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Keshav Purushotham über Kölner Musikszene„Für viele ist es eine schwierige Lage“

Lesezeit 4 Minuten
keshavara

Für Entspannung bleibt Keshav Purushotham diesen Sommer wenig Zeit.

  1. Nach zwei Jahren Corona blüht das Kulturleben in Köln wieder auf. In unserer Sommerserie sprechen wir mit Schriftstellerinnen, Musikern und anderen Kulturschaffenden über den Zustand der Kölner Kulturlandschaft.
  2. Der Musiker Keshav Purushotham wohnt seit 1990 in Köln und ist seitdem stark mit der Musikszene in der Stadt verwurzelt – unter anderem durch sein Projekt „Keshavara“ und sein „Label Papercup Records“.
  3. Im Interview spricht Purushotham über den vollgepackten Konzertsommer, Schwierigkeiten für junge Künstler und seine Lieblingsbars in der Stadt.

Herr Purushotham, gibt es aktuell Musikerinnen und Musiker aus Köln, die besonders schätzen?Purushotham: Auf jeden Fall, da gibt es mehrere, die mich aktuell besonders begeistern. Vor allem natürlich die Künstlerinnen und Künstler von unserem Label „Papercup Records“. Etwa die Band „Infant Finshes“, ein Hardrock-Duo hier aus der Stadt, die Band „Acua“ oder das Musikprojekt „Plasma Hal“.

Wenn Sie Besuch von außerhalb bekommen: Was zeigen Sie ihren Gästen in Köln als erstes – abgesehen vom Dom?

Abends zeige ich ihnen gerne die Orte, die ich besuche, um Musik zu hören und Menschen zu treffen: das Acephale zum Beispiel, aber auch traditionellere Läden wie die Jazz-Kneipe Metronom. Außerdem bin ich gerne im Elektra in der Innenstadt oder im King Georg. Im Sommer gibt es dort vor dem Laden, am King-Georg-Büdchen, auch ein regelmäßiges DJ-Programm, das ich sehr mag.

Sie kennen sich als Labelbetreiber und Musiker in der Kölner Musikszene gut aus. Wie geht es der Szene nach zwei Jahren Corona?

Eigentlich geht es der Szene gut, viel wurde in den letzten beiden Jahren durch Corona-Förderungen aufgefangen. Und jetzt wir sind sehr froh wieder Konzerte spielen zu können. Bei uns hat zum Glück auch alles funktioniert, wir spielen jetzt zehn Konzerte über den Sommer verteilt. Aber für viele Musikerinnen und Musiker ist es eine schwierige Lage, weil sich über die zwei Jahre einfach extrem viel angestaut hat. Das Konzertleben wurde von Null auf Hundert hochgefahren.

Mit meinem Freund Steffen Wilmking betreibe ich ja auch das Label „Papercup Records“. Dort haben wir viele Acts, die gerade ihr Debüt rausbringen und für die ist es total schwierig eine Bookingagentur zu finden oder überhaupt ein Konzert zu spielen, weil erstmal alle etablierten Bands vorgehen.

An welchen Projekten arbeiten Sie gerade?

Für unsere Konzerte mit „Keshavara“ entwickeln wir gerade ein neues Live-Set, deswegen proben wir gerade viel. Dann spielen wir in diesem Sommer noch unter anderem auf dem Dockville-Festival in Hamburg, beim Snntg-Festival in Hannover und in der Alten Feuerwache in Mannheim. Und daneben arbeiten wir auch schon an einem neuen „Keshavara“-Album.

Bleibt bei so einem vollen Terminkalender noch Zeit, um diesen Sommer Urlaub zu machen?

Das ist tatsächlich schwierig, ich versuche immer wieder zwischendurch zwei oder drei Tage rauszukommen. Aber zwei Wochen am Stück gehen eigentlich nicht. Weil so lange gar nichts ging, nehmen wir momentan aber auch gerne alle Konzerte mit, die wir kriegen können.

Wohin geht es auf ihren Kurztrips? Und was machen sie dann? Bleibt Zeit für ein Buch am Strand?

Das ist ganz unterschiedlich. Mal geht es für Stadtetrips nach Paris oder Berlin, aber sonst fahre ich auch gerne raus in die Natur. Aktuell schreibe ich Musik für ein Theaterstück vom „Import-Export-Kollektiv“, die „Helgas Leben“ von Sibylle Berg am Schauspiel inszenieren. Solche Projekte nehme ich mir dann gerne mit, weil ich dafür außerhalb Kölns dafür mehr Ruhe finde.

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Sie haben es schon erwähnt: Das Kulturprogramm in Köln ist diesen Sommer prall gefüllt. Auf was freuen Sie sich besonders?

Ein sehr schönes Programm gibt es bei der Konzertreihe „Neu, kaputt“ zu sehen, wo ich auch schon zu Gast war. Ich habe zwar keine konkreten Termine vor Augen, aber die Konzerte, etwa im „Acephale“, sind immer wieder Highlights für mich.

Zur Person

Keshav Purushotham wurde 1983 in Hagen geboren. Mit drei Jahren siedelte er nach Indien über. 1990 kehrte er nach Deutschland zurück und landete in Köln. Hier machte er unter anderem mit seiner Band „Timid Tiger“ von sich reden. 2016 startete Purushotham das Projekt „Keshavara“, zunächst als Soloprojekt. Zur aktuellen Stammbesetzung gehören Niklas Schneider, Christopher Martin und Benedikt Filleböck. 2020 wurde „Keshavara“ mit dem popNRW-Preis in der Kategorie „Outstanding Artist“ ausgezeichnet. Zusammen mit Steffen Wilmking leitet Purushotham seit 2017 das Label „Papercup Records“.

Als Musiker sind Sie viel in anderen Städten unterwegs. Was hat die Kölner Kulturszene, was andere Städte nicht haben?

Köln ist zwar eine Großstadt, aber auch sehr klein. Fast alles ist fußläufig erreichbar und wenn man rausgeht, trifft man eigentlich immer auf Leute aus der Musikszene. Dadurch funktioniert die Vernetzung der verschiedenen Szenen in der Stadt sehr gut, das finde ich super.