„Blade Runner“-KomponistVangelis stirbt mit 79 Jahren an den Folgen von Covid
Paris – So klang die Zukunft: Lang gehaltene, nichts Gutes verheißende Synthie-Noten schweben über einem treibenden, elektronischen Klangteppich, wie halbmaschinelle Wale. Und schon ist man mittendrin, im dauerverregneten, smogverseuchten Los Angeles von Ridley Scotts Meisterwerk „Blade Runner“. Ohne die Musik des Komponisten Vangelis kann man sich den weit hellsichtigen Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1982 unmöglich vorstellen.
Scott hatte gleich zwei gute Gründe, den griechischen Musiker zu verpflichten: Gerade erst hatte der Grieche für seinen elegisch-erhebenden Soundtrack zu „Die Stunde des Siegers“ (1981) den Oscar gewonnen. Und Stücke aus seinen elektronischen Alben der 1970er begleiteten die interstellaren Gedankenflüge, die Carl Sagan in seiner Astronomie-TV-Serie „Unser Kosmos“ unternahm.
In französischem Krankenhaus gestorben
Am 17. Mai ist Evángelos Odysséas Papathanassíou, wie Vangelis mit bürgerlichen Namen heißt, in einem französischen Krankenhaus an den Folgen von Covid gestorben. Er wurde 79 Jahre alt.
Schon als 20-Jähriger hatte er Filme vertont, doch 1967 folgte er dem psychedelischen Zeitgeist und gründete im Pariser Exil zusammen mit dem Sänger Demis Roussos die Band Aphrodite’s Child. Mit „Rain and Tears“ gelang ihnen gleich ein europaweiter Hit – und natürlich muss man im Nachhinein an Rutger Hauers großen Todesmonolog am Ende von „Blade Runner“ denken, nach dem all das von ihm Erlebte und Erfühlte nun verloren sei, wie Tränen im Regen.
Eine Prog-Rock-Offenbarung
Aphrodite’s Childs drittes und letztes Album „666“ wies schon in spätere, kosmische Dimensionen: Eine wuchtige, vor Ideen berstende Prog-Rock-Offenbarung, die die heillos überforderte Plattenfirma anderthalb Jahre lang zurückhielt, bis das Doppelalbum 1972 endlich erscheinen konnte.
Vangelis zog nach London, schlug ein Angebot der Band Yes aus, ihren Keyboarder Rick Wakeman zu ersetzen, bildete aber später mit deren Sänger Jon Anderson das Duo Jon & Vangelis. Ansonsten teilte er sich seine Zeit zwischen Soundtracks und persönlichen Projekten auf: Ein Album mit griechischen Volksliedern, gesungen von Filmdiva Irene Papas war ein Riesenerfolg in der fernen Heimat.
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Nach seinem Erfolg in den frühen 80ern konnte sich Vangelis seine Projekte aussuchen, eines seiner letzten Stücke hatte er für die Beerdigung des großen Universum-Erklärers Stephen Hawking komponiert.