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„Wir werden es nicht mehr schaffen“Kölner Meteorologe Karsten Schwanke schlägt wegen Klimakrise Alarm

Lesezeit 3 Minuten
ARD-Meteorologe Karsten Schwanke sorgt sich angesichts der verheerenden Unwetter-Ereignisse 2023 um die Folgen des Klimawandels.

ARD-Meteorologe Karsten Schwanke sorgt sich angesichts der verheerenden Unwetter-Ereignisse 2023 um die Folgen des Klimawandels.

ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke sieht „Rekorde auf allen Ebenen“ und fürchtet „verheerende Dürren“ in Deutschland.

Waldbrände, Überschwemmungen, Hurrikans: Das Jahr 2023 ist von verheerenden Unwetterkatastrophen auf nahezu allen Kontinenten geprägt. Für den deutschen Meteorologen und Fernsehmoderator Karsten Schwanke ein Grund mehr, im ARD-Presseclub auf die Auswirkungen der Klimakrise hinzuweisen und Alarm zu schlagen.

2023 werde die Klimakrise deutlicher denn je, es sei nicht nur etwa knapp das wärmste bisher gemessene Jahr, man erlebe stattdessen „Rekorde auf allen Ebenen“, so Karsten Schwanke. „Wir haben noch nie dagewesene Ozeanwassertemperaturen. Und auch das: Nicht nur irgendwie ein bisschen mehr, sondern die aktuellen Messwerte springen deutlich über alles, was bisher gemessen wurde, hinaus.“

Karsten Schwanke schlägt im ARD-Presseclub wegen Klimakrise Alarm

Im Juli und August war erstmals weltweit der menschengemachte globale Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf über 1,5 Grad angestiegen. Die Folgen 2023 seien fatal. „Zum ersten Mal in allen tropischen Meeresregionen Hurrikans, Taifune, tropische Wirbelstürme der höchsten Kategorie jetzt schon gehabt – und die Hurrikansaison hat gerade erst richtig angefangen“, so Schwanke.

Die Regenmengen erreichten neuen Dimensionen, konstatiert der gebürtige Brandenburger, der seit Jahren im Kölner Süden zuhause ist. In Griechenland sei siebenmal so viel Regen gefallen wie im Ahrtal, gibt der 54-Jährige zu Bedenken.

Karsten Schwanke saß 2022 als Sachverständiger im rheinland-pfälzischen Landtag bei der Sitzung des Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe im Ahrtal.

Karsten Schwanke saß 2022 als Sachverständiger im rheinland-pfälzischen Landtag bei der Sitzung des Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe im Ahrtal.

Schwanke erklärt auch, warum es so schwierig sei, die Menschen von den Gefahren der Klimakrise – auch in Deutschland – zu überzeugen. „Wir sind nicht in der Lage, den Temperaturunterschied hier in diesem Studio von einem Grad überhaupt nur zu fühlen. Jetzt geh mal raus, und sag den Leuten, was so dramatisch daran sein soll, wenn es jetzt nochmal ein Grad wärmer ist“, erklärt Schwanke sein Dilemma. Der Fokus müsse weg von den Mittelwerten und hin zu den realen Katastrophen, die mit dem Klimawandel einhergehen.

Der langjährige ARD-Wettermoderator erzählte jüngst im Podcast „Talk mit K“, welchen zunehmenden Anfeindungen er ausgesetzt ist von Menschen, die die Klimakrise leugnen.

Kölner Meteorologe Karsten Schwanke sagt „verheerende Dürren“ in Deutschland voraus

Der Wahl-Kölner hört dennoch nicht auf, weiter Aufklärung zu betreiben in Sachen Klimawandel. „Innerhalb von 200 Jahren erwärmen wir die weltweite Atmosphäre im Mittel um knapp drei Grad. Das ist der gleiche Wert, den die Erde auf natürliche Weise in den vergangenen 12.000 Jahren zurückgelegt hat“, gab Schwanke im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu Bedenken.

Im ARD-Presseclub macht er die Folgen des Klimawandels für die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem konkreten Beispiel nachvollziehbar. „1993 war im Nordwesten Deutschlands der letzte Sommer, in dem es keinen einzigen Tag über 30 Grad gab. In dieser Woche, im September, hatten wir bereits fünf Tage mit mehr als 30 Grad. Das ist der Unterschied.“

Die Deutschen müssten sich in der Zukunft auf mehr Starkregen und gleichzeitig auch auf „verheerende Dürren bei uns in Deutschland“ einstellen. Das 1,5 Grad-Ziel könne man „unterm Strich abhaken. Wir werden es nicht mehr schaffen“, so der Meteorologe.