Er fing schon mit elf Jahren an zu komponieren und hat bis zu seinem Tode nicht damit aufgehört. Hunderte Werke hinterlässt Wolfgang Rihm.
Über 500 Werke geschaffenAusnahmekomponist Wolfgang Rihm mit 72 Jahren gestorben
Der Komponist Wolfgang Rihm ist tot. Er starb in der Nacht von Freitag auf Samstag im Alter von 72 Jahren in Ettlingen bei Karlsruhe, wie seine Frau bestätigte. Der gebürtige Karlsruher zählte zu den meistgespielten zeitgenössischen Komponisten Europas. Rihm hinterlässt ein Universum von weit mehr als 500 Werken, darunter Opern und große Orchesterwerke, Kammermusik, Musiktheater und Vokalstücke. „Wir verlieren eine wahre Institution der Musikwelt. Seine Werke werden bleiben“, würdigte ihn Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne).
Erste Kompositionsversuche machte Rihm bereits im Alter von elf Jahren. Später studierte er, noch als Schüler, Komposition an der Karlsruher Hochschule für Musik (HfM) bei Eugen Werner Velte und setzte sich intensiv mit der Musik Arnold Schönbergs und Anton Weberns auseinander. Er ging nach Köln, um bei Karlheinz Stockhausen zu lernen. 1985 wurde er Nachfolger seines einstigen Lehrers Velte als Professor für Komposition an der HfM. Seinen Durchbruch feierte Rihm 1974 auf den Donaueschinger Musiktagen mit der Uraufführung des Orchesterstückes „Morphonie“.
Wolfgang Rihm ist tot: Komponist stirbt im Alter von 72 Jahren
Zu den wichtigsten Werken Wolfgang Rihms zählen die Opern „Die Eroberung von Mexico“, „Die Hamletmaschine“, „Dionysos“, „Jakob Lenz“, „Proserpina“ und „Das Gehege“ sowie Werke aus seinem Orchesterrepertoire.
Untrennbar verbunden war Rihm sei mehr als 40 Jahre mit den Salzburger Festspielen. Dort fanden mehrere Uraufführungen von Rihm-Werken statt, erstmals 1982. Das Festival engagierte ihn zudem für Auftragswerke und widmete ihm mehrere eigene Reihen mit Konzerten.
„Mit unerschöpflicher Fantasie, vitaler Schaffenslust und scharfer Selbstreflexion hat Wolfgang Rihm ein gewaltiges Œuvre geschaffen“, teilte der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, mit. „Er war ein großer Vor- und Nachdenker über Musik – ein Komponist, den ich immer bewundert habe.“
Rihm war zudem bekannt für sein kulturpolitisches Engagement. Er war Präsidiumsmitglied des Deutschen Komponistenverbands, des Deutschen Musikrats, Kuratoriumsmitglied der Heinrich-Strobel-Stiftung und Mitglied des GEMA-Aufsichtsrates. Bis zuletzt war er als Künstlerischer Leiter der Akademie in die Planungen des Lucerne Festivals eingebunden.
Das Festival am Vierwaldstättersee in der Schweiz bezeichnete ihn als einen der größten Künstler unserer Zeit. „Seine Präsenz in Luzern als Komponist, Musikdenker und Musikvermittler, der intensive Austausch mit ihm, all das ist für uns alle von unschätzbarem Wert und großer Bedeutung gewesen“, teilte Intendant Michael Haefliger mit. „Ihm zu begegnen, mit ihm zusammen zu arbeiten war ungemein inspirierend.“ Lucerne ist die englische Schreibweise des Festivalortes Luzern.
„Wolfgang Rihm wird uns als Schöpfer von musikalischen Werken mit unzähligen Bedeutungsebenen in Erinnerung bleiben“, würdigte ihn auch Astrid Koblanck, die Vorstandsvorsitzende der Universal Edition. Mit Rihm verliere nicht nur die Universal Edition, sondern die gesamte zeitgenössische Musikwelt eine wichtige Schlüsselfigur. (dpa)