Nie zuvor hat Wetterberichterstattung Reaktionen hervorgerufen, wie im Jahr 2023. Die Kölner Meteorologen Özden Terli (ZDF) und Karsten Schwanke (ARD) berichten über Hass und Einschüchterungsversuche.
TV-Meteorologen bei ARD und ZDFWetter-Moderatoren berichten über Hass und Drohungen
Karsten Schwanke, Wettermoderator bei WDR und ARD und Özden Terli, als Wettermann für das ZDF im Einsatz, haben eines gemeinsam. Sie nehmen beim Thema Klimawandel kein Blatt vor den Mund und scheuen sich nicht davor, die teilweise dramatischen Entwicklungen der menschengemachten Erderwärmung sowie deren voraussehbare Folgen klar zu benennen.
Für diese Kommunikation, die sie auch in den sozialen Medien sowie in Talkshows nicht scheuen, haben der Wahl-Kölner Schwanke und der gebürtige Kölner Terli in der Vergangenheit viel Lob erhalten. Dass es aber auch eine andere Seite der Medaille gibt, darüber berichten die Meteorologen nun im ARD-Format „Panorama“. Bereits in der Vergangenheit hatten sowohl Terli als auch Schwanke (unter anderem im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“) unabhängig voneinander über massive Anfeindungen geklagt.
Wettermoderatoren bei ARD und ZDF: Karsten Schwanke und Özden Terli berichten über Hass
Anfeindungen erleben sie demnach täglich. Die Absender bleiben anonym, das Spektrum der Beleidigungen sei breit gefächert. Karsten Schwanke, der seit 28 Jahren in verschiedenen Formaten der öffentlich-rechtlichen Sender auftritt, zeigt sich vor allem über das Ausmaß an gezielter Diffamierung und Einschüchterungsversuchen gegen ihn schockiert.
Drohungen seien keine Seltenheit, so der 54-jährige Schwanke bei „Panorama“. Sein zwei Jahre jüngerer Kollege Terli teilt ähnliche Erfahrungen, bei ihm kämen zudem noch rassistische Anfeindungen hinzu. Die Vorwürfe der offenbar wütenden Zuschauerinnen und Zuschauer können sie nicht nachvollziehen. Dass sie angesichts eines Sommers mit unzähligen unwetterbedingten Katastrophen in weiten Teilen Europas sowie rund um den Globus die Klimakrise vermehrt in den Fokus rücken, entspreche schließlich ihrer Arbeitsbeschreibung.
Kritik an Berichterstattung von Ödzen Terli und Karsten Schwanke in ARD und ZDF ist nciht nachvollziehbar
„Hysterie, Übertreibung und ideologisch motivierte Panikmache“, seien die ausgemachten Kritikpunkte in den Hass-Nachrichten, heißt es im „Panorama“-Bericht. Schwanke und Terli seien „Klimahysteriker“ oder „Systemschwätzer“, so die Behauptungen. Begründet sind sie nicht.
Schwanke betont in Bezug auf die Vorwürfe in den Hasskommentaren, dass er sich ausschließlich auf Fakten berufe. „Es gibt eine ziemlich starke Front von Menschen, die lauthals dagegen poltern und das einfach als Lüge bezeichnen und sagen: Das gibt es nicht. Dann fühle ich mich berufen zu sagen: Nein, das stimmt. Wir sehen es an den Messwerten und diese Messwerte sind korrekt.“
Karsten Schwanke kritisierte Friedrich Merz: „Hat den Klimwandel nicht verstanden“
Schwanke hatte jüngst im ARD-Presseclub auf die Auswirkungen der Klimakrise hingewiesen. 2023 werde die Klimakrise deutlicher denn je, es sei nicht nur etwa knapp das wärmste bisher gemessene Jahr, man erlebe stattdessen „Rekorde auf allen Ebenen“, so Karsten Schwanke.
Woher kommt der Hass also? Die beiden Meteorologen halten auch Politikerinnen und Politiker aus dem konservativen Spektrum für mitverantwortlich – ohne dabei konkrete Parteien und/oder Namen zu nennen. Vor wenigen Tagen hatte Schwanke Friedrich Merz als Negativbeispiel genannt, der CDU-Chef habe den Klimawandel nicht verstanden, monierte er im ARD-Presseclub.
„Dass Klimaschutz oft auch in konservativen Kreisen als etwas Linksgrünversifftes bezeichnet wird, ist aus meiner Sicht eine der größten Hürden. Es ist ein riesiges Problem, dass dort dieses Label draufsteht, weil dann verliere ich einen großen – den bewusst konservativen – Teil der Gesellschaft“, so Karsten Schwanke bei „Panorama“.
Kollege Terli sorgt sich ob der Tatsache, dass wissenschaftliche Fakten, die insbesondere 2023 auch spürbarer denn je waren, offenbar von vielen Menschen in Deutschland ignoriert würden. „Wenn Fakten nicht mehr ernst genommen werden und weichgekocht werden, dann haben wir ein gewaltiges Problem in unserer Gesellschaft, was weit über die Thematik der Wissenschaftsleugnung hinausgeht“, so der ZDF-Meteorologe.