Dieter Hallervorden„Anstatt zu jammern, habe ich die Herausforderung angenommen“

Dieter Hallervorden in der ZDF-Serie.
Copyright: ZDF und Conny Klein
Berlin – Vor wenigen Wochen sorgte Dieter Hallervordern für Schlagzeilen, weil er Gendern als „Vergewaltigung der Sprache“ bezeichnete. Da verstand der Kabarettist und Schauspieler, der Mitte der 1970er Jahre mit der Slapstick-Reihe „Nonstop Nonsens“ berühmt wurde, gar keinen Spaß. Vielleicht ist er ja auch gar nicht so lustig, wie alle immer dachten. In den vergangenen Jahren hat sich der Schauspieler zumindest vermehrt im ernsten Fach versucht und dort die Anerkennung gefunden, die ihm lange verwehrt blieb, etwa im Drama „Sein letztes Rennen“ aus dem Jahr 2014.
Es sei sehr schwierig gewesen, aus der Komödienschublade, in die ihn viele steckten, herauszukommen, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung: „Es brauchte viel, sehr viel Geduld. Und natürlich den Mut, immer Angebote, die dem »Rauskrabbeln« entgegenstehen, abzulehnen und womöglich keine andern Rollen angeboten zu bekommen. Man muss warten können bis das richtige Drehbuch kommt.“
Kein Blick zurück
Im Zorn blickt er dennoch nicht zurück. „Ich werde mich hüten, mich noch mal umzudrehen. Ich gucke lieber nach vorn, der Zukunft zugewandt, denn das ist die Zeit, die ich erleben und genießen möchte.“ Für das ZDF wird er nun im doch schon fortgeschrittenen Alter von 86 Jahren („Es ist nicht schlimm, 86 zu sein. Schlimm ist es nur, wenn man’s nicht wird!“) zum Serien-Star – und zwar irgendwo zwischen Drama und Komödie. So ganz kann er vom Humorfach dann eben noch nicht lassen.
„Mein Freund, das Ekel“ ist die sechsteilige Fortsetzung der gleichnamigen Komödie aus dem Jahr 2019, in der er an der Seite von Alwara Höfels zu sehen war. Sie spielte darin eine alleinerziehende Mutter mit finanziellen Problemen, die mit ihren drei Kindern in die Wohnung des Rentners Olaf Hintz zog. Mietfrei konnten sie dort wohnen, im Gegenzug kümmerten sie sich um den älteren Herren, der seit einem Schlaganfall im Rollstuhl saß. Die Serie erzählt diese Geschichte weiter.
Keine Knallcharge
Dieser Olaf Hintz ist ein Misanthrop, der sein Umfeld oft schikaniert. Dennoch gelingt es Hallervorden, dass man beim Zuschauen durchaus Sympathien für ihn entwickelt. Ihn vielschichtig zu zeichnen war dem 86-Jährigen wichtig. Er lese Drehbücher mehrmals und stelle intensive Überlegungen über die Gestaltung der Rolle an. „Und ich hüte mich davor, die unterschiedlichen Facetten der Rolle zu überzeichnen, weil Hintz sonst schnell zu einer Knallcharge würde“, so Hallervorden. Neben der Schauspielerei widmet sich Hallervorden weiterhin seiner anderen großen Liebe, dem Kabarett. Die Corona-Pandemie war auch für den Intendanten des Schlosspark Theaters und des Kabaretts Die Wühlmäuse anstrengend.
Aber es helfe nicht, sich zu beschweren, betont der Schauspieler. „Anstatt zu jammern, habe ich die missliebige Situation als Herausforderung angenommen. Wir sind in der Stillstandsphase alles andere als still geblieben, wir haben weiter produziert und können jetzt, wo wir wieder spielen dürfen, reich und opulent servieren“, sagt er.
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Er habe alle seine festangestellten Mitarbeiter „über die Zeit gerettet und beide Theater gehen wieder ihrer Berufung nach.“ Bald will er sogar noch ein Theater in seiner Geburtsstadt Dessau eröffnen. Die Energie für neue Projekte geht ihm also offensichtlich nicht aus. Und wie blickt er als Kabarettist auf die anstehende Bundestagswahl? „Amüsiert! Die Grünen haben statt Habeck die Falsche auf Platz eins, die CDU mit Laschet statt Söder begeht den gleichen Fehler, und die SPD macht mit Scholz jemanden zum Kanzlerkandidaten, den sie vor zwei Jahren nicht zum Parteivorsitzenden haben wollte. Verrückt!“ Für Hallervorden steht nur eins sicher fest: „Frau Merkel wird im Geschichtsbuch einen hervorragenden Platz einnehmen.“