Der Rundfunkrat des WDR will in seiner Sitzung am 18. April den Ausschreibungstext für den Job des Intendanten beschließen. Wir sagen Ihnen schon jetzt, welches Profil Bewerber haben sollen.
Ausschreibung für WDR-IntendanzGesucht wird ein Manager, kein Journalist
Ende des Jahres wird Tom Buhrow das Amt des WDR-Intendanten abgeben. Wer der neue Chef oder die neue Chefin der größten ARD-Anstalt werden wird, entscheidet sich im Juni. Die Stelle soll öffentlich ausgeschrieben werden. In der nächsten Sitzung am 18. April soll der Ausschreibungstext genehmigt werden. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegt die Beschlussvorlage vor, die einige interessante Details offenbart.
Gesucht wird laut der Vorlage „eine integre Persönlichkeit, die den WDR im Rahmen des WDR-Gesetzes leitet, nach innen und nach außen engagiert vertritt, im vertrauensvollen Zusammenwirken mit den Aufsichtsgremien den öffentlich-rechtlichen Auftrag umsetzt und sich dabei den Herausforderungen des digitalen Wandels und der aktuellen Reformbestrebungen mit eigenen Ideen stellt“.
Das beschriebene Profil liest sich erst einmal erwartbar. Bewerber sollen für qualitativ hochwertigen Journalismus einstehen, sich mit dem Programmauftrag des WDR identifizieren, diesen nach innen und außen vertreten und eine Vision für einen zukunftsfesten öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben.
Gestaltungswille, Mut zur Veränderung und für Innovationen werden gefordert
Der Buhrow-Nachfolger soll ausgeprägte analytische und strategische Fähigkeiten mitbringen, „wirtschaftliches Denken und Handeln ist für Sie selbstverständlich“. Zudem seien Gestaltungswille, Mut zur Veränderung und für Innovationen gefordert. Bewerber sollen Wert legen auf „eine offene, integrierende und dialogfähige Kommunikation nach innen und nach außen“. Weiter heißt es: „Sie verkörpern einen kollegialen Führungsstil und sind in der Lage im Team zu arbeiten, eine wertschätzende Unternehmenskultur ist Ihnen ein besonderes Anliegen.“
Interessant wird die Ausschreibung bei dem Punkt „Das bringen Sie mit“: Neben einem abgeschlossenen Hochschulstudium oder einer vergleichbaren Qualifikation sollen Bewerber „langjährige einschlägige Berufserfahrung mit Management- und Führungsfunktionen inkl. Budgetverantwortung in einem großen Unternehmen oder einer vergleichbaren öffentlichen Einrichtung“ vorweisen können. Zudem werden Verständnis und vertiefte Kenntnisse über die Erfordernisse des digitalen Wandels und Erfahrungen im Veränderungsmanagement verlangt.
Journalistische Erfahrungen werden nicht verlangt
Ausdrücklich nicht verlangt werden hingegen journalistische Vorerfahrungen, auch nicht im Punkt „Optimalerweise können Sie zusätzlich vorweisen“. Dort werden Berufserfahrung in einem öffentlich-rechtlichen oder privaten Medienunternehmen gesucht, außerdem vertiefte Kenntnisse über die Strukturen der ARD und des WDR, ein ausgeprägtes Wissen über die deutsche und europäische Medienpolitik und Regulierung und einen starken Bezug zu und Identifikation mit Nordrhein-Westfalen.
Tom Buhrow hätte bei dieser Ausschreibung also wenig Aussichten auf Erfolg gehabt, der gelernte Journalist trat den Job schließlich ohne Managementerfahrung an. Ein solches Profil möchte der Rundfunkrat offensichtlich nun nicht mehr. Gesucht wird ein Manager, was bei einer Anstalt mit 4000 Festangestellten und deutlich mehr freien Mitarbeitern und einem jährlichen Haushalt von rund 1,6 Milliarden Euro auch vernünftig ist.
Auf wen dieses Profil von den bisher gehandelten möglichen Kandidaten, darunter Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau und Jörg Schönenborn, Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung, am ehesten zutrifft, ist schwer zu sagen. Schönenborn ist zwar gelernter Journalist, arbeitet aber schon lange vor allem als Manager. Vernau ist Wirtschaftswissenschaftlerin.
Zutreffen würde das Profil zweifellos auf einen anderen Namen, der nun als möglicher Kandidat kursiert: Tobias Schmid. Der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW ist Jurist und war vorher Bereichsleiter Medienpolitik bei der Mediengruppe RTL Deutschland. Mit Medienpolitik und Regulierung kennt er sich also bestens aus. Und er hat einen guten Draht zu NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU), der ganz sicher ein Wörtchen mitreden wird bei der Entscheidung, wer auf Buhrow folgt.
Die Stellenausschreibung soll, flankiert von einer Pressemitteilung, auf der Seite des Rundfunkrats und des Unternehmensauftritts des WDR veröffentlicht werden. Außerdem soll sie in den drei überregionalen Zeitungen „FAZ“, „Süddeutsche“ und „Zeit“ online inseriert werden, auf Printanzeigen wird verzichtet. Die Stelle soll vom 19. April bis 16. Mai ausgeschrieben werden. Am 27. Juni will der Rundfunkrat den neuen Intendanten oder die neue Intendantin wählen.