Klaus Teuber, Erfinder des Spiels „Die Siedler von Catan“, ist nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Ein Nachruf auf ein unbekanntes Genie.
Nachruf auf Klaus TeuberDer Mann, der Schaf- und Lehmhandel in unsere Wohnzimmer brachte
„Monopoly“ und „Mensch ärgere dich nicht“ kennt hierzulande wahrscheinlich jedes Kind – allein schon wegen der Krisen, die beide Spiele in vielen Familien ausgelöst haben. Doch wer cool sein und in seinem Freundeskreis angeben wollte, brachte schon vor 20 Jahren lieber „Die Siedler von Catan“ auf den Tisch. Der intensive Kampf um jedes Schaf, jede Straße, das letzte Getreide für die Stadt, das einem zum Sieg verhilft – das löst selbst nach Hunderten Partien noch Nervenkitzel aus.
Trotzdem ist der Mann, der Millionen Haushalten spannende Spieleabende verschaffte, wohl den Wenigsten bekannt – sein Name auf unzähligen Spielschachteln in verstaubten Regalen übersehen: Er hieß Klaus Teuber. Eigentlich wollte er das Dentallabor seines Vaters übernehmen – und erfand stattdessen eines der erfolgreichsten Brettspiele der Welt.
Klaus Teuber holt in kürzester Zeit dreimal den Titel „Spiel des Jahres“
Am 25. Juni 1952 in Rai-Breitenbach im hessischen Odenwaldkreis geboren, hatte Klaus Teuber nach seinem Abitur eigentlich andere Pläne, als Spieleentwickler zu werden. Nach dem Wehrdienst studierte er zunächst Chemie und arbeitete anschließend als Zahntechnikermeister mit seinem Vater zusammen. Als Ausgleich zum stressigen Berufsalltag begann er Anfang der 80er Jahre, Spiele zu entwickeln.
„Ich wollte mir erst die finanzielle Sicherheit schaffen, um weiter die Spiele machen zu können, die mir Spaß machen“, sagte der gebürtige Hesse vor mehr als 20 Jahren. Doch gleich mit seinem ersten Spiel gelang ihm 1988 ein großer Erfolg: „Barbarossa und die Rätselmeister“ wurde als Spiel des Jahres ausgezeichnet. Mit „Adel verpflichtet“ und „Drunter & Drüber“ folgten 1990 und 1991 innerhalb kürzester Zeit zwei weitere Spiele des Jahres.
Zwei Verlage lehnen „Die Siedler von Catan ab“
Kurze Zeit später dann aber die ersten Rückschläge: Klaus Teubers Spiel „Pleitegeier“ war vielen Verlagen zu komplex. Also entschied er gemeinsam mit seinen Partnern, einen eigenen Verlag zu gründen: TM Spiele. Aber: Schon nach zwei Jahren stand der Verlag vor der Insolvenz.
Trotz weiterer Erfolge und guter Platzierungen bei der Spiel-des-Jahres-Wahl stockten die Verhandlungen für das nächste Spiel. Zwei Unternehmen hatten „Die Siedler von Catan“ bereits abgelehnt, als sich das Spieleunternehmen „Kosmos Spiele“ einschaltete und dem Verlag ein Angebot machte. Klaus Teuber und seine Partner unterschrieben. Der Rest ist Geschichte.
„Catan – Das Spiel“ wird zu einem der erfolgreichsten Brettspiele der Welt
1995, im Jahr der Erstveröffentlichung, wurde „Die Siedler von Catan“ zum Spiel des Jahres gekürt. Mit der Auszeichnung wurde Klaus Teuber neben Wolfgang Kramer zum einzigen Spieleautoren, der den Titel viermal gewinnen konnte. Doch damit nicht genug. Bis heute wurde das Brettspiel – das seit 2015 nur noch „Catan – Das Spiel“ heißt – weltweit mehr als 30 Millionen Mal in 70 Ländern verkauft und in 41 Sprachen übersetzt. Und es schaffte es unter anderem in die Serie „The Big Bang Theory“, wo es die Nerds um Sheldon Cooper regelmäßig zockten.
Inzwischen gibt es zahlreiche Erweiterungen und Ableger, wie „Catan: Sternenfahrer“ oder eine Version im „Game of Thrones“-Universum. Schon in diesem Herbst soll die nächste Erweiterung für „Sternenfahrer“ erscheinen. Und wo immer der Name „Catan“ bei einer Spielemesse auftaucht: Die Fans des Spiels stehen heute noch Schlange, um sich eine neue Version ihres Lieblingsspiels zu sichern – und bis zuletzt auch, um Klaus Teuber um ein Autogramm zu bitten.
Darum ist „Catan“ laut Klaus Teuber so erfolgreich
Auf die Frage, wie er sich den Erfolg des Millionen-Bestsellers erklärt, sagte Klaus Teuber 2020 in einem Gespräch mit dem „Deutschlandfunk“: „Der wichtigste Grund ist, dass es sehr interaktiv ist. Man ist ständig eingebunden, dadurch wird es jederzeit spannend. Es ist variabel, man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen und es ist nicht destruktiv. Es hat eine gewisse Glückskomponente, aber die kann man ausgleichen mit dem sozialen Engagement im Spiel.“
Und das hat zur Folge, dass „Die Siedler von Catan“ auch fast 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung manch neuen, noch so innovativen Spieletitel alt aussehen lässt.
Klaus Teuber ist am 1. April im Alter von 70 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Er hinterlässt ein beachtliches Vermächtnis: dass sich hierzulande wohl auch noch in Jahrzehnten Menschen am Küchentisch über den Tausch von Lehm und Erz streiten.