KommentarWarum deutsche Theater keine Forderungen an die Ukraine stellen sollten
Köln – Solidarität ist nicht genug: Darum haben mehr als 70 Theater und Kulturinstitutionen, darunter das Schauspiel Köln, eine Absichtserklärung unterzeichnet.
Der zufolge wollen die Häuser alles dafür tun, „dass ukrainische Theaterkünstler und Künstlerinnen die Möglichkeit haben, ihre Kunst in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein auszuüben.“
Tausendjährige Geschichte bewahren
Die Ukraine, heißt es dort weiter, solle künstlerisch stärker in die europäische Kulturgemeinschaft integriert werden, es gelte, die tausendjährige Geschichte der ukrainischen Kunst und Kultur zu bewahren.
Dass deutschsprachige Bühnen sich verpflichten, Theaterschaffende aus dem überfallenen Land zu empfangen, zu beherbergen und vor allem deren Arbeiten aufzuführen, das kann man nur begrüßen.
Wenn aber die Theater in ihrer Erklärung von der Ukraine fordern, „Künstlern aller Geschlechter zu gestatten, die notwendigen grenzüberschreitenden Reisen zu unternehmen, um ihre Arbeit fortzusetzen“, fragt man sich, ob das gerade die richtige Zeit ist, um Forderungen zu stellen.
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In der Ukraine wurden in den vergangenen Tagen viele Theaterhäuser zu Schutzräumen umfunktioniert. Die Zerstörung des Theaters in Mariupol durch die russische Armee – hier sollen nach neuesten Informationen an die 1300 Menschen Zuflucht gefunden haben – steht „sinnbildlich für die Zerstörung kultureller und humaner Wurzeln“.
Das schreibt der Deutsche Bühnenverein mit Sitz in Köln in einer Protestnote. Zynischer könnte man feststellen, dass moralische Anstalten nicht viel nützen, solange sich der Gegner keinerlei Moral verpflichtet fühlt.