Kunst sammeln muss nicht teuer sein, verschönert das Leben und kann sogar Rendite bringen. Tipps für die ersten Schritte auf dem Kunstmarkt.
Kunstmarkt für EinsteigerMan muss sich auf der Art Cologne nur schlauer anstellen als die Reichen
Am 7. November wird die Art Cologne eröffnet, und wie jedes Jahr dürfte die Kölner Kunstmesse wieder einige Besucher dazu verführen, mit dem Sammeln anzufangen. Ein Großteil der ausgestellten Ware ist für Normalverdiener zwar alles andere als leicht verdaulich. Aber auch die Art Cologne bietet seinem Publikum günstige Einstiegsdrogen und die (allerdings vage) Aussicht auf üppige Wertsteigerungen an. Ähnliches gilt für die Kölner Galerien, die im Vergleich zur Messe den Vorteil haben, ganzjährig in der Stadt zu sein. Sogar durchgehend geöffnet hat das Internet, in dem sich zahlreiche junge Künstler mittlerweile selbst vermarkten.
Die Einkaufsmöglichkeiten sind so zahlreich wie unübersichtlich, weshalb für interessierte Normalverdiener der Einstieg über gut etablierte Wege ratsam ist. Zum Hineinschnuppern in den Kunstmarkt bieten sich etwa die in größerer Stückzahl vertriebenen Auflagewerke an. Ihre Blütezeit erlebten diese von Künstlern geschaffenen Editionen (meist Drucke und kleinere Objekte) in den 1960er Jahren, als sie den Kunstmarkt ausdrücklich demokratisieren sollten. Allein Gerhard Richter brachte mehr als 170 Editionen heraus, die - und das ist die antidemokratische Pointe des Kunstmarkts - mittlerweile zu Mondpreisen gehandelt werden. Trotzdem gibt es für Sammler mit kleinem Budget viele Möglichkeiten, an die begehrte Kunstware zu kommen. Man muss sich nur schlauer anstellen als die Reichen, Nischen finden oder sich mit Gleichgesinnten zusammentun.
Die längste Tradition der demokratisierten Kunst haben die bürgerlichen Kunstvereine
Die längste Tradition der demokratisierten Kunst haben die bürgerlichen Kunstvereine. Diese bieten ihren Mitgliedern eigene Editionen und Jahresgaben in Form von Unikaten an, die Preise variieren je nach Künstler und Stückzahl und setzen beim Kölnischen Kunstverein aktuell mit 175 Euro ein; dafür erhält man einen von Claus Richter stammenden Siebdruck des Kölner Doms. Seit 2013 gibt der Kunstverein zudem eine Vereinsgabe heraus. Für 60 Euro Jahresbeitrag erhält jedes Mitglied eine Auflagenarbeit von Kunststars wie Rosemarie Trockel, Isa Genzken oder derzeit Wade Guyton.
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Auch die rheinischen Auktionshäuser versteigern zahlreiche Kunstwerke zu dreistelligen und vierstelligen Beträgen. Gehandelt werden in dieser Preisspanne vor allem grafische Werke und Fotografien, aber auch Zeichnungen und sogar Gemälde und Objekte weitgehend unbekannter Künstler. Bei den Kölner Auktionshäusern Lempertz, Van Ham und Sotheby’s kann man also durchaus auch dann Schnäppchen machen, wenn gerade keine Achenbach-Bestände aufgelöst werden. Alle Häuser bieten für dieses Marktsegment eigene Online-Auktionen an, die gegenüber Ebay-Käufen ein geschäftsübliches Mindestmaß an kunsthistorischer Expertise, Sicherheit und Transparenz bieten.
Ein New Yorker Sammler beschwerte sich einmal darüber, dass er als „normaler Millionär“ keine Chance mehr am Kunstmarkt der Superreichen hätte. Er machte eine Erfahrung, die Normalverdiener schon verinnerlicht haben: Ein teurer Geschmack führt im Zweifelsfall eher ins Unglück als zu einer schönen Sammlung. Aber es gibt Auswege: Gerade in der Fotografie (oder bei Fotobüchern) kann man mit Sachkenntnis fehlende Mittel ausgleichen. So stellten Großhändler vor einigen Jahren ganze Bildarchive bei Online-Auktionshäusern ein, die Zeitungsverlage zuvor ausgemustert hatten. Mit viel Geduld förderte mancher Sammler aus dem Bilderwust Abzüge zutage, die später zu Ruhm gelangte Fotografen einst an Zeitungen verkauft hatten.
Eine Generalregel lautet: Wer wenig Geld hat, sollte dort sammeln, wo es nicht viele andere tun. Das Beispiel der Zero-Gruppe zeigt, dass auch Stars aus der Mode kommen und die Preise entsprechend fallen können. Besonders lohnend sind aber Künstler, an denen alle Trends vorübergegangen sind. Wer etwa rechtzeitig eine abstrakte Arbeit der US-Malerin Carmen Herrera erwarb, durfte sich, als diese im Greisenalter berühmt wurde, für schlauer halten als alle Experten zusammen.
Eine andere goldene Regel lautet: früh einsteigen
Eine andere goldene Regel lautet: früh einsteigen. Wer in den 1960er Jahren ein Gemälde von Georg Baselitz erwarb, konnte sich bei dieser Wandaktie spätestens in den 1980er Jahren über satte Gewinne freuen. Allerdings kostet es Überwindung, sein Geld in Kunst zu stecken, die andere nicht mal geschenkt bekommen wollen. Zudem sollte man sich fragen, ob man nur kauft, was einem gefällt, oder lieber, was einen nachhaltig irritiert. Letzteres hält möglicherweise länger vor.
Generell ist Durchschnittsverdienern davon abzuraten, bei der Altersvorsorge auf den eigenen Kunstverstand zu setzen; Totalausfälle sind dabei nie ausgeschlossen. Zumal man auch mehr oder weniger umsonst in den gefühlten Besitz von Kunstwerken kommen kann. So bietet die Kölner Artothek gegen fünf Euro Jahresbeitrag und sieben Euro Leihgebühr rund 1500 Kunstwerke zum Ausleihen an, darunter zahlreiche Werke von rheinischen Klassikern der Nachkriegskunst.
Hat man hingegen eine eigene Sammlung beisammen, sollte man ihre Schönheiten möglichst lange bewahren. Das beginnt schon bei der Frage, wohin man etwas hängt. So ist direktes Sonnenlicht Gift für Gemälde und noch viel mehr für lichtempfindliche Papierarbeiten wie Zeichnungen oder Aquarelle. Bei Letzteren empfiehlt sich die Lagerung in Grafikschränken, die wegen möglicher Wasserschäden nach Rohrbruch mindestens zehn Zentimeter über dem Boden montiert sein sollten.
Die wichtigsten Gefahrenquellen im Haushalt sind Wasser und Ungeschicklichkeit. Gerade in Altbauwohnungen sind feuchte Wände und die Luftfeuchtigkeit ein Problem, beim Hausputz ist doppelte Vorsicht angezeigt. Wenn doch mal was passiert ist: Auf keinen Fall versuchen, den Schaden selbst zu beheben, dadurch wird in der Regel alles nur noch schlimmer. Selbst bei kleinen Verunreinigungen sollten die Kunstwerke einem professionellen Restaurator übergeben werden, der oft auch scheinbar hoffnungslose Fälle retten kann.