Die Pianistin Yeol Eum Son und das Quatuor Modigliani gastierten an Weihnachten in der gut besuchten Kölner Philharmonie.
Kölner PhilharmonieProfessionell, aber ohne Spannung umgesetzt
Wenn sich eine Pianistin mit einem Streichquartett verbindet, entstehen vielfältige Besetzungsvarianten. Drei davon erprobten Yeol Eum Son und das Quatuor Modigliani am zweiten Weihnachtstag in der gut besuchten Kölner Philharmonie. Primarius Amaury Coeytaux spielte gemeinsam mit der koreanischen Pianistin Claude Debussys späte Violinsonate; ganz unter sich blieben die Streicher in Maurice Ravels F-Dur-Quartett. Nach der Pause stand mit Robert Schumanns Klavierquintett Es-Dur ein Zentralwerk romantischer Kammermusik auf den Pulten.
Yeol Eum Son blieb konsequent im Windschatten der Streicher
Das große Schlussstück war zugleich der interessanteste, im Zugriff eigenwilligste Beitrag des Abends. Die markanten Akkordsäulen des Hauptthemas in der imperialen Tonart Es-Dur suggerieren den meisten Ensembles eine rauschende Festlichkeit, mit der die Modiglianis aber nicht viel im Sinn hatten. Stattdessen überließen sie sich von Beginn an der inneren Fliehkraft des Werkes, wählten zügige Tempi und begnügten sich mit sparsam gesetzten formgliedernden Zäsuren. Auch der Dialog mit der Pianistin trug kaum zur Erdung in Klang und Manier bei: Yeol Eum Son blieb mit ihrem federleichten non-legato so konsequent im Windschatten der Streicher, dass sich keine nennenswerten konzertanten Energien sammeln konnten. So wirkte die Interpretation vor allem durch die geschmeidige Virtuosität aller Beteiligten und die flüssige Parlando-Gestik des Musizierens.
Ähnlich das Bild in der ersten Konzerthälfte: Die Debussy-Sonate wurde von beiden Partnern hochprofessionell bewältigt, insgesamt aber nicht sehr spannungsvoll umgesetzt; vor allem die kapriziösen Hakenschläge des Scherzos hätten eine etwas pointiertere Darstellung durchaus vertragen. Mehr Profil zeigte das Ravel-Quartett, dessen schimmerndes Pastellkolorit die Streicher mit einer betriebsamen, eher kleinteilig angelegten Motivzeichnung unterlegten. Am stärksten wirkte hier das Finale, dessen wechselnde Metren die Franzosen mit hinreißendem Drive auf die Piste setzten.