„Ich war ein blödes Arschloch“Kawusi zeigt nach massiver Kritik bei „SternTV“ Reue
In der Mittwochabendausgabe von „SternTV“ äußerte sich der Comedian Faisal Kawusi erstmals nach dem Shitstorm gegen ihn aufgrund eines Kommentars in der Debatte zu Joyce Ilgs misslungenem K.o.-Tropfen-Witz zu seinen Aussagen. Zu Gast war außerdem Musikerin Edith Stehfest, die selbst unter dem Einfluss von K.o.-Tropfen im Alter von 17 Jahren vergewaltigt wurde.
Zu Beginn der Sendung erklärt Moderator Steffen Hallaschka, dass die ebenfalls eingeladene und von Kawusi in der Debatte beleidigte Silvi Carlsson nicht an der Sendung teilnehmen wollte, nachdem die Redaktion nicht davon abgewichen sei, Kawusi anzuhören.
Kawusi nach Instagram-Kommentar in der Kritik
Kawusi steht seit dem Ostermontag ähnlich wie Ilg massiv in der Kritik. Der 30-Jährige hatte sich in die Debatte um Joyce Ilgs Post eingemischt und den Witz verteidigt. Der Shitstorm gegen ihn entbrannte zusätzlich, als er auf einen Kommentar von Silvi Carlsson – die eigenen Angaben nach selbst einmal Opfer von K.o.-Tropfen wurde – mit den Worten „Das nächste Mal werde ich die Dosis verstärken, versprochen“ reagierte.
Moderator Steffen Hallaschka bezeichnet Kawusis Statement zu Beginn der Sendung als „saudummen Kommentar“, in der Folge entschuldigt sich der Komiker, der seinen Kommentar inzwischen gelöscht hat.
Er habe sich „Zeit genommen“ und dabei „sehr viele Erkenntnisse“ gewonnen, so Kawusi. „Mir tut es Leid, dass ich Frau Carlsson verletzt habe, dass ich dort bewusst in ihr Trauma hineingebort habe“, so der gebürtige Hesse mit afghanischen Wuzeln. „Ich war ein blödes Arschloch“, führt er selbstkritisch aus, er wolle sich nun von seinen Kommentaren distanzieren.
„Kann man nicht mehr als Comedy abstempeln“
„Das kann man nicht mehr als Comedy abstempeln, das war eine reinste Provokation meinerseits“, so Kawusi. Er sei durch die Reaktionen auf seinen eigenen Kommentar provoziert worden, nur so könne er sich auch ein Video erklären, dass er zusätzlich zu seinen Kommentaren bei Instagram abgesetzt hatte. Darin wurde Kawusi gegenüber seinen Kritikern ausfällig, sagte unter anderem, er habe „die Schnauze voll von euch kleinen Pissern“.
Edith Stehfest, die in der Sendung über ihre Vergewaltigung unter K.o.-Tropfen-Einfluss spricht, konfrontiert den Comedian mit seinen Aussagen. Sie möchte wissen, warum der Mann, der eigentlich lustig sein will, solche Kommentare äußere. Sie kämpfe seit Jahren dafür, dass „Frauen Mut haben darüber zu sprechen, dass sie sich nicht mehr schämen müssen, und plötzlich wird diese Arbeit mit Füßen getreten. Warum?“
Faisal Kawusi entschuldigt sich „aus tiefster Seele“
Faisal Kawusi wiederholt, dass er sich „aus tiefster Seele“ entschuldigen möchte und begründet seine Reaktion mit der eigenen Opferrolle. Er habe eigene Traumata, es habe in der Debatte Situationen gegeben, die ihn „getriggered haben“.
„Ich gehöre zu den gemobbten dieses Landes, wurde drei Jahre lang als der kleine dicke ausländische Junge in der Schule täglich gequält, verprügelt, geschlagen. Als Erwachsener Mann kommt – wenn ich sehe, dass jemand unter Beschuss gerät – eine Art Beschützerinstinkt in mir raus, in diesem Fall bei Joyce Ilg“, so Kawusi. Er sei aber nicht mehr „in seiner Mitte“ gewesen und dann selbst zum „Aggressor“ geworden.
„Wie glaubwürdig ist diese Einsicht?“
„Wie glaubwürdig ist diese Einsicht“, will Hallaschka wissen. Der Comedian wiederholt, dass seine Äußerungen inakzeptabel gewesen seien und ihn heute selbst befremden würden. Grundsätzlich stehe der er aber weiter für die Freiheit des Humors.
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„Letztes Jahr beim deutschen Comedy-Preis hat Sebastian Puffpaff Afghanistan-Witze gemacht“, so Kawusi, der selbst Familienmitglieder dort habe, „von denen einige entführt wurden“. Das habe ihn verletzt, er wolle aber den Künstler in seiner Kunst nicht einschränken. „Es stellt sich die Frage der Intention, Puffpaff hat mich sicher nicht verletzen wollen, er wollte die Leute zum Lachen zum bringen. Den Freiraum als Künstler will ich ihm lassen“, so Kawusi.
Silvi Carlsson meldet sich via Instagram
Stehfest bringt Verständnis für seine Argumentation auf und rechtfertigt ihr Kommen. „Ich muss mutig sein, ich kann nicht für Frauen oder für meine Geschichte stehen, wenn ich heute nicht hergekommen wäre. Und ich stehe für zweite Chancen, sonst wäre ich auch nicht hier.“ Männer müssten die Chance haben, sich aufzuklären.
Silvi Carlsson, die auf einen Besuch in der Sendung aufgrund der zeitgleichen Einladung an Kawusi verzichtete, ist da anderer Meinung. „Das hier ist digitale Gewalt und SternTV gibt demjenigen, der sie ausübt, eine riesige Bühne. Offenbar hat sich die Redaktion dazu entschieden, im Zweifel lieber seine, als meine Sicht zu hören“, schrieb sie während der Sendung über Instagram.