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Interview mit Manfred SchoofTrompeter erinnert an frühe Kölner Jazz-Szene

Lesezeit 4 Minuten

Manfred Schoof hat die Kölner Jazzszene geprägt-

  1. Der Kölner Jazztrompeter Manfred Schoof wird am 6. April 85 Jahre alt.
  2. Ein Gespräch über Jazz und die Jazzstadt Köln.

KölnHerr Schoof, vor 50 Jahren gab es eine immense Aufbruchstimmung im Jazz, auch in Köln, und das nicht zuletzt dank Ihnen.Manfred Schoof: Davon ist manches in Vergessenheit geraten. Damals hatte ich mich mit einigen Gleichgesinnten um einen neuen Ausdruck im Jazz bemüht, besonders um freiere Spielweisen. Das war recht erfolgreich, überregional und international.

Besonders 1971 setzte Ihr New Jazz Trio Maßstäbe, eigentlich aber begann alles schon früher, 1965, mit Ihrem ersten Manfred-Schoof-Quintett

Das Quintett war ein wichtiger Faktor in der damaligen Aufbruchstimmung, gerade in Köln. Vor allem Gigi Campi hatte sich unser angekommen, immer wieder baute er mich in seine Veranstaltungen ein. Auch spielte ich in der von ihm initiierten Clarke-Boland Big Band, was für mich kein Stilbruch war, eher eine weitere Facette, um das Erlernte mit neuen Erkenntnissen zu kombinieren. Ich habe solche Vielfalt immer als bereichernd empfunden, während andere eher streng ihren Weg gingen.

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Zu dieser Vielfalt gehört auch Ihre Begegnung mit Armin Maiwald, dem Maus-Erfinder.

Armin Maiwald sprach mich im „Campi“ an, wo sich die Kunstszene versammelte und wir immer an der Theke herumstanden. Er fragte mich: Du machst doch Musik, hast du nicht Lust, für mich einen Film für die „Sendung mit der Maus“ zu vertonen? So habe ich meine erste Maus-Musik gemacht, zu einem Film über Hüte. Anfangs waren es die Sachgeschichten, die ich vertonte, dann kamen Zeichentrickfilme hinzu, später „Der kleine Eisbär“, aber auch andere größere Sachen für den WDR.

Vor 50 Jahren war offenbar sehr viel möglich.

Ja, im Nachhinein ist diese offene Vielfalt eine Qualität der damaligen Zeit, in der wir Tabula rasa machten, um zu einem neuen Ausdruck zu gelangen. Das hat sich aus einem steten Fluss ergeben. Schon als Student schrieb ich Big-Band-Arrangements, ich studierte bei Kurt Edelhagen. So habe ich mich ständig in der Nähe seiner Big Band aufgehalten, die europaweit das bedeutendste Jazz-Orchester war und es problemlos mit Stan Kenton und Woody Herman aufnehmen konnte.

Zur Person

Manfred Schoof, geb. am 6. April 1936 in Magdeburg, zählt zu den bedeutendsten Jazz-Musikern Deutschlands. Von 1958 bis 1963 studierte er an der Hochschule für Musik in Köln, er arbeitete mit Albert Mangelsdorff, Peter Brötzmann, Mal Waldron, Irène Schweizer, Alexander von Schlippenbach, der Clarke-Boland Big Band und dem Gil Evans Orchester. Ab 1973 war er als Dozent und ab 1990 als Professor für Trompete und Jazz-Musikgeschichte an der Kölner Musikhochschule.

Aus all dem ergaben sich immer freiere Spielformen. Wie kam das?

Schon für Edelhagen hatte ich ein freejazz-mäßig angelegtes Stück geschrieben, ich glaube, es hieß „Moods in Three Colors“. So konnte ich meine freieren Vorstellungen in ein Großorchester einbringen. Weit mehr aber hing das mit meiner Ausbildung bei Bernd Alois Zimmermann zusammen, der eine Professur für Komposition an der Kölner Musikhochschule innehatte. Er war sehr am Jazz, aber auch an uns jungen Musikern interessiert, anders als viele andere zeitgenössische Komponisten, die immer nur Angst um ihre Autorität hatten. Wenn wir „free“ spielten und unser eigenes Gedankengut einbrachten, hatte er nie ein Problem damit. Er gab uns den nötigen Raum für Improvisationen, das fing mit seiner Oper „Die Soldaten“ an, später auch bei „Musique pour les soupers du Roi Ubu“ oder „Requiem für einen jungen Dichter“. Für uns war dieser Einfluss von Neuer Musik äußerst wichtig, um eigene Jazz-Vorstellungen auszugestalten.

Sie wurden als der „große Romantiker“ der deutschen Jazz-Avantgarde bezeichnet.

Eine gewisse Romantik steckt durchaus in mir, und zwar in dem Sinne, wie auch die alte Musik die Romantik einschließt. Das geht bis zu „Verklärte Nacht“ von Arnold Schönberg, ein für mich romantisches Stück, weil es danach drängt, sich vom Bestehenden zu befreien. Ähnlich war es mit dem New Jazz Trio: Wir machten nichts nach, sondern schufen Neues. Heute ist es ungleich schwerer, etwas glaubhaft Bleibendes zu schaffen. Die Ausbildung und die Technik der jungen Jazzmusikerinnen und -musiker sind heute enorm verbessert, aber sich von Vorbildern zu lösen und Neues zu schaffen, ist heute ungleich schwerer.

Das Gespräch führte Horst Peter Koll