album „Demoni“.

Prognose: Pop-Rock im schönsten Slowenisch hört man auch nicht alle Tage. Die Jungs verkaufen ihren Song gut, und so dürften sich auch die Slowenen über den ersten Finaleinzug seit 2019 freuen.


11. Georgien: Iru – „Echo“

Iru für Georgien

Iru für Georgien

Die 22-jährige Iru Khechanovi, die in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren und aufgewachsen ist, beschreibt, dass sie von klein auf „in Musik ertrunken“ sei. Eine besondere Erinnerung ist ihre Teilnahme am Junior Eurovision Song Contest 2011, den sie im Alter von 11 Jahren mit ihrer Band Candy und dem Lied „Candy Music“ gewann. 2019 nahm sie an „Georgian Idol“ teil. Anfang 2023 gewann sie außerdem die georgische Version von „The Voice“.

Prognose: Bei so viel Castingshow-Erfahrung sitzt die Stimme natürlich. Mit großen Gesten, hohen Tönen und einer endlosen Schleppe geht es eine Runde weiter.


12. San Marino: Piqued Jacks – „Like An Animal“

Piqued Jacks für San Marino

Piqued Jacks für San Marino

Die Indie-Rock-Band Piqued Jacks stammt aus einem kleinen Dorf in der Toskana und wurde 2006 gegründet. 2015 erschien ihr Debütalbum und 2019 gewann die Band das Festival „Sanremo Rock“. 2021 erschien ihr bisher letztes Album „Synchronizer“. Zwei Jahre später gewannen sie schließlich den aufwendigen ESC-Vorentscheid in San Marino mit 106 Teilnehmern, darunter auch der deutsche DSDS-Sieger von 2009, Daniel Schuhmacher.

Prognose: Monotones Geschrammel mit anstrengenden Höhen von Leadsänger E-King: Das kommt dabei raus, wenn 106 Musiker gegeneinander antreten!? Entgegen dem Titel leider so gar nicht animalisch.


13. Österreich: Teya & Salena – „Who The Hell Is Edgar?“

Teya & Salena für Österreich

Teya & Salena für Österreich

Das Duo Teya (Teodora Špirić) und Salena (Selina-Maria Edbauer) lernte sich bei der österreichischen Talentshow „Starmania 21“ kennen und träumte schon damals von einer ESC-Teilnahme. Beide Künstlerinnen waren schon einmal nahe dran: Salena wurde Zweite in der österreichischen Vorentscheidung 2019, wo sie PÆNDA unterlag, und Teya machte eine ähnliche Erfahrung, als sie 2020 gegen Vincent Bueno verlor. Seit Cesár Sampson 2018 hat es kein österreichischer Beitrag mehr ins ESC-Finale geschafft. Dieses Jahr stehen die Chancen laut Buchmachern sehr gut. Edgar im Songtitel ist übrigens kein Geringerer als der legendäre Dichter Edgar Allan Poe, der als „Ghostwriter“ am Song mitgeschrieben haben soll.

Prognose: Sie sind die großen Favoriten im zweiten Halbfinale. Zu Recht, denn das Duo sticht in diesem mäßigen Umfeld mit seinem clever gestrickten Dance-Song aus der Masse heraus. Und wann war Österreich schon mal Favorit in einem Halbfinale?


14. Albanien: Albina & Familja Kelmendi – „Duje“

Albina & Familja Kelmendi für Albanien

Albina & Familja Kelmendi für Albanien

Albina Kelmendi hat mit ihrem Gesangstalent die albanische Popszene aufgemischt. Mit nur 16 Jahren erreichte sie das Finale von „The Voice of Albania“, nachdem alle vier Juroren bei ihrem ersten Vorsingen die Stühle umgedreht hatten. Seitdem hat sie zahlreiche Gesangswettbewerbe gewonnen. Mit ihr auf der ESC-Bühne steht die ganze Familie: Vater, Mutter, Bruder und Schwester. In ihrem Lied „Duje“ geht es dann auch folgerichtig um die Rolle der Liebe in der Familie und die Überwindung aller Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt.

Prognose: Altbackener Balkan-Schlager, wie er in den 1990er Jahren populär war, dem aber auch die familiäre Unterstützung nicht (weiter) hilft.


15. Litauen: Monika Linkytė – „Stay“

Monika Linkytė für Litauen

Monika Linkytė für Litauen

Monika Linkytė nahm bereits 2015 an der Seite von Vaidas Baumila mit dem Lied „This Time“ am Eurovision Song Contest teil. Damals konnten sie sich für das Finale qualifizieren, erreichten dort aber nur den 18. Platz. Zuvor hatte sie bereits mehrfach an der litauischen Vorentscheidung teilgenommen. 2015 landete sie mit „Po Dangum“ einen großen Hit in Litauen, der auf Spotify weit über eine Million Mal gestreamt wurde. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihr Debütalbum „Walk with Me“. Zahlreiche Singles folgten.

Prognose: Eine gute, erfahrene Sängerin mit einer kleinen Pop-Hymne. Der starke, soulige Background-Chor hebt sie ins Finale.


16. Australien: Voyager – „Promis“

Voyager für Australien

Voyager für Australien

Voyager ist eine fünfköpfige Power- und Progressive-Metal-Band aus Perth, die seit 1999 zusammen auftritt und bereits mehrere internationale Tourneen absolviert hat. Sänger und Keyboarder Daniel „Nephil“ Estrin ist Deutscher und in Buchholz in der Nordheide aufgewachsen. Seit 2003 hat die Band mehrere Alben veröffentlicht. Seit ihrem fünften Album „V“ im Jahr 2014 haben die Pop-Einflüsse deutlich zugenommen. Ihr neues, achtes Album „Fearless in Love“ soll im Juli 2023 erscheinen.

Prognose: Im zweiten Halbfinale sind die rockigen Titel besonders schwach, sodass Australien mit dem Pop-Metal-Rachenputzer keine Probleme haben wird und sich glatt ins Finale grölt.


Folgende zehn Länder tippen wir ins Finale beim Eurovision Song Contest am 13. Mai 2023 in Liverpool (in Startreihenfolge):

Dänemark, Armenien, Estland, Zypern, Polen, Slowenien, Georgien, Österreich, Litauen, Australien