Mit Karen und Christian Boros wurde ein Vorzeigesammlerpaar mit dem Art-Cologne-Preis geehrt. Ihre Sammlerkarriere begann in Köln.
Art-Cologne-Preis 2024Christian Boros hat schon seine Schokolade gerne geteilt
Das elterliche Geld für das erste Auto verjuxte Christian Boros für eine Schaufel von Joseph Beuys, was seine Eltern, so Burkhard Riemschneider, angeblich gar nicht lustig fanden. Als der Laudator dann noch erwähnte, dass bereits der kleine Boros seine Schokolade immer gerne mit anderen geteilt habe, dürfte endgültig jedem klar geworden sein, dass der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler einen Vorzeigesammler mit dem Art-Cologne-Preis ehrt.
Wenn ein Berliner Galerist seine besten Kunden besingt, könnten sich auch falsche Töne in die lobenden Worte mischen. Aber wer wollte Riemschneider im Historischen Rathaus widersprechen? Christian und Karen Boros gehören nicht nur zu den wichtigsten deutschen Sammlern der Gegenwart, sie haben ihre Sammlung auch in einem renovierten Berliner Kriegsbunker der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Außerdem wurde Christian Boros‘ Liebe zur zeitgenössischen Kunst in Köln geweckt, wo der Gang in die Galerien, wie Boros dieser Zeitung einmal sagte, zu den Bürgerpflichten gehört.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau kam der Inhaber einer Werbeagentur dieser Pflicht auch noch gewissenhaft nach, als er aus dem Rheinland nach Berlin gezogen war. Er habe die künstlerische „Energie der Nuller Jahre in Berlin“ gesammelt, so Riemschneider, und dabei stets die Arbeit von Galeristen unterstützt – was heutzutage längst keine Selbstverständlichkeit mehr sei. Entsprechend überschwänglich lobte auch Kristian Jarmuschek, Vorsitzender des Galeristen- und Kunsthändlerverbandes, die Ausgezeichneten. Ganz nebenbei verriet er, dass die toxischen Eheszenen des Musikdramas „Tár“ im Berliner Penthouse der Boros‘ gedreht wurden.
Die Beziehung des Sammlerpaares scheint hingegen äußerst harmonisch zu sein und ist zudem ein öffentliches Glück; 800.000 Menschen haben den Boros-Kunstbunker mittlerweile besucht. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte das Ethos der Sammler einleitend so umschrieben: Man dient der Kunst am besten, wenn man sie der Allgemeinheit widmet.
In ihren Reden teilten die Geehrten ihren Dank salomonisch auf: Christian Boros dankte den Künstlern „für die Inspiration und Irritation, für das Verstehen und Nicht-Verstehen, und dafür, dass sie die Komplexität der Welt nicht vereinfachen, sondern verkomplizieren“. Karen Boros dankte den Galeristen, die „ihren Glauben an die Künstler an uns weitergeben“. In beider Namen sprach Christian Boros, als er sagte: „Wir fühlen uns nicht wohl, für ein Lebenswerk ausgezeichnet zu werden.“ Sammeln bedeute für ihn: Weiter machen, neugierig sein.