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Claus KleberSo lief der Abschied vom „heute journal“

Lesezeit 3 Minuten

Claus Kleber moderierte zum letzen Mal das „heute journal“

Köln – Sein erstes „heute journal“ moderierte Claus Kleber am 3. Februar 2003, also vor 18 Jahren, zehn Monaten und 27 Tagen. Es war ein Montag, die SPD von Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte tags zuvor Wahlen in Hessen und Niedersachsen verloren, und Kleber kündigte die Berichte aus der erschütterten Sozialdemokratie in jener etwas gewundenen Manier an, die den Volljuristen in ihm nicht verbergen konnte – und wohl auch gar nicht verbergen sollte. Am Ende der Premiere schenkte ihm Beisitzerin Gundula Gause ein zustimmendes Lächeln. Beim Publikum kam Kleber ähnlich gut an.

Schon in der „heute“-Sendung war Klebers Live-Pensionierung eine Nachricht

Am Donnerstagabend glich Claus Klebers Abschied vom „heute journal“ dann einer jener Staatsaktionen, die er als Moderator gerne mit freundlicher Nachsicht kommentierte. In der „heute“-Sendung um 19 Uhr wurde die Live-Pensionierung als Ereignis angekündigt, dabei wusste jeder, dass sich Kleber nicht die Blöße geben würde, aus der Rolle zu fallen. Immerhin konnte er sich noch einmal mit einem Interviewgast messen, der ihm seiner Fragen würdig erschien: dem Virologen Christian Drosten. Vor ein paar Wochen hatte Kleber den frisch gebackenen Wahlsieger Olaf Scholz noch zum Wichtelmännchen gemacht.

„So, mehr wird's nicht“, sagte Claus Kleber zur Begrüßung und hielt einen Zettel mit der Zahl seiner Sendungen in die Kamera: 2977. „Heute zum letzten Mal." So tritt jemand ab, der nicht viel Aufheben darum machen und möglichst schnell zur Tagesordnung über gehen will. Auf dieser stand zunächst Christian Drosten, den Kleber klug und respektvoll, wenn auch zuweilen etwas weitschweifig befragte. Es folgte ein etwas vollmundig angepriesener Jahresrückblick, in dem Kleber kurz selbst auftauchte, was man wohl als ersten Abschiedsgruß der Redaktion verstehen durfte.

Ansonsten war Kleber in dieser Sendung lange so wenig präsent wie selten in seiner langen Zeit als ZDF-Moderator. Dann folgte die unvermeidliche Lobhudelei der Kollegen, eingeleitet von Gundula Gause, die befand: „Es war eine gute Zeit. Wir werden dich vermissen" Kleber revanchierte sich mit gesalbten Worten über die Bedeutung des freien Journalismus und einer Verneigung vor der „heute journal“-Redaktion. Beim Abspann klatschten sich Kleber und Gause ab und schritten gemeinsam aus dem Bild.

Gut möglich, dass die Rührung auf viele Zuschauer übersprang. Nach beinahe 19 Dienstjahren beim „heute journal“ gehört Kleber zu jenen Fernsehjournalisten, die ihrem Publikum schon durch ihre reine Präsenz ein gewisses Grundvertrauen in die Weltläufe einflößen. Die Präsentation der neuesten Nachrichten ist dabei vielleicht die geringste Aufgabe. Als ständiger Gast im Wohnzimmer erschien Kleber vielmehr als Garant für Verlässlichkeit und Stabilität. Er entließ einen am Ende jeder Sendung mit dem Gefühl, dass es für einen selbst schon nicht so schlimm kommen würde, wie für die Menschen, die in Kriegen und anderen Katastrophen zu Nachrichten geworden waren.

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Seine journalistische Laufbahn war für diese Rolle wie gemacht. Bereits als Schüler arbeitete Kleber für eine Lokalausgabe des „Kölner Stadt-Anzeiger“, nach seinem Abitur in Bensberg studierte er Jura, ohne deshalb vom Journalismus zu lassen. 1985 wurde er Studioleiter des Südwestfunks in Konstanz, anschließend berichtete er für die ARD lange Jahre aus den USA, erst im Hörfunk, dann vor der Kamera. Im Jahr 2003 wechselte er zum ZDF und wurde als Nachfolger Wolf von Lojewskis Moderator des „heute journal“.

Wer so präsent ist, eckt mitunter an. Für eine Moderation wurde Claus Kleber von erzürnten Kleingärtnern verklagt, für ein Interview mit Maria Furtwängler sollte ihm die „Saure Gurke“ für Chauvinismus verliehen werden – Kleber lehnte die Negativ-Auszeichnung als „geschmacklos“ ab. Dagegen stehen mehr Journalismus-Preise, als man zählen kann. Vermutlich werden auch wir Claus Kleber beim „heute journal“ noch mal vermissen.