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Streaming-TippDie Welt im Silo ist nicht mehr in Ordnung

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau steht in Arbeitskleidung auf einer Stahlbrücke.

Juliette Nichols (Rebecca Ferguson) will den Geheimnissen des Silos auf den Grund gehen.

In der Science-Fiction-Serie „Silo“ von Apple TV+ ist zu Beginn vieles unklar. Für die Bewohner eines endzeitlichen Gebäudes, sowie für die Zuschauerinnen und Zuschauer.

Gleich zu Beginn der neuen Science-Fiction-Serie „Silo“ auf Apple TV+ wird es eindeutig und mysteriös zugleich. Sheriff Holston, der in einem riesigen unterirdischen Silo in ferner Zukunft für Ordnung sorgt, erklärt den Zuschauerinnen und Zuschauern seine Welt: „Wir wissen nicht, warum wir hier sind. Wir wissen nicht, wer das Silo gebaut hat. Wir wissen nicht, warum alles außerhalb des Silos so ist, wie es ist. Wir wissen nicht, wann es wieder sicher sein wird, rauszugehen. Wir wissen nur, dieser Tag ist nicht heute.“

Die Frage nach dem Warum wird im Silo selten gestellt

Es ist eine Art Präambel der Serie, die immer wieder in der Geschichte auftaucht und einen jedes Mal auf Neue beeindruckt. Viel ist das nicht, was die Bewohner des Silos über ihre Welt wissen. Ein paar hundert Menschen leben in dem mehrstöckigen, kargen Gebäude aus Stahl und Blech. Die Außenwelt sehen sie nur durch einen großen Bildschirm in der Cafeteria, die Kamera dazu ist draußen befestigt und völlig verdreckt. Ein Ereignis aus der Vergangenheit ist jedoch jedem Bewohner bewusst. Vor rund 140 Jahren gab es eine Rebellion, in deren Folge das gesamte Gedächtnis des Silos gelöscht wurde. Trotz dieser vielen Ungereimtheiten ertragen die Bewohner den ewig gleichen Alltag mit einer gewissen Leichtigkeit und fragen eher selten nach dem Warum.

Eine Frau und ein Polizist schauen auf einen Bildschirm.

Allison (Rashida Jones) und Sheriff Holston (David Oyelowo) sehnen sich im Silo nach einem Baby.

Es sei denn, es passiert etwas, was einen um den Verstand bringt. Dann werden die Dinge hinterfragt. So ist es bei Allison (Rashida Jones), der Frau des Sheriffs. Denn intensive Geburtenkontrolle ist offenbar auch Programm im Silo. Das Ehepaar hat ein Jahr lang Zeit, ein Kind zu zeugen. Nach zwei erfolglosen Versuchen ist es bereits der letzte Anlauf für die beiden, da nur drei Versuche möglich sind. Was zunächst mit viel Spaß beginnt, wird schnell zum depressiven Stimmungskiller, als der erhoffte Erfolg auf den Nachwuchs ausbleibt.

Der Spaziergang in die Freiheit endet tragisch

Vor allem Allison zieht sich immer weiter zurück. Eines Tages lernt sie jedoch einen IT-Techniker kennen, der ihr alte Festplatten zeigt, die wichtige Informationen über das Silo enthalten könnten. Das alles führt dazu, dass Allison eine Entscheidung von großer Tragweite trifft. Denn es gibt tatsächlich die Möglichkeit, das Silo zu verlassen. Man muss es nur öffentlich aussprechen. Genau das macht sie und findet sich kurze Zeit später in einer Luftschleuse wieder, nur mit einer Art Raumanzug bekleidet. Der Spaziergang in die Freiheit endet tragisch. Nachdem sie die Kamera draußen gesäubert hat, stirbt Allison nach nur wenigen weiteren Sekunden vor dem Silo. Wie ein Mahnmal können die Bewohner über den Bildschirm den leblosen Körper sehen. Zumindest so lange, bis sich der nächste Mutige nach draußen aufmacht und an derselben Stelle stirbt.

Hier wirkt die Erzählung, die auf einer Trilogie von Hugh Howey beruht, bereits sehr komplex. Das alles dient aber nur dazu, die Welt zu beschreiben, in der die Zuschauerinnen und Zuschauer hineingezogen werden. Die eigentliche Hauptfigur wurde da noch gar nicht vorgestellt. Das passiert erst ganz am Ende der ersten Folge, wenn die Kamera Juliette Nichols (Rebecca Ferguson) einfängt.

Eine Frau und ein Polizist unterhalten sich.

Juliette Nichols (Rebecca Ferguson) trifft Sheriff Holston (David Oyelowo) in einem verstecken Tunnel des Silos.

Die junge Frau ist eine wichtige Ingenieurin im Silo und verbringt ihre Freizeit gerne in einem stillgelegten Tunnel inklusive eines riesigen Bohrers. Sie ist außerdem die Freundin des IT-Technikers, der mittlerweile unter tragischen Umständen sein Leben verloren hat. Die Behörden gehen von Selbstmord aus, Juliette denkt aber, ihr Geliebter wurde ermordet. Sie erzählt das dem Sheriff, der kurz darauf ebenfalls auf eigenen Wunsch das Silo verlässt und in seiner letzten Botschaft ausgerechnet Juliette als seine Nachfolgerin vorschlägt.

Wie es dazu gekommen ist und welche Rolle eigentlich der mysteriöse Bernard (immerhin verkörpert vom Tim Robins) spielt, gehört zu den vielen Geheimnissen, die das Silo erst nach und nach preisgibt.

Tim Robins schaut vielsagend in die Kamera.

Tim Robins spielt den mysteriösen Bernard.

Interpretieren kann der Zusehende das alles in viele Richtungen. Thematisiert werden in den zehn rund einstündigen Folgen gleichgeschaltete Gesellschaften, in der das Individuum kaum noch zählt. Oder eben Menschen, die sich ihrem Schicksal ergeben haben und nicht hinterfragen, was Staat und Behörden eigentlich so die ganze Zeit treiben. Und über allem steht eine gewisse Endzeitstimmung, die eventuell kaum noch Hoffnung zulässt.

Am Ende ist „Silo“ aber auch einfach nur eine hervorragend erzählte, sehr spannende Geschichte, mit einem frischen Setting und Schauspielern, die ihr Fach verstehen. Vor allem das Wiedersehen mit Rebecca Ferguson, die in den vergangenen Jahren eher selten auf Bildschirm und Leinwand zu sehen war, macht große Freude. Wer sich in die Arme ihrer Juliette fallen lässt, könnte auch irgendwann die Mysterien des Silos begreifen.