Corona-QuarantäneDas bieten die Kölner Museen online
- Wegen Corona sind die Kölner Museen geschlossen. Welche Möglichkeiten gibt es, sich die Sammlungen online anzusehen?
- Über 400.000 Kölner Werke sind im Internet präsent. Außerdem bauen Museum Ludwig und das Wallraf ihre Instagram-Auftritte aus.
- So richtig gelungen ist das alles trotzdem nicht, findet unser Kunstkritiker. Aber immerhin ein Trost. Und andere Städte haben auch schöne Sammlungen.
Köln. – Sie leiden an Entzugserscheinungen? Irren in Gedanken zwischen den Kölner Museen hin und her, nur um immer wieder vor verschlossenen Türen zu stehen? Verzagen sie nicht, denn die Stadt Köln verabreicht Methadon. Auf der Webseite Kulturelles Erbe Köln finden sich rund 400 000 hochaufgelöste Fotografien des Rheinischen Bildarchivs, auf denen die Sammlungen der städtischen Museen zum größeren Teil und Werk für Werk dokumentiert werden. Es gibt dort also nicht nur Stefan Lochners weltberühmte „Madonna im Rosenhag“ zu sehen, sondern auch all die Madonnen, die das dunkle Museumsdepot ihren Paradiesgarten nennen.
Rubens-Schönheiten, Madonnen und alle Kölner Picassos
Die Webseite ist eine nach Museen und einigen Ausstellungen vorsortierte Fundgrube, aber selbstredend auch frei recherchierbar. Sie wollten schon immer mal alle Kölner Picassos sehen? Oder sich Rubens-Schönheiten jeglichen Geschlechts zu Vergleichsstudien heranzoomen? Hier geht es, auch wenn einen öfters noch leere Bilderrahmen angähnen. Von der Aufmachung sollte man ohnehin nicht zu viel erwarten: Kulturelles Erbe Köln ist eine nüchterne Datenbank mit wissenschaftlichen Grundinformationen und ein wenig schwerfällig. Aber wir haben ja gerade Zeit.
Mehr Spaß versprechen die Auftritte der Kölner Museen auf medialen Spielwiesen wie Instagram. Sowohl das Museum Ludwig wie auch das Wallraf-Richartz-Museum bauen ihr Angebot an bewegten und stillstehenden Instagram-Bildern derzeit aus – allerdings werden dort vorwiegend Foto-, Film- und Texthäppchen gereicht. So stellt das Ludwig einzelne Werke und sämtliche Neueingänge der Sammlung vor, es gibt „digitale Führungen“ durch ausgesuchte Ausstellungen, und seit akutem Beginn der Coronakrise in Deutschland geleitet uns Ludwig-Direktor Yilmaz Dziewior in der Reihe #alleinimmuseum mit dem Smartphone durch das menschenleere, aber bildervolle Haus. An der wackligen Kameraführung ließe sich noch etwas feilen, und überhaupt steht das Ganze eher unter dem Motto „Wir bleiben in Kontakt“. Aber vielleicht ist das ohnehin die wichtigste Botschaft, die ein Museum gerade senden kann.
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Ähnliches gilt für den Instagram-Auftritt des Wallraf. Hier werden einzelne Werke von Rubens, Renoir oder Lochner im Detail betrachtet und mit profunden kunsthistorischen Erläuterungen oder auch kurzweiligen Abschweifungen bedacht. Allerdings ist das Angebot noch überschaubar. Stellen wir uns also vor, es wäre Adventszeit und das Wallraf würde jeden Tag ein Bildertürchen in die Kunstgeschichte öffnen. Es gibt schlechtere Möglichkeiten, einem das Warten auf die ersehnte Rückkehr des Alltags zu versüßen.
Verlockender Blick ins Frankfurter Städelmuseum
In Krisenzeiten muss etwas Untreue erlaubt sein, denn auch andere Städte haben schöne Bilder – und sind bei der Online-Präsentation mitunter schon deutlich weiter. Ganz besonders verlockend ist der Blick nach Frankfurt, wo das Städelmuseum seine Internetpräsenz seit Jahren hegt und pflegt. In „Digitorials“ bietet das Haus gut aufgemachte und inhaltlich grundsolide Einführungen in seine Ausstellungen, es gibt einen lohnenden Onlinekurs zur Kunstgeschichte und unter dem Stichwort „Café Deutschland“ ausführliche Interviews (in Schrift und als Podcast) mit Protagonisten der deutschen Nachkriegskunst (etwas Vergleichbares bietet das Kölner Audioarchiv Kunst für das Rheinland an). Vorbildlich ist auch der Blog mit lesenswerten und optisch gut gestalteten Beiträgen zu Alten Meistern wie Sebastiano del Piombo oder zu modernen Klassikern wie Vincent van Gogh.
Ansonsten lohnt selbstredend der Blick auf die großen staatlichen Sammlungen in Berlin, München oder Wien, etwas unübersichtlich wird es außerhalb des deutschen Sprachraums. Die Tate London hat einen aufwendig gemachten Internetauftritt, das Amsterdamer Rijksmuseum ist für den digitalen Ansturm ebenfalls bestens gerüstet, während der Pariser Louvre seine Online-Sternstunde in Beyoncés vor Ort gedrehtem Musikvideo erlebte.
Beim Google-Projekt Arts and Culture schließlich werden nicht weniger als 1200 Museen und Archive online gebündelt und inhaltlich sortiert. Der betriebene technische Aufwand ist erheblich und die prominenten Teilnehmer jeweils nur den berühmten Klick entfernt. Man könnte also beinahe zu dem Schluss gelangen, dass hier keine Wünsche offen bleiben. Aber der derzeit wichtigste Wunsch, die Werke „in Fleisch und Blut“ zu sehen, wird einem auch von Google nicht erfüllt.