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Heute Abend wieder „Wetten, dass..?“Als ganz Deutschland auf dem Sofa saß

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Thomas Gottschalk 

Nürnberg – Am Samstag – dass man das noch einmal schreiben darf! – ist wieder „Wetten, dass..?“. Zum 40-jährigen Jubiläum der Fernsehshow strahlt das ZDF eine einmalige Neuauflage seines einstigen Unterhaltungs-Flaggschiffs aus, selbstredend mit Thomas Gottschalk als Moderator. Auch wenn Frank Elstner das Format nicht nur erfunden, sondern auch die höchsten Quoten eingefahren hat. Am 9. Februar 1985 guckten 23, 42 Millionen West-Deutsche „Wetten, dass..?“ – Wahnsinn.

Indes bestand der Reiz der Gottschalk-Jahre in der bis an den Scheitelpunkt gesteigerten Absurdität der Sendung: Die vor dem heimischen Empfangsgerät auf dem Sofa versammelte Familie spiegelte sich in der vom Zufall der Promotionszyklen zusammengewürfelten Sofagruppe hinterm Bildschirm.

Unterbeschäftigte Baggerfahrer

Stundenlang saß man dann zusammen auf diesen Sofas, sah naseweisen Kindern und unterbeschäftigten Baggerfahrern dabei zu, wie sie ihre nischigen Spezialfähigkeiten unter Beweis stellten und rätselte mit den bereits völlig entgeisterten Stars, wie sie zu tippen hatten und welchen Wetteinsatz sie möglichst schnell und geräuschlos einlösen könnten, ohne sich komplett zum Affen zu machen.

Man harrte auch noch gemeinsam der Erfüllung der sogenannten Saalwette, später der Stadtwette, jedenfalls wenn die internationalen Stars noch nicht den Status erreicht hatten, der ihnen erlaubte, das Sofa vorzeitig verlassen zu können, weil angeblich schon „ein Flieger“ auf sie wartete. In diesen Saalwetten fand die Sendung mit einem großen, volkstümelnden Tableau ihren optischen Höhepunkt.

Schwiegermütter auf Schubkarren

Gerade die ersten Aufläufe aus Elstner-Zeiten erzählen von weit entfernten, medial noch unverbildeten Zeiten: 50 Nonnen sollten auf Fahrrädern durch die Kulissen cruisen, 10 Bankdirektoren sich als Punker verkleiden, 13 Jungbauern ihre Schwiegermütter auf Schubkarren in die Mehrzweckhalle fahren, oder ein Chinese gefunden werden, der zusammen mit der Spider Murphy Gang in seiner Landessprache „Am Brunnen vor dem Tore“ singt.

Darüber mag man heute die Augen rollen, damals jedoch saßen wir mit Eltern und Geschwistern gebannt vor dem Fernseher und diskutierten ernsthaft, ob es Elstner gelingen würde, zehn Fischer mit dem Namen Fritz Fischer auf die Bühne zu holen, die den Zungenbrecher „Fischers Fritze“ aufsagen sollten, dabei einen frischen Fisch in der Hand haltend. Von cringe ahnten wir noch nichts. Im Gegenteil: Wir waren empört, als Thomas Gottschalk in seiner ersten Sendung die Saalwette sang- und klanglos abschaffen wollte.

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Diese Wette verlor er. Gleich in der nächsten Ausgabe mussten zehn Förster gefunden werden, die den Brunftschrei des Hirsches ohne Hilfsmittel nachahmen konnten. Dafür juxte Gottschalk den Glam-Faktor hoch, so dass bald kein Weltstar mehr daran vorbei kam, auf dem „Wetten, dass..?“-Sofa Platz zu nehmen, um in den flapsigen Bemerkungen des forsch unterinformierten Moderators eine Frage zu erkennen, die zu einer seiner Standard-Antworten passen könnte. Am besten, man fasste sich demonstrativ an den Knopf im Ohr und gab vor, nichts verstanden zu haben.

Heute schaffen sich die Stars auf Instagram ihre eigenen Sofas, brauchen unsere Kinder keine Übersetzer mehr und überhaupt erscheint die Idee, sich deutschlandweit zu einer zuvor abgesprochenen Zeit für fünf Stunden auf sein Sofa zu setzen, um Menschen beim Baggermanövrieren, Buntstiftlutschen und Playbacksingen zuzuschauen, wie die absurdeste Saalwette von allen.

„Wetten, dass..?“ ergibt in jeder Hinsicht keinen Sinn mehr. Umso mehr freue ich mich auf die Jubiläumssendung. Benny und Björn von ABBA werden auf dem Sofa sitzen und Gottschalk wird sie irgendetwas Peinliches zu ihren Ex-Frauen fragen und wir werden uns wohlig fremdschämen in der guten alten Fernsehzeit.