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Kommentar

Contra zu Musks Gastbeitrag
Der Rote Teppich für einen AfD-Freund und Antidemokraten

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Elon Musk hat sich erfolgreich bei Donald Trump angebiedert, um Vorteile für sich herauszuschlagen. In Deutschland versucht er es jetzt mit der AfD.

Elon Musk hat sich erfolgreich bei Donald Trump angebiedert, um Vorteile für sich herauszuschlagen. In Deutschland versucht er es jetzt mit der AfD.

„Auch ein Genie kann sich irren“, heißt es in der „Welt am Sonntag“-Replik auf Musks unverhohlene AfD-Wahlwerbung allen Ernstes. Oder ist das schon Comedy?

Muss man Elon Musk eine weitere Bühne bieten, um seine gefährlichen Gedanken auszubreiten? Reicht sein eigenes Spielzeug, das von ihm gekaufte Netzwerk X (ehemals Twitter) nicht aus, mit dem er in diesem Jahr schon höchst erfolgreich Wahlwerbung für einen lupenreinen Anti-Demokraten betrieben hat?

Wir erinnern uns: Der reichste Mann der Welt hat sein Geld und seine Meinungsmacht in den USA schamlos ausgenutzt, um Donald Trump Wählerscharen zuzuspielen und damit dessen Gunst zu erwerben. Zum Dank darf er nun die USA nach den gemeinsamen antidemokratischen Vorstellungen und seinen wirtschaftlichen Gunsten komplett umgestalten. Das hat offenbar mächtig Laune gemacht. Und Appetit. In welchem anderen Land steht bald eine wirklich wichtige Wahl an? Könnte man nicht auch hier Wahlhilfe betreiben, für eine in Teilen gesichert rechtsextreme Partei, deren Einfluss massiv wächst?

Vor diesem Hintergrund ist der politisch grotesk uninformierte Gastbeitrag von Elon Musk in der „Welt am Sonntag“ einzuordnen. Da hilft es wenig, dass der künftige Chefredakteur der „Welt“-Gruppe, Jan Philipp Burgard, in seiner Replik auf Musk der unverhohlenen Wahlwerbung widerspricht, die AfD sei „der letzte Funke Hoffnung“ für Deutschland. „Auch ein Genie kann sich irren“, schreibt Burgard allen Ernstes. Oder ist das schon Comedy?

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Noch schlimmer, dass „Welt“-Herausgeber Ulf Poschardt sämtliche Kritik mit dem Hinweis abwatscht, die Diskussion sei „sehr aufschlussreich“, da „Demokratie und Journalismus von Meinungsfreiheit“ lebten. „Cancel Culture“ ist immer ein gutes Totschlag-Argument. Von Meinungsfreiheit in der eigenen Redaktion hält man offenbar nicht viel, sonst hätte man deren Perspektive vor dem Abdruck des Beitrags ernst genommen.

Gastbeitrag von Elon Musk sorgt für Unruhe bei der „Welt“

Nun ist die Redaktion offenbar tief gespalten, die Meinungschefin hat gekündigt. Selbst die politischen Lager von Grün bis CDU sind vereint wie selten in ihrer Kritik. Alles Gegner von Meinungsfreiheit? Interessanterweise wirft Musk mit diesem Begriff ja auch regelrecht um sich. Er meint damit aber vor allem: keine Zensur von Hassrede.

Unbedacht und aufmerksamkeitsgeil, das wäre die noch freundlich formulierte Kritik an der Aktion in der „Welt am Sonntag“. Man könnte auch auf die von Springer-Chef Mathias Döpfner höchstpersönlich angeordnete Wahlwerbung für die FDP in der „Bild“-Zeitung blicken und sich fragen, welchem Kalkül eigentlich die neue Aktion folgt. Musk hat derweil auch den Rechtspopulisten in Großbritannien Unterstützung angeboten. Mal sehen, wer dem stinkreichen AfD-Freund dort unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit den Roten Teppich ausrollt.


Hinweis: In der Redaktion des Kölner Stadt-Anzeiger wurde kontrovers über den Gastbeitrag von Elon Musk diskutiert. Das Ergebnis war ein Pro und Contra für die „Welt am Sonntag-Aktion - das „Pro“ lesen Sie hier.