Köln – Die c/o pop startete in diesem Jahr direkt mit ihrem Highlight – zumindest, wenn man nach der Popularität des Acts geht. Die österreichische Band Bilderbuch koppelte das Köln-Konzert ihrer „Gelb ist das Feld“-Tour an den Auftakt des Musikfestivals. Die Tickets für die Philharmonie waren schnell vergriffen, Bilderbuch zählt seit Jahren zu den Lieblingsbands von Indie-Fans und Feuilleton. Mit ihrem siebten Album haben Bilderbuch neue Wege beschritten. „Gelb ist das Feld“ klingt nach Softrock der siebziger Jahre, eine Platte voller Liebeslieder. Und genau das führt zu einem durchwachsenen Konzert in der Kölner Philharmonie.
Stetige Veränderung gehört zu Bilderbuch
In weißen Hosen und silbernen Paillettenwesten betreten Sänger Maurice Ernst, Gitarrist Michael Krammer – besser bekannt als „Snacky Mike“, Bassist Peter Horazdovsky und Schlagzeuger Philipp Scheibl die Bühne. Die Outfits verraten es bereits: Bei Bilderbuch ist, wie zu eigentlich jedem Album, eine neue Ära angebrochen.
Nach klassischem Indie-Geschrammel auf ihrem ersten Album „Nelken & Schillinge“, das sich noch merklich an britischen Bands orientierte, hin zur Entwicklung eines völlig eigenen Sounds aus Elektro-Samples und Hip-Hop-Einflüssen auf „Schick Schock“, das den Durchbruch für die Band brachte, über die Zwillingsalben „mea culpa“ und „Vernissage My Heart“ nun zu „Gelb ist das Feld“ – Kontinuität gibt es bei Bilderbuch kaum. Der Band geht es um stetige Veränderung.
Was bleibt, ist die selbst auferlegte Coolness, ein personifiziertes „laissez faire“, getragen von der unnachahmlichen Attitüde und den charakteristisch denglischen Songtexten von Sänger Maurice Ernst.
„Gelb ist das Feld“ ist ein Album voller Liebeslieder
„Cybertruck am besten von Tesla, we can talk about everything“ heißt es da in „Nahuel Huapi“, einem Song über das nackte Entspannen im gleichnamigen See in Argentinien, wo die Band vor den Aufnahmen zum Album viel Zeit verbrachte. Und so entspannt, so ruhig wie ein See in Argentinien klingt auch „Gelb ist das Feld“. Ein Album, das gegen den Zeitgeist zu gehen scheint. Statt Hektik gibt es Entschleunigung, statt großer politischer Themen geht es um die Liebe. Einige Feuilletonisten sahen die Band schon im Schlager angekommen.
Gerade aufgrund der phänomenalen Gitarrensolos von Snacky Mike steht das nicht zu befürchten. Dennoch führt die Setlist des Abends, die insbesondere in der ersten Hälfte fast ausschließlich aus den neuen Songs besteht, zu einigen Längen im Konzert. Ist das Publikum zu den ersten Songs allein von der Anwesenheit der Band und dem Gefühl, wieder ein Konzert besuchen zu können, beseelt, flacht die Stimmung nach etwa einer halben Stunde merklich ab.
Nach den bislang bekanntesten Songs des neuen Albums, „Daydrinking“ und „Nahuel Huapi“, plätschert es vor sich hin. Was beim Albumhören zuhause so schön in vierminütigen Songs dahinfließt, ermüdet live nach gewisser Zeit. War der letzte Song jetzt „Dates“ oder „Zwischen deiner und meiner Welt“?
Das Konzert hat seine Längen
Da muss Ernst das Kölner Publikum schon mit Anekdoten bauchpinseln. Er trage gerade „Eau de Cologne“ unter den Achseln, habe jetzt erst gelernt, dass das ja tatsächlich mit Köln zu tun habe. „Ich dachte immer, hier gibt es nur dem Dom und Partys. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken!“ Ernst ist gut aufgelegt, tanzt über die Bühne. Und spätestens mit „Bungalow“, einem der größten Bilderbuch-Songs, hat er die Energie des Publikums dann auch wieder da, wo er sie haben will.
Die zweite Hälfte des Konzerts befriedigt die niederen Instinkte der Konzertgängerinnen und Konzertgänger, die neben neuen Liedern eben auch Hits hören wollen. Und die liefern Bilderbuch, von „Baba“ bis „Willkommen im Dschungel“. Fantastisch arrangiert, hervorragend gespielt, vor allem von Snacky Mike, der sein Können bei diversen Gitarrensolos zeigen darf. Und auch, wenn Bilderbuch kokettierte, man werde „Maschin“ diese Tour nicht spielen, schließt die Zugabe nach fast zwei Stunden natürlich mit diesem Lied.
Einem der besten deutschsprachigen Popsongs überhaupt. Der Bilderbuch auch abseits ihrer Popularität zum Highlight der c/o pop macht.