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Kommentar

Kunst- und Museumsbibliothek
Diesen Vandalismus kann sich die Stadt nicht leisten

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Lesezeit 2 Minuten
Bücher stehen in einem Regal.

Blick in den Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek im Museum Ludwig

Die Zukunft der Kölner Kunst- und Museumsbibliothek ist ungewiss. Jetzt ist Kölns Kulturdezernent Stefan Charles gefragt.

In England spricht man von „bürokratischem Vandalismus“, wenn staatliche Behörden die ihnen anvertrauten Gebäude oder Institutionen durch bloße Untätigkeit zerstören. Dahinter muss kein böser Wille stecken. Meist liegt es einfach an der menschlichen, auf komplexe Verwaltungssysteme übertragbaren Neigung, unangenehme Dinge, (also solche, die Arbeit machen, Geld kosten und nicht zu unmittelbarem Lob führen), so lange aufzuschieben, wie es geht. Am Ende muss dann eine marode Brücke abgerissen werden oder eine Schule wird eilig generalsaniert.

Seit bald 20 Jahren wird Besserung gelobt - und nichts geschieht

Auch in Köln ist das Phänomen nicht unbekannt. Jüngstes Beispiel: die Kunst- und Museumsbibliothek. Seit bald 20 Jahren wird das Schicksal dieser stillen, für die Kunststadt Köln aber bedeutenden Institution beklagt und Besserung gelobt – und nichts geschieht. Die KMB hält mehr Fachliteratur bereit als das Museum of Modern Art in New York, muss diese aber in fünf über das halbe Stadtgebiet verteilten Immobilien horten. Die Mehrzahl der Bestände ist nicht direkt verfügbar, mitunter werden angeforderte Bücher per Handwagen aus den Depots in die Lesesäle gebracht.

Eigentlich sollte die zersplitterte KMB mit in den Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall einziehen. Aber kulturferne Politiker verhinderten diese Lösung vor gut zehn Jahren, um Baukosten zu sparen. Die Rechnung dafür bekommen Stadt und Bibliothek jetzt präsentiert: Das Hauptgebäude der Kunst- und Museumsbibliothek muss 2025 generalsaniert werden, aber für die Anmietung eines Interims ist angeblich kein Geld verfügbar.

Stefan Charles, Kölns Kulturdezernent, muss der Stadtkämmerin nun mitten in einer Haushaltskrise erklären, warum die (lange absehbare) Mehrausgabe für die KMB gerechtfertigt ist. Keine Aufgabe, um die man ihn beneidet. Aber eine, die seinem Jobprofil entspricht. Gute Argumente gibt es genug. Und hausgemachten Vandalismus kann sich die Stadt schon gar nicht leisten.