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Hygienekonzept verschärftCorona bereitet Kölner Philharmonie Probleme

Lesezeit 3 Minuten
Philharmonie

Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort

  1. Die alten Eintrittskarten galten nach der Verschärfung der Hygieneregeln nicht mehr.
  2. Die Stimmung vor der Philharmonie schwankte zwischen Fatalismus und Kritik.
  3. Intendant Langevoort rechnet damit, erst einmal keine Orchesterkonzerte mehr bieten zu können.

Köln – Zwei lange Menschenschlangen – die eine am Hotel Mondial vorbei, die andere auf der Bischofsgartenstraße zum Rhein hinunter – formierten sich am Sonntagmorgen vor der Kölner Philharmonie. Gab es da vielleicht etwas umsonst? Keineswegs, die Einlassbegehrenden wurden vielmehr Opfer jener verschärften Hygieneregeln, die dank des dramatischen Anstiegs der Corona-Infektionszahlen in Köln seit Mittwoch auch für das Konzerthaus gelten.

Beim Mittwoch- und Samstagabend-Konzert hatte sich wegen des überschaubaren Besucherandrangs das Problem in seiner ganzen Tragweite noch nicht gezeigt. Die Sonntagsagenda indes – Christoph Koncz spielte mit Les Musiciens de Louvre Mozart-Violinkonzerte auf dem Salzburger Dienstinstrument des Klassikers – hatte vergleichsweise viele Musikfreunde mobilisiert.

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Der Grund für die Schlangenbildung: Die Konzertbesucher mussten nicht nur die üblichen Kontrollformulare ausfüllen, sondern auch an zwei eigens dafür aufgestellten Tischen ihre Tickets anhand vorbereiteter Listen umtauschen – und das kostete Zeit. Die alten Karten galten nicht mehr, weil die Philharmonie auf Geheiß von Gesundheits- und Ordnungsamt ihre Zuhörerkapazität pro Veranstaltung von tausend auf gerade mal 250 hatte herunterfahren müssen. Nichts mehr mit Schachbrettmuster: Beim Konzert verteilten sich die Besucher jetzt dergestalt, dass jede zweite Reihe und zwischen zwei belegten Sitzen gleich drei Plätze (statt bislang einem) frei zu bleiben hatten. Block Z war gar nicht erst aufgemacht worden, in den Zonen G, I und R sah man ebenfalls keine Menschenseele.

Freundlicherweise hatte sich das Orchester bereiterklärt, das für 11 Uhr angesetzte Konzert um 13.30 Uhr zu wiederholen – ohne die Gage zu erhöhen, wie Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Nachfrage mitteilte. 500 statt 250 Hörer konnten damit in den Klanggenuss von Mozarts Originalgeige kommen. Immer noch hundert mussten, so Langevoort, „ausgeladen“ werden – ihnen werden ihre Kosten erstattet.

Die Stimmung vor der Philharmonie war erwartbar gemischt, schwankte zwischen fatalistischer Ergebung, leichtem Sarkasmus („Wenigstens regnet es nicht“) und Kritik an vorwitzigen „Seiteneinsteigern“ wie am Problemmanagement von KölnMusik („Warum machen die nicht drei oder vier Reihen auf?“). Mitarbeiter der Philharmonie drängten immer wieder auf Abstandswahrung oder scheuchten die Ausharrenden von der Bischofsgartenstraße. Furcht, zu spät zu kommen, musste aber niemand haben. Man wartete, bis alle drin waren – weshalb das (11 Uhr-) Konzert auch verspätet begann.

Intendant Langevoort: „Es wird, wenn überhaupt noch, auf Kammermusik hinauslaufen“

Im Vorraum hatte das Publikum auch einen frustriert wirkenden Intendanten zu passieren. „Wir wollen weiter für Sie Musik machen, solange es irgend geht“, versicherte der zwar direkt vor Konzertbeginn, ließ aber im Gespräch mit dieser Zeitung keinen Zweifel daran, dass es angesichts der obwaltenden Verhältnisse zumindest schwer werde, Orchesterkonzerte zu machen: „Es wird, wenn überhaupt noch, auf Kammermusik hinauslaufen.“ Tatsächlich häufen sich – worüber ein Blick auf die Homepage der Philharmonie belehrt – aktuell die Ausfälle: Wurde bereits für den vergangenen Samstag der Auftritt des Bayerischen Rundfunk-Symphonieorchesters kurzfristig abgesagt, so steht für den heutigen Montag die nächste Streichung ins Haus: Der Schlagzeuger Martin Grubinger samt „Friends“ wird nicht erscheinen.

Für die (einstweilen) verbleibenden Konzerte scheint das im Fall der Musiciens de Louvre praktizierte Prinzip „Aus eins mach zwei“ Modellcharakter zu bekommen: Trat bereits am Sonntagabend das Mahler Chamber Orchestra unter Teodor Currentzis zweimal an, so wird dies auch beim Gastspiel des London Symphony Orchestra unter Christoph Eschenbach (mit verschlankter Agenda) der Fall sein. Wenn nicht doch noch die Absage kommt. 500 Besucher für ein Weltspitzenorchester – subventionspraktisch „darstellbar“ ist das nicht mehr.