Gürzenich-Orchester KölnSo waren die ersten zwei Konzerte in der Corona-Krise
- Als erstes Orchester landesweit ist das Kölner Gürzenich-Orchester zum Konzertbetrieb zurückgekehrt.
- Wie liefen die beiden Konzerte vor nur jeweils 100 Zuschauern ab? Eine Kritik.
Köln – „Wir sind wieder da“, verkündet das Gürzenich-Orchester stolz auf seiner Website.
Als erstes Orchester landesweit ist der stadtkölnische Klangkörper zum Konzertbetrieb zurückgekehrt. Vorerst allerdings nur in bescheidenem Maße: Zu zwei Kurz-Konzerten unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln wurden am Samstag je 100 Besucher in die Philharmonie gelassen. War es der hochherzige Versuch, der ansonsten sang- und klanglos verdämmernden Saison noch ein wenig Livemusik abzuringen? Oder eher ein Testlauf für jene reduzierten Konzertformate, mit denen man sich vielleicht auch in der nächsten Spielzeit noch wird bescheiden müssen?
Wie auch immer, das philharmonische Team hatte die Sache gut im Griff. Der Besucherstrom wurde souverän gelenkt und im Saal „auf Lücke“ platziert; wer auf die Toilette ging, wurde vorher und nachher in einen Sprühnebel aus Desinfektionsmitteln getaucht. Alles in allem war es eine durchaus hybride Erfahrung: Einerseits hatte man das Gefühl, sich in einer klinisch-aseptischen Sicherheitszone zu bewegen, andererseits fühlte man sich als Teil einer verschworenen Gemeinschaft, die einer exklusiven und hochriskanten Leidenschaft frönt.
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Auch auf dem Podium galten strenge Regeln. Die gut zwei Dutzend Musiker traten einzeln auf, saßen in gebotenem Abstand und lösten den Mundschutz erst auf dem Platz. Als Gürzenich-Oboist Tom Owen, der das Solo in Mozarts C-Dur-Konzert spielte, die Konzertmeisterin zur Begrüßung dezent mit dem Ellbogen touchierte, wirkte das schon fast wie eine Grenzverletzung.
Die Erleichterung, endlich wieder vor Publikum spielen zu können, war dem gelöst und klangschön musizierenden Ensemble deutlich anzumerken. Die weiträumige Sitzordnung bewirkte ein leicht grobmaschig-diffuses Klangbild, an das man sich aber schnell gewöhnte. Generalmusikdirektor François-Xavier Roth arbeitete die orchestralen Konturen profilstark heraus; der fabelhafte Solist ließ sich willig auf den Schlagabtausch mit der forsch vorangehenden Truppe in seinem Rücken ein.
Live im Internet
Noch besser austariert und auf den Punkt gebracht wirkte das Streicherspiel in Béla Bartóks Divertimento aus dem Jahre 1939. Dabei orientierte sich der Maestro eher an der neoklassizistischen Spiellaune und der sublimierten Folkloristik des berühmten Stückes als an den Schatten der Zeitgeschichte, die den langsamen Satz verdüstern. Das zweite Konzert am Abend, bei dem statt Mozarts Oboenkonzert das Flötenkonzert G-Dur auf dem Programm stand, wurde live im Internet-Stream übertragen und ist auf der Website des Orchesters abrufbar.