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Neuer Bond-FilmWarum 007 nicht nur Mann, sondern auch Sexist bleiben sollte

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Daniel Craig in „Keine Zeit zu sterben“ 

London – Sollte eine Frau James Bond spielen? Die Frage wird Daniel Craig nicht zum ersten Mal gehört haben. Am Donnerstag kommt sein letzter Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ endlich in die Kinos. Wer ihm in der Rolle nachfolgen soll, ist noch nicht bekannt. Aber wenn es nach Craig geht, sollte der Doppel-Null-Agent weiterhin im Besitz eines Y-Chromosoms sein.

„Es sollte einfach bessere Rollen für Frauen geben“, sagte Craig. „Warum sollte eine Frau James Bond spielen, wenn es eine ebenso gute Rolle wie James Bond geben sollte, aber für eine Frau?“

Eine Frau als James Bond?

Man beachte das Modalverb. Vielleicht haben Schauspielerinnen ja irgendwann keine Lust mehr, immer und immer wieder auf ebenso gute Rollen wie ihre männlichen Kollegen zu warten, wenn diese schlicht nicht kommen?

Andererseits: Als Avatar toxischer Männlichkeit ist James Bond unschlagbar. Er ist ein trunksüchtiges, blutgieriges Alpha-Monster. Ein Werwolf im Smoking, der seinen Sadismus am liebsten an jungen Frauen auslebt und Lust vor allem beim Töten von Beta-Männern erlebt.

Roger Moore als lächerliches Monster

Und wie jedes Monster ist er faszinierend anzuschauen. Zähmen kann man eine solche Kreatur nicht. Höchstens gekonnt ins Lächerliche ziehen, wie es Roger Moore tat – aber darüber habe ich an dieser Stelle schon einmal geschrieben.

Zuletzt hatte Danny Boyle angekündigt, James Bond für die moderne Welt rüsten zu wollen. Der Regisseur überwarf sich dann aber mit den Produzenten der Serie. Gut so. Was soll James Bond in der Sensibilitätsschulung? Das ist, als wollte man Godzilla Tischmanieren beibringen.

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Solch ein Macho-Monster mit der modernen Welt zu konfrontieren, kann dagegen filmisch äußerst reizvoll sein. Es ist ja auch immer wieder gemacht worden. Pierce Brosnan wurde gleich bei seinem ersten Bond-Outing von seinem Boss M – mit Judy Dench zum ersten Mal von einer Frau gespielt – als „sexistischer Dinosaurier“ heruntergeputzt. Bis zu ihrem Tod in „Skyfall“ sollte M ihrem besten Agenten als strenge Ersatzmutter dienen.

Für „Keine Zeit zu sterben“ haben die Bond-Produzenten bekanntlich Phoebe Waller-Bridge als Script-Doctor engagiert. Die „Fleabag“-Schöpferin ist erst die zweite Frau, die an einem 007-Drehbuch mitschreiben darf. Sollte sie das alte Raubtier Bond zum Feministen umformen? Natürlich nicht. „Bond muss seinem Charakter treu bleiben“, sagt Waller-Bridge. „Wichtig ist, dass der Film die Frauen richtig behandelt.“

Sean Connery verspottet

Hier ist in der Tat noch viel Luft nach oben, selbst wenn es ab und an lobenswerte Ausreißer gab. Frauen, die dem Monster Kontra gaben. Schon 1965 musste sich Sean Connery in „Feuerball“ von der schönen Killerin Fiona Volpe ob seines aufgeblasenen männlichen Egos verspotten lassen. Anschließend entbrannte ein Geschlechterkampf darüber, wer hier aus den niedersten Motiven mit dem jeweils anderen geschlafen hat. Im richtigen Leben wäre diese Szene wohl eher widerlich, auf der Leinwand jedoch funkelt der unwiderstehliche Glamour des Bösen.

Was sagt das über uns aus, dass wir solche Leute aus dem Schutz des dunklen Kinosaals bewundern, dass sie unsere Phantasie beflügeln und unsere geheimen Sehnsüchte befriedigen? Männer wollen James Bond sein, Frauen mit einem Mann wie James Bond schlafen, behauptet das Klischee. Betrachtet man den Wert des Agenten als Werbefigur, muss etwas dran sein.

Nun soll man sich seiner sexuellen Träume nicht schämen, auch wenn sie nicht dem gesellschaftlich Gewünschten entsprechen. Das Kino erlaubt es uns, diese Träume an andere Personen zu delegieren. Das funktioniert nach 60 Jahren Bond noch genauso. Nur im Wachzustand erscheint er uns heute fragwürdiger. Oder, wie meine Tochter es formulierte: „James Bond ist sexistischer Blödsinn. Können wir noch einen anschauen?“