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c/o pop am Donnerstag„Seid ihr jut drupp?!“ – Albi X feiert auf Lingala und Kölsch

Lesezeit 4 Minuten
albi x

Albi X bei seinem Heimspiel auf der c/o pop im Club Bahnhof Ehrenfeld.

Köln – Los ging die c/o pop schon am Mittwoch mit dem Auftaktkonzert von Bilderbuch. Doch das echte c/o-pop-Gefühl stellte sich erst am Donnerstag ein: Bei einem Spaziergang auf der Venloer Straße konnten die Besucher am Wegesrand in eine der vielen Locations stolpern und dabei größere und kleinere Acts entdecken, die von Indie-Pop über Hip-Hop bis hin zu avantgardistischen Experimenten einiges zu bieten hatten. Noch vor Beginn des Festivalabends holte die c/o pop allerdings das leidige Thema Corona ein.

Mit Takeshi´s Cashew, Dino Brandão und Keep Dancing Inc. mussten gleich drei Acts coronabedingt absagen. Abgesehen davon aber sollte es ein guter Tag für die c/o pop werden.

C'est Karma thematisiert Klimawandel und feministische Anliegen

Zum Beispiel wegen C'est Karma, die im Artheater zu sehen war. Wäre der Titel „Stimme einer Generation“ nicht so abgegriffen – er würde kaum jemandem besser stehen als der 20-jährigen Luxemburgerin. In ihrer Heimat engagierte sie sich schon früh als Klimaaktivistin. Nebenbei schraubte sie als Schülerin an ersten Songs. Setzte sich auch dort in poetischen Metaphern mit dem Klimawandel und feministischen Themen auseinander. Am Anfang ihrer Karriere war das musikalisch zwar auch schon elektronisch angehaucht, klang dabei aber vor allem nach klassischem Folk.

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C'est Karma am Donnerstag auf der c/o pop im Artheater.

Auf der mit Perserteppich ausgerollten Bühne kriegt man von diesen Anfängen nur noch eine Ahnung. Schon die ersten Single-Auskopplungen ihrer neuen EP „Amuse-Bouche“ muten experimenteller und wütender an. So etwa der Song „Gateaux“, der ein bedrohliches Soundgewitter vom Zaun bricht und mit wummernden Bässen im Breakbeat dahinrollt, während C'est Karma mit zarter Stimme die Folgen des Klimawandels thematisiert.

Buntspecht: Eine Band wie ein Sack Flöhe

Auch die älteren Songs wie „Girls“ versetzt C'est Karma im Artheater mit verzerrten Synthies und pitcht ihre Stimme kreuz und quer über die Tonleiter, während sie zwischen Laptop, Keyboard und Mikrofon umherscheucht. C´est Karma, das wird klar, ist eine Frau mit einer Mission, musikalisch wie politisch. So ganz drang sie damit im Artheater allerdings nicht an ihr Publikum. Vielleicht einfach deswegen, weil der Abend bei ihrem Auftritt gerade erst Fahrt aufnahm.

Großer Andrang herrschte dann um halb zehn am Bürgerzentrum Ehrenfeld. Die Schlange für das Buntspecht-Konzert staute sich über den Park bis raus auf die Venloer Straße. Das Warten sollte sich lohnen. Die sechs Wiener, die sich um die quietschende Stimme von Sänger Lukas Klien gruppieren, bezeichnen sich selbst als betrunkene Seiltänzer.

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Sah man sie im Bürgerzentrum, konnte man sie tatsächlich für Schausteller von der Deutzer Kirmes halten, denen Instrumente in die Hand gedrückt wurden. Sänger Klien wandelte selbstvergessen im goldenen Paillettenhemd über die Bühne, Saxophonist Roman Geßler spielte seine Solos in Mönchskutte und Schlagzeuger Florian Röthel pfefferte die Drumsticks in die Ecke und klopfte mit seinen Händen über die Trommeln. Eine Band wie ein Sack Flöhe.

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Eine Band wie ein Sack Flöhe: Buntspecht auf der c/o pop im Bürgerzentrum Ehrenfeld.

Ihre Mischung aus Indie-Pop, Bossa-Nova und Gypsy-Jazz spülte Buntspecht mit ihrem letzten Album „Spring bevor du fällst“ auf Platz eins der österreichischen Charts. Auch die Kölnerinnen und Kölner im Bürgerzentrum konnten mit den Österreichern etwas anfangen. Das lag an der sympathisch verspulten Art, mit der Buntspecht über die Bühne tobten. Aber auch an den herrlichen Dada-Texten, die klingen, als wären die sechs in einen Topf voll Zaubertrank gefallen.

Albi X zelebriert seine kulturelle Identität

Wer sich rechtzeitig vom Buntspecht-Konzert loseiste, konnte im CBE auch noch das Konzert von Albi X mitnehmen. Ein Besuch lohnte sich schon allein schon deswegen, weil man dann mitbekam, wie wahnsinnig gut es Albi X geht, wenn er auf einer Konzertbühne stehen darf – eine Energie, die ansteckt. Der Rapper mit kongolesischen Wurzeln, der an Albinismus erkrankt ist und als Model arbeitet, wird dem Afro-Trap zugeordnet: westafrikanische Tanzmusik wird da mit amerikanischen Trap-Beats gemixt. Schon vor Albi X erlebte das Genre einen Hype. Bei Rappern wie Raf Camora klang das aber oft so, als würde sich da jemand eine exotische Maskerade leihen, um damit Partyhits für den Standurlaub zu stricken.

Bei Albi X geht es um mehr: um das Zelebrieren einer kulturellen Identität, die sich zwischen dem Kongo, amerikanischem Hip-Hop und dem Dom gebildet hat. In Songs wie „Makélélé“ oder „Bibamba“ wechselt er fließend zwischen Französisch, Deutsch und Lingala. Im CBE feierte er diesen multikulturellen Mix, tanzte und hüpfte ekstatisch über die Bühne und mischte sich ins Publikum.

„Seid ihr jut drupp?!“, fragte Albi X zwischendurch. Spätestens, als „der kölsche Jung“ am Ende auch noch „Wenn et Trömmelche jeht“ anstimmte, erübrigte sich die Frage.