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Ariana Baborie im Gespräch„Der Rassismus in den Medien macht mich wütend“

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Ariana Baborie

KölnFrau Baborie, Ihr Podcast „Endlich normale Leute“ ist mit einem riesigen Werbewirbel gestartet. Ganz anders als ihr früherer Podcast „Herrengedeck“, den sie 2016 mit einer Freundin noch beinahe ganz alleine an den Start gebracht haben.

Ariana Baborie: Unsere Produktionsfirma Seven.One hat tatsächlich einen riesigen Werbeaufschlag für uns gemacht mit Fernsehspots, die dann bei ProSieben mitten zwischen „Germany's next Topmodel“ liefen. Und das hat uns in die skurrile Lage gebracht, dass wir noch vor Erscheinen der allerersten Folge, allein mit unserem Trailer, in den Charts ganz oben waren auf allen Podcast-Plattformen.

Hat Sie das nur gefreut oder auch gestresst?

Es ist natürlich toll, dass die Aufmerksamkeit so groß war. Aber es erzeugt auch ein bisschen Druck, wenn man auf sämtlichen Plattformen auf der 1 ist und noch nicht mal eine einzige Folge draußen hat. Aber zum Glück konnten wir uns bislang ganz gut im oberen Feld halten und sind nicht sofort auf Platz hundert oder so abgerutscht.

Till Reiners und ich sind keine Casting-Band

Nach fünf Jahren „Herrengedeck“ haben Sie nun einen Podcast mit dem Comedian Till Reiners gestartet. Wie ist es zu dieser Kombination gekommen?

Auch wenn es so aussehen mag: Wir sind keine Casting-Band. Ich bin mit Till schon seit Jahren befreundet und mag ihn und seinen Humor einfach wahnsinnig gerne. Und ich habe schon ganz oft zu ihm gesagt in den letzten Jahren, dass ich mir irgendwann ein Format mit ihm zusammen wünsche. Als ich jetzt „Herrengedeck“ beendet hatte, bin ich damit nochmal auf ihn zugegangen und er war sofort dabei. Ich freue mich jetzt sehr darüber, dass das eigentlich genau so aufgegangen ist mit uns, wie ich mir das immer vorgestellt hatte.

Obwohl „Herrengedeck“ so erfolgreich war, wollten Sie irgendwann nicht mehr nur darauf reduziert werden. In welchem Medium sehen Sie denn Ihre Zukunft?

Mein Ziel ist Menschen zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Da bin ich gar nicht auf einen Kanal oder auf ein Medium beschränkt. Ich habe ja auch in meiner Vergangenheit immer so einen ganz wilden Mix aus Radio, Fernsehen und Podcast gemacht und so kann es auch gerne bleiben. In letzter Zeit kommen tatsächlich auch mehr Fernsehanfragen, was mich total freut.

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Es gab schon mal bessere Zeiten für unbeschwerte Heiterkeit…

Das ist natürlich dieser Spagat, den wir alle irgendwie bewältigen müssen. Und genauso versuchen wir auch, den Ukraine-Krieg im Podcast widerzuspiegeln. Ihn völlig auszuklammern kam für uns nicht in Frage, weil er uns einfach bewegt und beschäftigt. Bei mir ist es gar nicht so, dass ich das Gefühl habe, wenn jemand mal eine Minute nicht lachen kann, dann ist es kein Comedy-Podcast. Aber wir wollen gleichzeitig auch eine kleine Insel der Ablenkung sein, zwischen Nachrichten und Social Media, wo überall der Krieg thematisiert wird. Dass die Leute auch mal kurz abschalten können.

Ihre Familie ist vor 40 Jahren aus Afghanistan geflüchtet. Und Sie haben sich im vergangenen Sommer, als die Taliban in Afghanistan die Kontrolle übernommen haben, sehr für afghanische Flüchtlinge engagiert. Was für Gefühle löst es bei Ihnen aus, dass afghanische Flüchtlinge in diesem Land nicht auf dieselbe Art willkommen geheißen werden wie ukrainische?

Ich bin unfassbar berührt von dieser Solidaritätswelle, die da gerade mit der Ukraine entsteht. Ich habe viele Freunde, die Ukrainer*innen aufgenommen haben. Ich finde das ganz toll und spende und helfe auch selbst. Ich kann sogar irgendwie nachvollziehen, dass sich die Ukraine für viele hier in Deutschland näher anfühlt als beispielsweise Afghanistan. Aber es gibt einen Punkt, den ich nicht nachvollziehen kann und der mich tatsächlich auch wütend macht: Die Verantwortungslosigkeit zahlreicher Medienberichte, auch aus Deutschland.

Solche Sätze dürfen in Sendungen mit hoher Reichweite nicht fallen

Woran machen Sie das fest?

Da wurde in Fernsehsendungen deutlich differenziert zwischen Flüchtlingen. Die einen sind „zivilisiert, christlich, blauäugig, benehmen sich gut und wollen arbeiten“. Und die „anderen“ – das sind die aus Syrien, Irak und Afghanistan. Das ist Rassismus, der an diesen Stellen sichtbar wird, und das macht mich sauer. Genau solche Sätze dürfen nicht in einer Fernsehsendung mit hoher Reichweite fallen. Weil genau solche Sätze die Gräben natürlich noch viel tiefer machen. Was am Ende dazu führt, dass dann wirklich afghanische Geflüchtete nicht so gerne aufgenommen werden wie ukrainische.

Nehmen Sie das im Vergleich zu der Krise in Afghanistan auch so wahr?

Ich habe im vergangenen Jahr viele, viele verzweifelte Nachrichten bekommen von afghanischen Familien, die mir Pässe geschickt haben oder Fotos von Geburtsurkunden und mich gebeten haben, sie oder ihre Familie da rauszuholen. Was ich leider nicht konnte. Natürlich schwingt dann bei mir auch ein bisschen Bitterkeit mit, wenn ich mich noch so genau daran erinnere, wie schwierig es damals war, eine einzige Person nach Deutschland zu holen oder hier unterzubringen. Obwohl das eine Ortskraft war, der jahrelang versprochen wurde, dass ihr im Notfall geholfen wird.

Zur Person

Ariana Baborie, 34, wuchs in Berlin auf und arbeitete nach einer Ausbildung als Werbetexterin als Moderatorin bei verschiedenen Radio- und Fernsehsendern und trat als Comedienne auf. Mit Laura Larsson hostete sie von 2016 bis 2021 den Podcast Herrengedeck, der 2020 mit dem deutschen Comedypreis ausgezeichnet wurde. Ihr neuer Podcast „Endlich normale Leute“ mit dem Comedian Till Reiners wird von Seven.One Media, einer Marke der ProSiebenSat.1 Media, produziert.

„Herrengedeck“ hatte nur wenige männliche Hörer. Und Sie haben auch mal erzählt, dass davon manche gestanden haben, dass sie öffentlich nicht dazu stehen, diesen Podcast zu hören. Wie bringt man weiblichen Humor an den Mann? Ist die Mann/Frau-Kombination von „Endlich normale Leute“ ein Versuch?

Ja, das ist ja leider ein sehr weit verbreitetes Phänomen, was es nicht nur in der Podcast- oder Unterhaltungsbranche gibt, sondern wirklich überall. Dass Produkte und Werke von Männern von allen konsumiert werden. Bei Produkten oder Werken von Frauen, die Männer aber denken: „Ah, das ist was von Frauen, dann ist es auch nur für Frauen gedacht.“ Aber ich sehe da auf jeden Fall Bewegung. Man sagt ja immer, dass wir gerade in so einer „woken“ Zeit leben, wo ganz viele Themen endlich mal auf den Tisch kommen und sich mehr Sensibilität dafür entwickelt.

Und hören jetzt tatsächlich mehr Männer zu?

Es war zwar kein erklärtes Ziel, aber ich merke tatsächlich, dass mir auffällig viele Männer schreiben, seit ich den Podcast mit Till Reiners habe. Das freut mich, weil ich glaube, das ist ein besserer Weg als bei solchen Themen mit dem erhobenen Zeigefinger zu sagen: „So, jetzt wird hier aber auch mal einer Frau zugehört!“