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SchlagersängerDarum will Roberto Blanco Beethoven exhumieren lassen

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Ähnlichkeit mit Beethoven: Roberto Blanco

Wien – Es gibt Schlagzeilen, die kann man nicht erfinden, die schreibt das Leben. Zum Beispiel diese hier: „Roberto Blanco fordert die Exhumierung von Ludwig van Beethoven.“ Doch, das stand exakt so in einigen deutschsprachigen Zeitungen und Online-Portalen. Der Schlagersänger soll sich direkt an den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig gewandt haben. Und zwar mit dem Worten: „Wem sah der wohl ähnlicher? Ihnen oder mir? Ich wette, er sah mir ähnlicher, als man glauben mag und es liegt in ihrer Hand, Klarheit zu schaffen.“

Nun ist es nicht so, dass Roberto Blanco hier sein inneres Oktoberfest abfeiert. Der Hashtag #BeethovenIsBlack macht schon seit 2020 die Runden, seit die Feiern zum 250. Geburtstag des Komponisten zum großen Teil im Lockdown versandeten.

Beethoven wurde „Spagnol“ gerufen

Die These von Beethovens afrikanischen Wurzeln geht auf den britischen Komponisten Samuel Coleridge-Taylor zurück. Der war Sohn einer englischen Mutter und eines Vaters aus Sierra Leone und spekulierte im Jahr 1907 über die Ähnlichkeiten zwischen seinen Gesichtszügen und denen des Bonners, der wegen seines bräunlichen Teints und seiner schwarzen Augen von seinen Freunden „Spagnol“, also Spanier, gerufen wurde.

Coleridge-Taylor sah das wohl eher als Gedankenexperiment. Just von einer Amerikareise zurückgekehrt, stellte er fest, dass der Größte aller Musiker, wenn er denn schwarz war, in manchen Städten der USA kein Hotelzimmer bekommen hätte.

Die Peanuts und Malcom X

Später machte sich die amerikanische Bürgerrechtsbewegung den Slogan „Beethoven was black“ zu eigen, Malcom X gab zum Besten, Beethovens Vater sei ein afrikanischer Söldner gewesen (Johann van Beethoven war Sänger, Alkoholiker und Bonner). Der „Rolling Stone“ erschien 1969 mit der Schlagzeile „Beethoven was black and proud!“ und in den „Peanuts“ verkündet Lucy, lässig an Schröders Spielzeugklavier gelehnt, die schockierende Wahrheit. „Willst Du mir sagen, ich hätte die ganze Zeit über Soul-Musik gespielt?“, fragt Schröder zurück.

Die Beweislage für Beethovens afrikanische Herkunft ist denkbar dünn. Angeblich kamen die Ahnen von Beethovens Mutter aus dem Flämischen, angeblich hätte eine Vorfahrin einen spanischen Besatzer mit nordafrikanischen Wurzeln geheiratet. Sagen wir einfach, es ist eher eine Metapher für all die schwarzen Komponisten, die von der Musikgeschichte vergessen wurden.

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Man denke etwa an den großartigen Julius Eastman, der 1990 obdachlos und allein in einem Krankenhaus in Buffalo, New York starb und dessen Werk erst im vergangenen Jahrzehnt wiederentdeckt wurde. Jedenfalls: Eine Metapher braucht keinen DNA-Test.

Dafür können wir jetzt besser verstehen, warum sich Roberto Blanco so sehr für den schwarzen Beethoven interessiert. Lange Zeit war der Sohn eines kubanischen Künstlerpaares der bekannteste schwarze Deutsche. Als solcher musste er manches dumme Klischee übererfüllen, angefangen mit seiner ersten Filmrolle in „Der Stern von Afrika“ (1957), in der er von deutschen Jagdfliegern als tanzendes Maskottchen missbraucht wird: „Der bringt Leben in die Bude“, schnarrt ein blonder Pilot.

Blanco hat Rassismus stets bestritten

Weil ein bisschen Spaß sein musste, hat Blanco stets bestritten, in Deutschland rassistische Erfahrungen gemacht zu haben. Natürlich auch aus Selbstschutz. Und falls es wirklich so gewesen ist, lag es wohl daran, dass seine Hautfarbe im deutschen Showgeschäft als Alleinstellungsmerkmal funktionierte.

Jetzt ist Blanco 84 Jahre alt und da kann man seine Sehnsucht, nicht länger allein zu sein, schon verstehen. Sollen wir deshalb Beethoven ausgraben? Lieber nicht.

Aber Roberto Blanco, den Künstler! Der kann nämlich noch ganz andere Dinge als Partyschlager singen. Jazz und Salsa und sicher auch „Alle Menschen werden Brüder“, selbst wenn der Weg dahin noch weit ist.