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Kunst- und Museumsbibliothek
Droht der Kölner Institution das Aus?

Lesezeit 4 Minuten
Außenansicht der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln am Kattenbug

Außenansicht der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln am Kattenbug

Der Förderverein der Kölner Kunst- und Museumsbibliothek fürchtet um die Existenz des Hauses. Kulturdezernent Stefan Charles widerspricht.

Zum 50. Jahr ihres Bestehens erhielt die Kölner Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) ein schönes Grußwort. „Ohne dieses Zentrum“, schrieb der damalige Kulturdezernent Georg Quander im März 2007, „könnten die großen Museen nicht ihre erfolgreiche Arbeit leisten“. Der bis heute auf fünf Orte aufgeteilten städtischen Institution stellte Quander sogar ein eigenes Gebäude in Aussicht. Schließlich sei die KMB nicht nur ein einzigartiger Schatz für die Forschung, sondern auch eine wichtige Quelle für den Kölner Kunsthandel und rheinische Verlage.

Stefan Charles wäre also nicht der erste Kulturdezernent, der die Kölner KMB preist und ihrer Leitung Versprechen macht, die er nicht halten kann. Aber in der Amtszeit des aktuellen Dezernenten stellt sich die Lage der Bibliothek offenbar besonders dramatisch dar – dies ist jedenfalls der Tenor eines Briefs, den der Förderverein der KMB an Charles, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Vertreter der Parteien verschickte.

Der Kulturdezernent schweigt, nachdem er Anfang September 2024 zugesichert hatte, dass sich alles zum Guten wenden werde
Protestbrief des Fördervereins der Kunst- und Museumsbibliothek

Im Juni 2025 müsse die KMB wegen Sanierungsarbeiten ihr Hauptgebäude am Kattenbug verlassen, so der Vereinsvorstand. Derzeit sei nicht geklärt, wohin die KMB dann umziehen solle. Auch der Ankauf eines zentralen Gebäudes am Sachsenring drohe trotz gegenteiliger Beteuerungen zu scheitern. „Der Kulturdezernent schweigt“, beklagt der Vorstand, „nachdem er Anfang September 2024 zugesichert hatte, dass sich alles zum Guten wenden werde.“

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Steht die KMB mit ihren 550.000 Büchern in einigen Monaten also buchstäblich auf der Straße? Auf Anfrage dieser Zeitung weist Stefan Charles diese Möglichkeit ins Reich der Alpträume: „Die Befürchtungen des Fördervereins sind unbegründet“, so der Dezernent, „denn die Verwaltung prüft seit einigen Monaten intensiv verschiedene Standort-Optionen für die KMB.“ Neben der strategischen Weiterentwicklung der Institution spiele dabei „auch die zukünftige Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln und nicht zuletzt die angespannte Haushaltssituation der kommenden Jahre eine Rolle bei der Prüfung“. Zu laufenden Verhandlungen mit Dritten könne er leider keine Informationen weitergegeben. Offenbar gilt letzteres auch für den Förderverein.

Das aktuelle Problem der KMB ist auch die Folge eines vor zehn Jahren getroffenen Ratsbeschlusses. Damals entschied der Kölner Stadtrat, dass die KBM nicht in den Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall integriert wird – dadurch sollten sich die Baukosten von 98 Millionen Euro auf 68 Millionen drücken lassen. Schon damals waren die Verhältnisse der Bibliothek alles andere als optimal: Die Mehrzahl der Bestände ist nicht direkt verfügbar, sondern muss angefordert und aus den Depots in die Lesesäle geliefert werden; der Austausch von Büchern und Materialien erfolgt noch per Handwagen. Diese Schwierigkeiten stehen in krassem Widerspruch zur Bedeutung der Bibliothek, die mehr Fachliteratur zur Verfügung stellt als das Museum of Modern Art in New York oder die Tate Modern in London.

Die Befürchtungen des Fördervereins sind unbegründet, denn die Verwaltung prüft seit einigen Monaten intensiv verschiedene Standort-Optionen für die KMB
Stefan Charles, Kulturdezernent

In der 2013 geführten Diskussion um die Zukunft der KMB bekam die Bibliothek prominenten Zuspruch. An der Initiative „Rettet die KMB!“ beteiligten sich Künstler wie Gerhard Richter und Rosemarie Trockel, und auch der Stadtrat würdigte die KMB als „deutschland- und europaweit bedeutsame wissenschaftliche Institution, deren Bestand auch zukünftig gesichert werden soll“ – nur eben nicht im Historischen Archiv. Große Hoffnungen wurden seitens der Politik an die 2014 begonnene Kooperation zwischen KMB und der Universität zu Köln geknüpft: „Die Verwaltung wird aufgefordert, gemeinsam mit der Universität zu Köln ein Konzept zu erarbeiten, das die KMB an einem geeigneten Standort zusammenführt.“ Dieses sei bis zum 3. Quartal 2015 vorzulegen.

Pläne, die KMB an einem zentralen Ort unterzubringen, gab es seitdem offenbar verschiedene - zuletzt wurde eine Unterbringung in der ehemaligen Kaufhof-Zentrale geprüft. Konkret wurden diese jedoch nie. Auch jetzt kann man leicht den Eindruck gewinnen, die Stadt wisse nichts Rechtes mit der Bibliothek angefangen – Traditionspflege der kölschen Art. Dabei ist die KMB nicht nur ein städtisches Institut. In der deutschen Museumslandschaft ist es nämlich ein gutes föderales Prinzip, die Neuanschaffungen von Fachliteratur auf verschiedene Standorte zu verteilen. So konzentriert sich das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg auf Bücher zu Kulturgeschichte, Volkskunst und Landesgeschichte und das Münchner Zentralinstitut für Kunstgeschichte auf Kunsttheorie und Ikonographie.

Ein wichtiger Baustein in diesem Verbund steht mit der KMB in Köln: Hier lagern Tausende Bücher zur modernen Kunst, zur Kunst der Beneluxländer sowie zu Fotografie und Film. Beinahe die Hälfte davon sind innerhalb Deutschlands ausschließlich in der KMB vorhanden. Würde diese geschlossen, würden sie nicht nur der Kunststadt Köln, sondern der gesamten deutschen Museums- und Kulturlandschaft fehlen.