„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“Es gibt nur einen wahren Weihnachtsfilm
Köln – Schuld ist der Hallmark Channel. Der amerikanische Bezahlsender, ein Ableger der Grußpostkartenfirma, entschloss sich 2009 zur Weihnachtssaison eine ganze Reihe an herzerwärmenden, hirnerweichenden Festtagsfilmen zu produzieren. Damals läuteten ganze vier Filme den „Countdown to Christmas“ ein, inzwischen wird bereits Ende Oktober rückwärts auf die Festtage hin gezählt und der Countdown umfasst sagenhafte 42, in rot-grün leuchtender Farbpalette gehaltene Eigenproduktionen. 42, wenn das kein Ausrufezeichen wert ist!
Die immer wiederkehrende Riege lieblicher Hauptdarstellerinnen in diesen Filmen kennt man in den USA als „Queens of Christmas“, sie sind die besser frisierten Arbeitskolleginnen des Weihnachtsmanns. Hallmark hat, als Orientierungshilfe, sogar ein eigenes Bewertungssystem für sein Weihnachtsprogramm eingeführt, von „F“ für family bis „J“ für joy. Frohlocket!
Schauspieler mit schlimmen Weihnachts-Strickpullis
Nun wird der Hallmark Channel bekanntlich nicht ins deutsche Kabelprogramm eingespeist. Was, könnte also manch kritischer Geist unter Ihnen fragen, gehen mich US-Schauspieler aus der dritten Reihe an, die man mit schlimmen XL-Strickpullis dekoriert hat?
Die Antwort liefert ein Blick in die Internet Movie Database: Allein für das diesjährige Fest verzeichnet IMDB mehr als 200 (Fernseh-)Filme, die das Wort „Christmas“ im Titel führen. Das wäre eigentlich noch ein Ausrufezeichen wert, aber wir wollen es nicht übertreiben.
Zahl der Weihnachtsfilme hat sich seit 2011 vervierfacht
Die Anzahl der alljährlich neu produzierten Weihnachtsfilme, das haben nicht minder genervte Journalisten von der BBC ausgerechnet, hat sich seit 2011 vervierfacht. Und dieser Überschuss an Freude und Besinnlichkeit landet selbstredend früher oder später auch im deutschen Free-TV und in den bekannten Streamingdiensten: „Verrückte Weihnachten“, „Sinn, Sinnlichkeit und ein Schneemann“, „Mein Weihnachtsglück: Eine Chance für die Liebe“, „Eine Hochzeit zu Weihnachten“, „Die Weihnachtskarte“, „Weihnachten in der Wildnis“ — ich könnte noch ewig so weitermachen.
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Lassen Sie mich stattdessen lieber die Verknappung loben, es war ja, wie man in Sachsen so sagt, nicht alles schlecht in der DDR und schon gar nicht in der ehemaligen Tschechoslowakei: Braucht hierzulande irgendjemand einen anderen Weihnachtsfilm als „Drei Nüsse für Aschenbrödel“? „Nur ein kleines Mädchen, ein Hühnchen ohne Federn“, reicht das nicht völlig aus?
„Drei Nüsse“ ist die sichere, die einzig mögliche Wahl
Im ersten Impuls wackelig sitzender Männlichkeit wollte ich an dieser Stelle noch „Stirb langsam“ als kernige Alternative ergänzen, aber meine ältere Tochter sagt, ich soll das doofe Gendern sein lassen. Und ehrlich gesagt, war Bruce Willis’ Actionspektakel nie mein Weihnachtsfilm. Sondern Frank Capras „Ist das Leben nicht schön?“ Den habe ich indes aufgegeben, weil die Familie sich regelmäßig einen Spaß daraus machte, darauf zu wetten, wann genau ich zu heulen anfangen werde. „Wenn der um seinen Sohn trauernde Apotheker dem jungen George Bailey zu Unrecht eine Ohrfeige verpasst“, wettete meine Frau. „Schon beim Vorspann“, hielten die beiden Töchter dagegen.
Kinder beobachten gnadenlos. Nein, „Drei Nüsse“ ist die sichere, die einzig mögliche Wahl. Allen anderen Weihnachtsfilmen wollen wir den Krampus an den Hals wünschen.