ComediaMehr Theater für die Kinder Kölns
- Die Vision eines Kulturzentrums für junges Publikum hatte das Comedia-Team schon vor Jahrzehnten, jetzt wird sie Wirklichkeit.
- Zusammen erhöhen die Stadt Köln und das Land NRW ihre jährliche Förderung auf fast anderthalb Millionen Euro.
- Was das Haus in der Kölner Südstadt mit den zusäzlichen Mitteln vorhat.
Köln – Es klingt wie ein kleines Wunder: Inmitten von Ratlosigkeit und Existenzängsten gibt es dieser Tage positive Nachrichten aus der Kölner Theaterszene zu vermelden. Am 22. August wird sich das Comedia Theater noch einmal neu erfinden, als „Zentrum der Kulturen für junges Publikum Köln und NRW“, mit mehr Eigenproduktionen, mehr regionalen und inter nationalen Kooperationen, auch mit mehr Teilhabe vonseiten der Kinder und Jugendlichen für und mit denen hier gespielt wird.
Möglich ist das, weil die Stadt Köln und das Land NRW ihre jeweiligen Fördersummen signifikant angehoben haben. Bezuschusste die Stadt das Theater 2019 noch mit 528 000 Euro, stellt sie der Comedia ab 2020 jährlich 920 000 Euro zur Verfügung. Das Land erhöht seine Jahresförderung von 364 400 auf 504 400 Euro. Allerdings bedeuten mehr Vorstellungen für Kinder und Jugendliche auch rund die Hälfte weniger an Gastspielterminen bekannter Kabarettisten, mit denen die Comedia ihr Hauptanliegen weiterhin querfinanzieren wird.
Auch ist die Neuaufstellung keine neue Idee, sondern vielmehr das Ergebnis einer jahrzehntealten Vision. „Die Gründung eines Kinderkulturhauses war schon vor 20 Jahren Bestandteil der Anträge“, erzählt Jutta M. Staerk, seit 2008 künstlerische Leiterin des Comedia-Theaters.
Anträge, die schließlich dazu führten, dass die Comedia im Herbst 2009 aus dem in Eigenregie umgebauten Supermarkt in der Löwengasse in das neue, großzügig bemessene Domizil der alten Feuerwache Süd in der Vondelstraße ziehen konnte. Wenn auch ohne die erträumte finanzielle Ausstattung eines Kinderkulturzentrums. Die kommt eben jetzt, mit elf Jahren Verspätung. „Eigentlich beinhaltete diese Vision auch ein kleines Ensemble“, sagt Staerk, „das haben wir bislang noch nicht geschafft.“
Mehr Geld, das bedeutet zuerst einmal ganz einfach mehr Theater: Sieben neue Produktionen und Co-Produktionen sollen in der kommenden Spielzeit an der Comedia Premiere feiern, dazu kommen zehn Kinder- und Jugendstücke, die weiterhin im Repertoire sind.
Doch der Neustart bringt auch neue Konzepte. „Der entscheidende Punkt dabei heißt Vernetzung“, sagt Manuel Moser. Er ist dem Haus seit langem als Schauspieler und Regisseur verbunden, seit Januar leitet er das Kinder- und Jugendtheater. Vernetzen will er die Comedia zuerst einmal noch stärker mit der Stadt, will mit Jugendzentren, Schulen und anderen Kinder- und Jugendgruppen zusammenarbeiten. Auch mit anderen Kölner Ensembles, wie zum Beispiel der Arturo Schauspielschule, oder der Performing Group, deren Jugendstück „Spectacular Failures“ im November an der Vondelstraße Premiere feiern wird.
Ganz direkt greift eine mobile Produktion wie „Gelato“ ins Stadtgeschehen ein: In dem Stück erzählen zwei Eisverkäuferinnen die Migrationsgeschichte der gefrorenen Süßigkeit direkt aus dem Eiswagen, aufgeführt werden kann die Inszenierung also fast überall im öffentlichen Raum.
Freilich geht die Vernetzung noch über Köln hinaus. Gemeinsam mit dem Münsteraner echtzeit-theater wird das Stück „Ikar“, eine zeitgemäße Nacherzählung der Ikarus-Sage, erarbeitet. Und noch viel weiter: Das Stück „Cyclo“ produziert die Comedia gemeinsam mit der chilenischen Compañía Aranwa, die Premiere ist für den September 2020 geplant, stattfinden wird sie jedenfalls sobald der internationale Austausch wieder möglich ist. Im Herbst wird sich auch die „Junge Bürger*innenbühne“ der Comedia auf ihrem neuen Festival „Bohei“ präsentieren. Neue Ausgaben des „Spielarten“-Festivals für Kinder- und Jugendtheater in NRW und des „Westwind“-Theatertreffens für junges Publikum sollen ebenfalls in der kommenden Saison über die Bühne(n) der Comedia gehen.
Das Foyer wird zu einem Ort der Begegnung für Kinder und Theatermacher umgestaltet, und auch sonst darf das Zielpublikum künftig mitgestalten. Das trifft bereits auf die neue Webseite zu, die im August online geht. Und auf die Entscheidung, in Zukunft auf Drucksachen zu verzichten: „Wenn wir uns nicht über Nachhaltigkeit Gedanken machen“, sagt Manuel Moser, „wer dann?“