Elon Musk wirbt in der „Welt am Sonntag“ für die AfD. Ein Sündenfall des Journalismus? Eher eine schlechte Nachricht für Christian Lindner.
Pro zu Musks GastbeitragUnsere Demokratie muss auch dieses Gezwitscher aushalten


Elon Musk bei der Eröffnung des Tesla-Werks in Deutschland.
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Vielleicht werden Historiker eines Tages in Elon Musks Wahlaufruf für die AfD den Anfang vom Ende der Berliner Republik erkennen – und in Mathias Döpfners Springer-Verlag den Steigbügelhalter für einen in Deutschland nicht mehr für möglich gehaltenen Autoritarismus. Beispiele für Wirtschaftsführer und Journalisten, die sich bereitwillig demokratiefeindlichen Politikern andienen, gibt es in der deutschen Geschichte genug. Ein Novum wäre lediglich, dass dafür ein US-amerikanischer Turbokapitalist den Anstoß gibt.
Elon Musk betreibt die weitere Normalisierung einer in maßgeblichen Teilen rechtsextremen Partei
Allzu wahrscheinlich ist dies allerdings nicht. Dazu müsste Musks Wahlempfehlung die AfD bei der kommenden Bundestagswahl wohl zur stärksten Partei machen, und dafür spricht derzeit nicht viel; eher gefährdet Musk mit seinem Gastbeitrag den Absatz seiner Elektroautos als die deutsche Demokratie. Trotzdem ist Musks Aufruf bedenklich, weil er die weitere Normalisierung einer in maßgeblichen Teilen rechtsextremen Partei betreibt. Ob der Tesla-Chef die AfD tatsächlich nur für die erfolgreichere FDP hält (der statt eines Porschefahrers auch noch eine queere Chefin vorsteht) oder ob er deren politische Schlagseite aus Sehnsucht nach „Disruption“ allzu gerne übersieht, sei hier einmal dahingestellt.
Alice Weidel ist nicht Adolf Hitler, da hat Musk eindeutig recht. Und solange die AfD nicht als verfassungsfeindlich verboten ist, ist jede Parteinahme für sie erlaubt. Ob man diese dann abdruckt, ist weniger eine Frage der Moral als der Aufmerksamkeitsökonomie. Musk ist nicht nur ein globaler Wirtschaftsführer, sondern auch politischer Berater des demokratisch gewählten künftigen US-Präsidenten. Seine Meinung zählt. Es ist legitim, ihn nach dieser zu fragen. Jetzt weiß man bei Musk, woran man ist – jedenfalls, soweit dies möglich ist.
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Die deutsche Demokratie muss auch das Gezwitscher Elon Musks aushalten, wenn es keine Straftatbestände erfüllt. Sorgen sollte sich deswegen vor allem Christian Lindner machen, der bei Musk für die FDP warb. Sein Anbiederungsturbo zündet nicht.
Hinweis: In der Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurde kontrovers über den Gastbeitrag von Elon Musk diskutiert. Das Ergebnis war ein Pro und Contra für die „Welt am Sonntag“-Aktion - das Contra lesen Sie hier.