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Kölner KonzertWie schrecklich Snail Mail an der Liebe leidet

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Snail Mail im Gebäude 9

Köln – „Ich habe neulich für die Rolle der jungen Madonna vorgesprochen“, sagt Lindsey Jordan im Gebäude 9. Dann grinst sie ins Publikum und fügt schulterzuckend hinzu: „Hab’ sie nicht bekommen.“

Warum die junge Singer-Songwriterin aus Baltimore uns das erzählt? Ganz einfach, der nächste Song heißt „Madonna“, aber er ist nicht an die Pop-Ikone gerichtet, sondern an eine entweder besonders von sich eingenommene, oder von Jordan vergötterte Ex-Freundin.

Schon bemerkenswert, wie viele Songs der erst 22-jährigen Amerikanerin, die unter dem Namen Snail Mail auftritt, von gescheiterten Beziehungen oder verweigerter Liebe handeln: Sie ist die Anti-Taylor-Swift. Wenn die offen lesbisch Lebende über Verflossene singt, verzichtet sie auf spitze Bemerkungen oder kluge Einsichten, lieber klagt sie sich selbst an, oder krallt sich an Illusionen fest: „Ich bin für dich gemacht worden“, fleht sie eine Verflossene an, „warum willst du mich auslöschen, mein Schatz?“

Schmerzgeborene Kunst

Ihre Kunst ist schmerzgeboren, selbst wenn sie, wie im Fall ihres zweiten Albums „Valentine“, mit Popmelodien oder aufgekratzten Rock-Riffs flirtet. Ihre Stimme presst die unbequemen Wahrheiten förmlich heraus, die Zeit in der Entzugsklinik, von der sie in „Ben Franklin“ singt, die ungeschützte Frage, ob eine angehimmelte Person, sie um ihrer selbst willen mag, in „Pristine“ – der Single vom Debütalbum, „Lush“ betitelt, dabei aber von karger Schönheit – die sie als letzte Zugabe spielt.

Auf die bange Frage folgt die rhetorische: Gibt es ein besseres Gefühl als reinen Tisch zu machen? Der Weg dahin freilich ist steinig. Das Kölner ist das erste Konzert ihrer Europatour, die Abläufe hakeln noch, ein erster Einsatz misslingt, eine Gitarre will sich partout nicht stimmen lassen, so dass Snail Mail den Song schließlich singt, ohne sich dabei selbst am Instrument zu begleiten, dafür dann jedoch umso inbrünstiger.

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Dabei ist auch ihr Gitarrenspiel bemerkenswert expressiv, besonders gut nachzuhören, wenn die vierköpfige Band zur Ballade „Light Blue“ die Bühne verlässt, und Jordan zur Akustischen wechselt. „Nichts wird mich jetzt noch aufhalten“, singt Jordan, ihre Liebe ist beinahe eine Drohung. Irgendwann wird sich ja irgendwer ergeben müssen.

In Köln sind es nur ein paar Dutzend, in den USA füllt Snail Mail 4000er Hallen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, denn hinter all dem Herzweh verbirgt sich ein Ehrgeiz, der sich mit dem von Madonna messen lassen kann.