Die Kölner Kunst- und Museumsbibliothek muss bis Juni 2025 mit 250.000 Büchern umziehen. Wohin, ist weiterhin unklar.
Kunst- und MuseumsbibliothekProminente Kölner fordern die Stadt zum Handeln auf
Vor zwei Monaten malte der Förderverein der Kölner Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) ein kulturpolitisches Drama an die Wand: Zehntausende Bücher liegen buchstäblich auf der Straße, weil die überregional bedeutende Bibliothek aus ihren aktuellen Räumen an Kattenbug ausziehen muss und die Stadt keinen Ersatz gefunden hat. Tatsächlich steht der Auszugstermin seit langem fest: Der Mietvertrag für Büros, Lagerräume und Buchbinderei ist zum 30. Juni 2025 gekündigt, damit das Gebäude generalsaniert werden kann. Geschehen ist seit dem Hilferuf des Fördervereins: nichts.
Im Oktober war die Zeit bereits knapp. Nun spitze sich die Situation dramatisch zu, schreibt der Förderverein in einem offenen Brief an Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Die Planungen für den Umzug müssten jetzt schon längst begonnen haben, aber ohne eine Zusage der Kostenübernahme ist auch das unmöglich. Von Ihnen gibt es noch nicht einmal die Bestätigung, wenigstens für diesen Teil der KMB ein entsprechendes Interim zu finanzieren!“
Im Oktober hatte Stefan Charles die Befürchtungen des Fördervereins als „unbegründet“ zurückgewiesen
Zwar müssen nicht sämtliche 550.000 Bücher der auf fünf Orte verteilten KMB umziehen, sondern lediglich die 250.000, die an Kattenbug gelagert werden. Aber auch dies ist eine logistische Großaufgabe, die mehrere Monate in Anspruch nimmt. Für die vom Förderverein geforderte langfristige Lösung ist es ohnehin bereits zu spät. Seit 2005 sucht die städtische Bibliothek eine zentrale Immobilie, in der ihre Standorte sinnvoll zusammengeführt werden können. Mehrere Möglichkeiten wurden geprüft, zuletzt ging es um eine Immobilie am Sachsenring. Aber dieser Standort wurde von der Stadt aus Kostengründen verworfen.
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Im Oktober hatte Kölns Kulturdezernent Stefan Charles die Befürchtungen des Fördervereins als „unbegründet“ zurückgewiesen; man prüfe intensiv verschiedene Standort-Optionen für die KMB, so Charles. Seitdem scheint die Verwaltung nicht wesentlich vorangekommen zu sein. Auf Anfrage dieser Zeitung heißt es von Stefan Charles, die Beschlussvorlage „zur Anmietung einer zentrumsnah gelegenen Interimsliegenschaft für die Kunst- und Museumsbibliothek befindet sich in verwaltungsinterner Abstimmung“. Die Festlegung eines dauerhaften Standortes der KMB in Trägerschaft der Stadt Köln werde zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Laut Stefan Charles soll die KMB in Trägerschaft der Stadt Köln bleiben
Dem Vernehmen nach stünde eine Lagerhalle in Ehrenfeld als kurzfristige Notlösung zur Verfügung. Doch selbst dafür fehlt es im städtischen Haushalt aktuell offenbar an Geld. Hofft die Stadt auf einen weißen Ritter, der die Umzugs- und Mietkosten übernimmt? Infrage käme dafür allenfalls die Universität zu Köln, deren kunsthistorisches Institut mit der KMB kooperiert. Aber die Universität scheint wenig geneigt zu sein, die kostspielige Rolle des Retters zu übernehmen.
Die KMB gehört mit ihren Beständen zu einem nationalen Bibliotheksverbund, in dem kunsthistorische Fachliteratur teilweise nur einmal vorgehalten wird; ihr Bestehen ist also nicht nur eine Frage der kölnischen Haushaltslage. Trotzdem steht die KMB nicht zum ersten Mal zur Disposition. 2013 formierte sich die Initiative „Rettet die KMB!“, an der sich unter anderem die Künstler Gerhard Richter und Rosemarie Trockel beteiligten – letztere zählt nun auch zu den Unterstützern der Neuauflage.
Seit dem 18. Dezember steht auf www.openpetition.de eine Unterschriftenliste zur „Rettung der KMB“ online. Zu den Erstunterzeichnern der Petition gehören laut Angaben der Initiatoren neben Trockel die Kölner Museumsdirektoren Yilmaz Dziewior, Petra Hesse und Marcus Dekiert, der Düsseldorfer Fotograf Andreas Gursky, Isabel Pfeiffer-Poensgen, ehemalige Ministerin für Kultur und Wissenschaft in NRW, der Autor Günter Wallraff, der Verleger Walther König sowie die Künstler Valie Export, Maria Eichhorn und Christopher Williams. Sie fordern die Stadt auf, eine Zwischenlösung zu finden, die „den Zugang und die Erhaltung der gesamten Bestände bis zur Inbetriebnahme der neuen Räumlichkeiten“ gewährleiste, und darüber hinaus „eine langfristige Lösung für eine angemessene Unterbringung der KMB, die Bestände, Lesesäle, Verwaltung und Werkstätten vereint“.