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Nach Anke Engelkes TriumphWir brauchen eine Frauenquote in der Unterhaltung

Lesezeit 4 Minuten
Engelke_WSMDS

Anke Engelke in „Wer stiehlt mir die Show?”

Anke Engelke stiehlt niemand die Show. Gut, sie hat zwar am Dienstagabend gegen Joko Winterscheidt verloren und muss ihm seine Sendung nun wieder überlassen. Aber als ganz große Gewinnerin des Abends geht sie dennoch aus der Arena.

Die clevere Idee des Pro-Sieben-Formats „Wer stiehlt mir die Show?“ (WSMDS?) sieht vor, dass drei prominente Kandidaten und ein Wild-Card-Gewinner versuchen Joko Winterscheidt in diversen Spielchen seine Sendung zu entreißen. Diese dürfen sie dann das nächste Mal so präsentieren, wie sie es wollen.

Keine halben Sachen

In der dritten Staffel war nun die große Stunde von Anke Engelke gekommen. Keine halben Sachen war offensichtlich ihr Motto – und dem bleib sie vom Opening bis zum Finale treu. Die 56-Jährige inszenierte ihren eigenen Eurovision Song Contest, schließlich hatte sie ja schon 2011 in Düsseldorf beim echten ESC bewiesen, dass für sie keine Bühne zu groß ist.

Alles zum Thema Carolin Kebekus

Nach einer Einleitung von ESC-Kommentator Peter Urban begrüßte sie auf Deutsch, Englisch und Französisch die 180 Millionen Zuschauer weltweit, wechselte von einem Glitzerkleid zum nächsten und sang mit Conchita Wurst eine umgetextete Version von „Rise like a Phoenix“ mit so herrlich albernen Zeilen wie „Joko weiß eh nix, Mark und Ricardo sind so klug wie zwei Kürbis“. Das alles mit großer Geste, aber eben auch immer mit dem nötigen Augenzwinkern.

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Und so ging es dann munter weiter. Engelke hatte sichtlich Spaß – und die Zuschauer ganz offensichtlich auch. In der entscheidenden Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen war „WSMDS?“ mit 24,1 Prozent Marktanteil so erfolgreich wie noch nie. Bei den jungen Zuschauern landete sie damit deutlich vor Florian Silbereisens RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“, die 10,7 Prozent sahen.

Es war aber auch einfach eine große Freude, ihr zuzuschauen. Und wer sah, wie souverän die Kölnerin die Show zu ihrer machte, kam um eine Frage nicht herum: Warum moderieren nicht viel mehr Frauen große Unterhaltungsshows?

Volker Herres sorgte für Aufregung

Es ist ein Thema, das vor zwei Jahren hohe Wellen schlug, als der damalige ARD-Programmdirektor Volker Herres in einem Interview sagte „Ich würde in der Unterhaltung, jenseits von Comedy, gerne mehr Frauen sehen." Es gebe da ein Defizit.

Doch was sollte der arme Mann machen? „Mir fällt aktuell kein weibliches Pendant etwa zu Kai Pflaume ein, der die große Samstagabend-Show moderiert und mit seiner Empathie und Zugewandtheit so große Mehrheiten für sich begeistert.“

Die Aufregung war zu Recht groß. Carolin Kebekus widmete in ihrer Sendung dem Thema gleich eine ganze Rubrik. „Ich war stinksauer“, sagte Jeanine Michaelsen dieser Zeitung und stellte fest: „Diese Branche ist super männlich.“

Nun hat sich zweifellos auch bei der Moderation von Unterhaltungsformaten einiges getan. Michaelsen etwa präsentiert die Primetime-Shows von Joko und Klaas bei Pro Sieben. Sabine Heinrich erhielt vom ZDF ein Samstagabend-Quiz.

Auch Palina Rojinski und Katrin Bauerfeind sind gut beschäftigt. Thomas Gottschalk wäre bei „Wetten, dass…?“ ohne Michelle Hunziker vermutlich komplett aufgeschmissen gewesen. Und klar, es gibt Barbara Schöneberger, die souverän alles wegmoderiert.

Jörg Pilawa als Hoffnungsträger?

Aber immer noch vertrauen die Sender meist lieber Männern die großen Shows an, vor allem neue Formate, in die sie ihre Hoffnungen setzen. Was sagt es etwa aus, wenn Sat.1 Jörg Pilawa von der ARD zurückholt und das als große Innovation und den 56-Jährigen als Hoffnungsträger feiert?

Die Sender sollten sich selbst eine Frauenquote für große Unterhaltungsshows verordnen und bei jedem neuen Format nicht reflexhaft Kai Pflaume, Jörg Pilawa, Johannes B. Kerner oder Matthias Opdenhövel verpflichten, sondern auch mal rechts und links schauen. Dann darf es eben auch mal einen Frauenüberschuss geben.

Das wäre übrigens auch in der nächsten Staffel von „WSMDS?“ wünschenswert, unter den drei prominenten Kandidaten waren bisher immer jeweils zwei Männer und eine Frau. Da geht doch noch was.

Und irgendwann weiß dann jedes kleine Mädchen im Land, dass es nicht nur Bundeskanzlerin werden kann, sondern auch Moderatorin einer großen Unterhaltungsshow.