Köln – Eis essen macht nur bei Sonnenschein so richtig Spaß, Glühwein trinken vor allem dann, wenn es knackig kalt ist. Ein Damien-Rice-Konzert im Hochsommer klingt hingegen nach einer dummen Idee. Der Fachmann für Melancholie braucht eben auch den passenden Rahmen. Insofern wird er sich gefreut haben, dass sich der Abend in Köln viel eher nach Herbst als nach lauer Sommernacht anfühlte, denn der wolkenverhangene Himmel passte perfekt zu den zwei Stunden Weltschmerz, die er mitgebracht hatte. Immerhin regnete es während des Konzerts nicht, was auch deshalb gut war, weil die Besucher ihre Schirme am Eingang hatten abgeben müssen.
Ein einsamer Mann und seine Gitarren, so lässt sich der Abend in weiten Teilen zusammenfassen. In guter Singer-Songwriter-Tradition gibt es bei ihm kein opulentes Bühnenbild und auch keine große Band. „Just keep it nice and sad“, begrüßte er dann auch sein Publikum. „Manche Menschen gehen ja zu einer Massage, um sich zu entspannen, andere zu Konzerten, bei denen die Künstler noch deprimierter sind als sie selbst.“ Eine Besucherin im Publikum konnte sich freilich über beides freuen. „Würdest du mich massieren, Damien?“, rief sie ihm entgegen. Und auch wenn er zunächst nicht darauf einging, machte er sich ein paar Songs später doch auf den Weg ins Publikum und kam der Bitte unter lautem Jubel nach.
Besonders viel zu lachen scheint der 42 Jahre alte Ire im Leben nicht zu haben. Er trägt seine Traurigkeit wie einen Schild vor sich her, gefällt sich in der Rolle des Empfindsamen – manchmal wirkt das etwas aufgesetzt.
Aber er holte die 4000 Fans im Tanzbrunnen ab. Überall knutschende Pärchen, die die Hände nicht voneinander lassen konnten, bei manchen flossen gar Tränen. Rice singt von Liebe und Verlustängsten, Einsamkeit und Zweifeln. Er quält sich mit Fragen, ob der Neue seiner Ex sie genauso glücklich machen kann wie er („Accidental Babies“) und steigerte sich in einen Satz hinein: „What about me?“ – wieder und wieder hallte die Frage von einer Loop-Station vervielfacht durch die Nacht.
Nebel waberte über die Bühne
Am Ende des Konzert verlor er sich immer mehr in diese Klangexperimente, Nebel waberte über die Bühne, im Hintergrund flackerten die Scheinwerfer. Hier zelebrierte einer seine Messe der Einsamkeit. Die Botschaft war klar: „Weil ich mich selbst nicht lieben kann, müsst ihr das übernehmen.“ Das Publikum tat ihm den Gefallen. Am Ende, zu den beiden Zugaben, bat er Sängerin Hanna Leess, die den Konzertabend eröffnet hatte, noch einmal auf die Bühne. Zusammen ist man eben weniger allein.
Seine beseelten Fans entließ er wieder in den trüben Augustabend. Und hätten die sich nicht mutig in eine Schlacht um die vor Konzertbeginn abgegebenen Regenschirme stürzen müssen, hätten sie seinen Weltschmerz sicherlich mit nach Hause genommen.