Laetitia Casta im Interview„Meine Wangen glühten rot vor Freude“
Frau Casta, die Regie bei Ihrem Film „Ein Mann zum Verlieben“, der in Deutschland exklusiv auf DVD erscheint, führte Ihr Ehemann Louis Garrel. Wie eng waren Sie da in die Entstehung involviert?Letitia Casta: Eigentlich hatte ich nicht vor, mich einzumischen, aber dann hat Louis mich doch ziemlich stark eingebunden. Wir haben uns ständig über das Drehbuch unterhalten, er hat mich nach meiner Meinung gefragt und manchmal sogar gebeten, die verschiedenen Rollen für ihn zu spielen. Um zu sehen, ob die Dialoge funktionieren.
Das Private und Berufliche wollten sie also nicht voneinander getrennt?
Nein, der Film war von Anfang bei uns zu Hause omnipräsent. Aber so ist das nun einmal, wenn man sich voller Leidenschaft einem künstlerischen Projekt widmet. Da kann man nicht zum Feierabend einfach abschalten. Für ein paar Wochen kann ich das akzeptieren. Nur nicht als Dauerzustand.
War es denn seltsam, plötzlich den eigenen Ehemann als Regisseur zu haben?
Sagen wir es mal so: Ich dachte, dass ich Louis eigentlich sehr gut kenne. Aber als ich am Set ankam, war er mir plötzlich unbekannt. Diese Seite an ihm hatte ich noch nie erlebt. Genauso wie er an mir neue Facetten entdeckte, weil er mich zum ersten Mal bei meiner Arbeit als Schauspielerin erlebte.
Er selbst beschreibt „Ein Mann zum Verlieben“ als einen Film über Menschen, die nicht über ihre Gefühle sprechen wollen. Fällt Ihnen das leicht?
Ja, das ist nichts womit ich mich schwertue. Auch wenn ich meine eigenen Emotionen nicht immer unbedingt verstehe. Aber ich sprudele nur so über vor Gefühlen – und muss die auch herauslassen. Wenn ich das nicht tue, geht es mir nicht gut. Vermutlich bin ich deswegen Schauspielerin geworden. Denn so kann ich auch im Beruf diese ganzen Emotionen nutzen.
Ist der Beruf der Schauspielerin Ihr Traumziel? Oder suchen Sie noch weitere künstlerische Herausforderungen?
Ich finde, es ist wichtig, im Leben immer wieder neue Dinge zu lernen. Ich töpfere zum Beispiel, das finde ich spannend. Und ich schreibe. Außerdem habe ich bereits einen Kurzfilm inszeniert, der vor ein paar Jahren beim Festival in Cannes lief, und eine Dokumentation. Mir ist es wichtig, Dinge für mich selbst zu tun und eigene Projekte umzusetzen.
Würden Sie gerne selbst mal einen Spielfilm inszenieren?
Mal sehen. Es ist kein leichtes Unterfangen, einen Spielfilm auf die Beine zu stellen und umzusetzen. Aber theoretisch wäre ich der Sache nicht abgeneigt. Denn bei meinem Kurzfilm habe ich gemerkt, wie sehr ich es genieße, andere Menschen zu beobachten, statt selbst angeguckt zu werden.
Angeguckt wurden Sie auch schon in Ihrer Karriere als Model. Fiel Ihnen der Übergang zur Schauspielerei schwer?
Kein bisschen, denn Schauspielerin war das, was ich von Anfang an wirklich sein wollte. Seit ich als Zwölfjährige zufällig auf der Straße von zwei Theatermachern, einem Paar, angesprochen wurde, die nach Kindern für ein Projekt suchten. Sie gaben mir eine Rolle in ihrem Stück – und die Erfahrung, vor Publikum auf der Bühne zu stehen, ging mir durch Mark und Bein. Obwohl ich eigentlich fürchterlich schüchtern war.
Tatsächlich?
Oh ja, es war ganz schrecklich. Gleich am ersten Tag bei diesem Theaterprojekt wollten die Regieführenden von uns Kindern, dass jeder ein Tier spielt. Ich habe mich vor all den anderen Kindern fürchterlich geschämt. Aber letztlich habe ich mich überwunden und einen Löwen gegeben. Nicht sonderlich gut sicherlich, aber ich habe es gemacht. Meine inneren Grenzen zu überwinden, mir selbst kreativ Ausdruck zu verleihen – das entfachte eine echte Leidenschaft in mir. Buchstäblich, denn meine Wangen glühten rot vor Freude, als ich nach Hause kam. Seitdem wusste ich, dass die Schauspielerei mein Ding ist.
Als Model von einem Fotografen oder als Schauspielerin von einem Regisseur inszeniert zu werden – gibt es da Parallelen?
Im besten Fall definitiv. Zumindest bei den großen Fotografen, den echten Ausnahme-Könnern. Herb Ritts zum Beispiel war jemand, der mich als 19-Jährige zu Hause anrief, um mit mir ein bevorstehendes Shooting zu besprechen. Er hatte immer eine echte Rolle für seine Models im Kopf, hatte Referenzen zur Hand und wollte mit seinen Bildern eine echte Geschichte erzählen. Heutzutage scheint mir so etwas in der Modefotografie eher selten geworden. Ich kann kaum Unterschiede zwischen den Fotografen erkennen, alles sieht gleich aus.
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Hin und wieder sieht man Sie immer noch als Model, zuletzt posierten Sie etwa für eine Kampagne von Saint Laurent. Zu der Marke haben Sie aber auch einen besonderen Bezug, nicht wahr?
Ja, Yves Saint Laurent war einer der Designer, die mir am nächsten standen. Ich weiß noch, wie er bei einer unserer ersten Begegnungen zu mir sagte, dass er Models nicht leiden konnte. Ich war geschockt und habe erst gar nicht begriffen, warum er so etwas zu mir sagt. Aber er wollte mir damit sagen, dass es ihm um innere Schönheit und Stärke geht. Bloß hübsch zu sein, das fand er uninteressant. Saint Laurent war es dann auch, der als erster meine Weiblichkeit herausstellte, auf den Fotos, den Laufstegen und auch in meinem Leben. Ich verdanke ihm viel.