Kölner InfluencerinWie Ana Johnson beste Freundin von 1,2 Millionen wurde
Köln – Vor vier Jahren zeigte Ana Johnson auf YouTube ihre Studenten-Wohnung, in der sie damals mit ihrem Freund wohnte: Drei Zimmer, Küche, Bad, Balkon. Das Bett und der Couchtisch aus Euro-Paletten gebastelt, der meiste Rest von Ikea. Sie hatte damals gerade erst angefangen mit Social Media und um die 50.000 Abonnenten bei YouTube. Heute sind es mehr als 200.000, auf Instagram folgen ihr sogar 1,2 Millionen. Es könnte nicht besser laufen bei der 28-Jährigen.
Im Moment zeigt sie wieder Videos von ihrem Zuhause auf YouTube. Nur, dass aus der Studentenwohnung inzwischen ein Haus geworden ist – mit Kamin, Pool, Heimkino, Fitnessraum und Sauna. Sie hat es mit ihrem Mann in Köln bauen lassen und ihre Fans konnten in den sozialen Medien jeden Schritt verfolgen. Genauso wie ihre Traum-Hochzeit vor zwei Jahren.
Ansonsten zeigt Ana Johnson auch nichts anders als hunderte Influencerinnen: Mode, Deko, Beauty, Frisuren, Kreativ-Tipps, Rezepte (wenn es um Frauen-Rollen geht, sind gerade Instagram-Stars selten besonders fortschrittlich). Warum also ausgerechnet sie mit diesen Inhalten so erfolgreich ist? Dass sie schön ist und schlagfertig und außerdem hart arbeitet, schadet sicher nicht. Vor allem aber sind ihre Bilder und Videos professionell gestylt und aufgenommen – dem Ehemann hinter der Kamera sei Dank. Auf Instagram sehen wir Ana verträumt und ganz in weiß am offenen Fenster, Ana mit Blumenkleid in Blumenwiese, Ana nackt (aber jugendfrei fotografiert) im Pool. Eine moderne Märchen-Prinzessin mit eigenem Merchandising.
Sie selbst glaubt aber, dass ihr rasanter Aufstieg noch andere Gründe hat: „Ich bin seit Tag eins sehr authentisch und verstelle mich nicht - anders könnte man das über die ganzen Jahre auch gar nicht durchziehen.“
Authentisch – dieses Wort wirkt mit Blick auf die Hochglanz-Oberfläche irritierend. Aber Ana Johnson gewährt bisweilen auch einen Blick hinter die Kulissen. Zum Beispiel erzählt sie in einem YouTube Video von ihrem Exfreund, der irgendwann im Gefängnis landete.
„Ich wollte der Community - gerade auch den Jüngeren - zeigen: Hey, bei mir im Leben ist auch nicht immer alles perfekt, auch ich habe eine Vergangenheit, auch bei mir im Leben geht einiges schief und ich habe es geschafft, mich aus so einer Krisensituation wieder irgendwie raus zu kämpfen.“
Projektionsfläche und beste Freundin
Durch solche Einblicke gelingt es Ana Johnson beides zu sein: Projektionsfläche für Sehnsüchte und beste Freundin – wobei diese Freundschaft bei mehr als einer Millionen Followern zwangsläufig ziemlich einseitig ist. Aber gerade in Corona-Zeiten halfen solche digitalen Ersatz-Kontakte Vielen, die eigene Einsamkeit besser auszuhalten.
Bei Ana Johnson gibt es sogar noch das Gefühl von Familienanschluss mit dazu: „Alle sind willkommen bei den Johnsons“ heißt es im eigens produzierten Intro-Song zu ihrem Podcast, den sie zusammen mit ihrem Mann aufnimmt.
Ana Johnson bezeichnet sich selbst lieber als“Content Creatorin“ und nicht als „Influencerin“. Damit will sie betonen, dass sie nicht einfach nur Produkte in die Kamera hält. Sondern mit ihrem Mann kreative Ideen für Motive und neue Formate entwickelt.
Früher, erzählt sie, habe sie sich oft mit ihren Freundinnen getroffen „und dann sind wir in den Wald gegangen und haben verrückte Outfits angezogen und Fotos gemacht, das war eigentlich immer schon immer mein Hobby.“ Geld damit zu verdienen, sei gar nicht ihr Plan gewesen, als sie irgendwann begann, diese Bilder auf Facebook zu veröffentlichen.
Zur Serie
Wir sehen und hören sie jeden Tag: Auf Instagram, Twitter oder Youtube. Aber wer sind die Menschen hinter den Accounts, denen Zehntausende folgen? Das wollen wir in unserer Serie „Einflussreich“ herausfinden. Und dabei spannende Menschen, aber auch neue Medien-Inhalte kennenlernen.
Nach ihrer Ausbildung als Erzieherin hat sie Soziale Arbeit studiert: „Ich wollte immer in die Fußstapfen meiner Mama treten, die auch Erzieherin ist und mich sehr inspiriert hat mit ihrem Lebensweg. Sie ist sehr herzlich und ich wollte das auch erreichen und vielen Kindern, die vielleicht zu Hause nicht so viel Herzlichkeit und Wärme erfahren, das wenigstens in der Kita mitgeben.“
Und irgendwie macht sie heute sogar etwas Ähnliches – nur deutlich besser bezahlt: Unterhalten, motivieren, positive Energie versprühen. Ob sie mit 50 immer noch in den sozialen Medien arbeitet? Eher nicht, sagt Ana Johnson – vielleicht noch hinter der Kamera. „Oder Ich eröffne meine eigene Kita, mal schauen...“
Die sozialen Medien sind extrem schnelllebig. Und gute Laune zu verbreiten ist ein hartes Geschäft, genauso wie immer gut auszusehen. Sie postet fleißig auf allen Kanälen, hat einen Web-Shop, einen Newsletter und den Podcast. Außerdem hat sie ein Buch veröffentlicht („Inspire yourself! Dein kreativer Begleiter“) und diverse Kollektionen mit entwickelt und vermarktet - von Rucksäcken bis Postern.
„Ich bin erzogen worden, lieber den sicheren Weg im Leben zu gehen “
„Ich bin so erzogen worden, lieber den sicheren Weg im Leben zu gehen. Und da auszubrechen und meinen festen Job zu kündigen, war für mich schon ziemlich verrückt.“ Gerade am Anfang habe sie jede Minute in ihr Business gesteckt.
Meistens arbeitet sie von zu Hause aus, erzählt sie: „Wir haben noch ein Büro wo ich aber sehr selten hinfahre. Ich habe halt einfach nicht diesen typischen Job, wo ich mit dem Laptop aus dem Haus gehe und mich dann irgendwo an den Schreibtisch setze, um zu arbeiten. Sondern mein Job ist es eigentlich, mein Leben zu leben und das zu zeigen. Ich arbeite von überall aus, ob ich im Urlaub bin oder auf einem Event – die Arbeit ist immer mit dabei.“
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Und dass ihr Mann gleichzeitig ihr engster Arbeitskollege ist, macht die Trennung von Privatem und Beruflichem auch nicht leichter.
Zweimal sei sie schon im Krankenhaus gelandet, weil sie sich übernommen hat. Jetzt versuche sie, auch mal Auszeiten zu nehmen: „Auch die Corona -Zeit hat mir tatsächlich ganz gut getan um mal durch zu schnaufen und mich selbst zu reflektieren.“ Am Wochenende nehme sie sich inzwischen mehr Freizeit. „Und abends poste ich immer noch gegen acht, neun Uhr ein Bild und dann ist bei mir inzwischen auch Feierabend, da bin ich wirklich komplett für mich – und dann ist auch mal Sendepause.“